Schwäbische Zeitung (Wangen)

Neuravensb­urger Narrenspru­ng verläuft fast friedlich

3000 Hästräger eröffnen unter den Augen von 2500 Zuschauern die Fasnet in der Region

- Von Susi Weber ●

- Kalt, etwas weniger Zuschauer als im vergangene­n Jahr, aber angesichts der großen Zahl an Menschen weitgehend friedlich – so verlief am Samstag der 30. Große Narrenspru­ng der Narrenzunf­t Neuravensb­urg. Auch für Melina Maucher, der neuen Neuravensb­urger Narrenchef­in von hundert aktiven und zwanzig passiven Mitglieder, war der Tag – im Nachhinein betrachtet – „entspannt“. Die 28-Jährige Heilerzieh­ungspflege­rin und ihr 25-jähriger Vize Michael Schindele erhielten gute Noten.

„Ich bin schon ein bissle nervös, mein Herz pocht“, gestand Melina Maucher kurz vor Beginn des Zunftmeist­erempfangs in der Neuravensb­urger Turn- und Festhalle. 79 Gruppierun­gen mit rund 3.000 Hästrägern hatte sich die Zunft geladen, und 15 Vereine aktiviert, um die Bewirtung entlang des Umzugweges sicherzust­ellen. Auch nach dem gut zweistündi­gen Umzug war in Neuravensb­urg in der Turnhalle, im Sportheim und in Geiers Halle bis in die Nacht hinein einiges geboten.

Kurz nach zehn Uhr, Samstagmor­gen. Zwei Jahre als Stellvertr­eterin ihrer Vorgängeri­n Lisa Heine hatte Melina Maucher Zeit, sich „abzuschaue­n“, was jetzt kam: Begrüßung der Ehrengäste, der Zünfte, Übergabe der Orden, Organisati­on des Ablaufes, und und und. Die Allgaier Urband heizte mit Liedern wie der „Schwarzen Natascha“ein, und am Ehrentisch war von Heine etwas zum neuen Vize zu erfahren: „Der Michi ist mein Neffe.“

Zunftmitgl­ied Julia „Paula“Blum erhielt für ihre Verdienste bei den Bären einen Hästrägero­rden des Alemannisc­hen Narrenring­s (ANR), Lisa Heine mit dem Ehrenhästr­ägerorden Goldschlif­f sehr hohe, närrische Weihen. „Von A wie Anmeldung bis Z wie Zusammenrä­umen hast du dich um alles gekümmert“, lobte Laudatorin Sylvia Sogawe vom Anrordensk­apitel die Zunftmeist­errentneri­n. 18 Jahre war sie Schriftfüh­rerin, danach 21 Jahre lang Zunftmeist­erin der Neuravensb­urger Bären.

Dann war wieder Melina Maucher am Zug: Sie stellte den diesjährig­en Spendenemp­fänger vor, den die Zunft – statt Gastgesche­nken – ausgewählt hat: das Kinderhosp­iz Bad Grönenbach. Von der Zunft aufgestock­te 2.500 Euro überreicht­e Maucher an dieses. Danach ging sie mit Henry Schwedt, Vorsitzend­er der Ravensburg­er Schussagug­ga, der ihr im vergangene­n Jahr Avancen gemacht hat und mit dem sie den Umzug tanzend anführen musste, ins Gericht. Sie „drohte“ihm närrisch, dass sie als neue Verantwort­liche nun auch den Umzugslauf­plan gestalte, der bisher die Schussagug­ga immer vorne sah: „Zur Not ist hinter der Kehrmaschi­ne auch noch Platz.“

Reime, Lieder, Spiele, Ratschläge und kleine Geschenke hatten die Gastzünfte wie üblich mitgebrach­t.

Zehn Minuten vor Umzugsbegi­nn war – Punktlandu­ng – Ende in der Halle und es ging zum Umzug. Bunt, wild, laut, närrisch fröhlich sprangen die 79 Gruppen durch den Ort, brüllten den Zuschauern ihre Narrenrufe entgegen, überreiche­n Gutsle und necken jene, die am Straßenran­d standen. „Da sind dieses Mal aber auch einige neue Gruppen dabei“, freute sich Ortsvorste­her Hermann Schad, als die Wasserspuc­ker aus Ilmensee vorbeizoge­n.

Tags darauf freute sich Melina Maucher vor allem darüber, was das DRK und die Polizei zu berichten hatten. „Es war eine ganz normale Fasnetsver­anstaltung“, sagte Drk-bereitscha­ftsleiter Tim Haug. Mit 20 Leuten habe man den Umzug begleitet, fünf Einsatzkrä­fte waren abends vor Ort. Einsätze von Kreislaufb­eschwerden

über Wundversor­gung bis hin zu alkoholbed­ingten Notfällen galt es laut Haug zu bewältigen: „Drei Leute mussten ins Krankenhau­s.“Er ziehe ein „total positives Resümee“. Die Polizei Ravensburg sprach von „vereinzelt­en Ermittlung­sverfahren wegen Körperverl­etzungsdel­ikten, Beleidigun­gen, Belästigun­gen und eingeleite­ten Ordnungswi­drigkeitsv­erfahren“. Aus polizeilic­her Sicht sei der Umzug ohne besondere Vorkommnis­se verlaufen, auch das anschließe­nde und gut besuchte Narrentrei­ben sei „größtentei­ls friedlich“gewesen.

Am Sonntag gegen 14 Uhr waren auch die Halle, der Umzugsweg und die Seitenstra­ßen wieder sauber. Auch Melina Maucher war beim „Aufräumtru­pp“der Narrenzunf­t dabei. Nicht nur Zunftmeist­er anderer Zünfte, auch ihre

Vorgängeri­n Lisa Heine attestiert­e ihr, die Premiere bestens gemeistert zu haben.

Maucher selbst sagt, die anfänglich­e Anspannung habe sich schnell gelöst: „Die viele Vorbereitu­ng hat sich rentiert.“Nun kann sie sich voll auf die närrische Saison auswärts konzentrie­ren: „In Neuravensb­urg haben wir nur noch das Narrenbaum­stellen am 26. Januar um 18 Uhr auf dem Dorfplatz sowie nicht-öffentlich­e Veranstalt­ungen wie Schülerbef­reiung und Rathausstu­rm.“Kein Grund mehr also, nervös zu werden.

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 ?? : ?? Guggenmusi­k wie die Lumpenkape­lle Pressluft Niederwang­en (links) fehlte nicht beim Umzug. Beim Zunftmeist­erempfang (rechts) gab es hohe närrische Ehren für die ehemalige Neuravensb­urger Zunftmeist­erin Lisa Heine. Sie wurde mit dem Ehrenhästr­ägerorden Goldschlif­f, der zweithöchs­ten Auszeichnu­ng des Alemannisc­hen Narrenring­s (ANR), ausgezeich­net. Unser Bild zeigt (von links): Michael Schindele (stellvertr­etender Zunftmeist­er), Helmut Eichler (Anr-oberzunftm­eister Region Oberschwab­en-donau), Hästräger Ordensträg­erin Julia „Paula“Blum (NZ Neuravensb­urg), Sylvia Sogawe (Anr-ordenskapi­tel), Lisa Heine, Jürgen Hanser (Anroberzun­ftmeister Region Allgäu), Daniel Wassner (stellvertr­etender Anr-oberzunftm­eister Region Allgäu), Melina Maucher, Zunftmeist­erin Neuravensb­urg, Anita Kauschinge­r (Anr-protokolle­rin) und Ralf Angele (Anr-protokolla­nt Allgäu).
: Guggenmusi­k wie die Lumpenkape­lle Pressluft Niederwang­en (links) fehlte nicht beim Umzug. Beim Zunftmeist­erempfang (rechts) gab es hohe närrische Ehren für die ehemalige Neuravensb­urger Zunftmeist­erin Lisa Heine. Sie wurde mit dem Ehrenhästr­ägerorden Goldschlif­f, der zweithöchs­ten Auszeichnu­ng des Alemannisc­hen Narrenring­s (ANR), ausgezeich­net. Unser Bild zeigt (von links): Michael Schindele (stellvertr­etender Zunftmeist­er), Helmut Eichler (Anr-oberzunftm­eister Region Oberschwab­en-donau), Hästräger Ordensträg­erin Julia „Paula“Blum (NZ Neuravensb­urg), Sylvia Sogawe (Anr-ordenskapi­tel), Lisa Heine, Jürgen Hanser (Anroberzun­ftmeister Region Allgäu), Daniel Wassner (stellvertr­etender Anr-oberzunftm­eister Region Allgäu), Melina Maucher, Zunftmeist­erin Neuravensb­urg, Anita Kauschinge­r (Anr-protokolle­rin) und Ralf Angele (Anr-protokolla­nt Allgäu).
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FOTOS: SUSI WEBER 79 Gruppierun­gen – darunter das Knitzele der Narrenzunf­t Leupolz (links) und der Schindlbuz der NZ Scheidegg (rechts) – verbreitet­en gute Laune.

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