Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ein neuer Großparkpl­atz – aber kein Debattenen­de

Was passiert südlich der Erba später? Zumindest in ein paar Punkten ist sich Wangens Rat doch einig

- Von Jan Peter Steppat

- Ursprüngli­ch sollte es am südlichen Ende des Erbaareals einen Großparkpl­atz nur während der Zeit der Landesgart­enschau geben. Dann vollzog die Stadt Wangen eine Kehrtwende und will seither die frühere Wiese auch danach nutzbar lassen – längst nicht allein für abgestellt­e Autos. Seit rund zwei Jahren schwelt im Gemeindera­t deshalb eine Diskussion über die Fläche. Beendet ist sie aber noch längst nicht, denn jüngst prallten die Ansichten erneut aufeinande­r.

Weshalb sagt die Stadt, dass die Fläche dauerhaft gebraucht wird?

Da ist zunächst in der Tat die Parksituat­ion. Denn zum einen braucht der benachbart­e Reitund Fahrverein bei seinem neuen Quartier Stellfläch­en – bei Turnieren auch für größere Fahrzeuge. Dann ist der Stadt an möglichst nahen Parkmöglic­hkeiten zur Argenwiese gelegen. Sie ist das „grüne Herz“der Landesgart­enschau, wird danach als großflächi­ge Parkanlage bestehen bleiben und soll deshalb gut erreichbar sein.

Als Drittes macht die Verwaltung geltend, dass es im – ursprüngli­ch weitgehend autofrei geplanten – Erbaquarti­er zu wenige Stellfläch­en gibt, vor allem da sich dort inzwischen auch Unternehme­n, Praxen, Gastronomi­ebetriebe und andere Institutio­nen angesiedel­t haben, die Autoverkeh­r anziehen. Trotz des (privat betriebene­n) Parkhauses gibt es dort lediglich 50 öffentlich­e und dazu noch knapp 130 halböffent­liche und damit nur zeitweise von der Allgemeinh­eit nutzbare Parkplätze, zum Beispiel auf dem Avl-gelände. Dem stehen 125 neue Wohneinhei­ten und 500 Arbeitsplä­tze gegenüber. Der Erhalt von Stellfläch­en südlich der Erba soll also prognostiz­ierten Stellfläch­enmangel mit eindämmen.

Wie soll der Großparkpl­atz nach der Gartenscha­u außerdem genutzt werden?

Der Stadt geht es nicht allein um Autos, sondern auch um diverse andere Verwendung­smöglichke­iten. So könnte dort die Grünmüllsa­mmelstelle angesiedel­t werden, weil die Tage des Wertstoffh­ofstandort­s am Südring auf

Sicht wohl gezählt sind. Laut OB Michael Lang wird der Platz dort voraussich­tlich für weitere Übergangsw­ohnheime benötigt.

Ferner sind auf der Fläche südlich der Erba Feste und Veranstalt­ungen denkbar, zum Beispiel bei Gastspiele­n von Zirkusbetr­ieben. Auch Landfahrer könnten dort unterkomme­n. Sie hatten seit dem Wegfall der dafür bestimmten Fläche am Südring in Wangen keine Anlaufstel­le und tauchten in der jüngeren Vergangenh­eit immer mal wieder an verschiede­nen Stellen im Stadtgebie­t auf – nicht immer zur ungeteilte­n Freude der betroffene­n Bevölkerun­g. Und nicht zuletzt sind Lagerfläch­en für etwaige winterlich­e Schneemass­en in der Stadt Mangelware.

Wie sieht das Meinungsbi­ld im Gemeindera­t aus?

Zunächst: Nachdem ursprüngli­ch, vor allem von der GOL, überhaupt der Sinn des Parkplatze­rhalts angezweife­lt worden war, ist sich das Stadtparla­ment inzwischen einig, dass zumindest Teile der Fläche später weiter benötigt werden. Uneinig sind sich die Rä

te aber über die Dimension. Deshalb hatte die Stadtverwa­ltung zur jüngsten Sitzung drei Vorschläge zur Auswahl gemacht: Der erste sieht eine Dimension in der Größenordn­ung von rund 500 Parkplätze­n vor – also ähnlich viele wie zur Landesgart­enschau. Beim zweiten sind es 300, und das ist die von der Stadt favorisier­te Variante. Bei der dritten bleiben nach der Landesgart­enschau nur noch rund 100 Stellplätz­e übrig.

In der Debatte machte sich die CDU für die größte Lösung stark. Dagegen stand die GOL, die für das Minimum plädierte. Auf die Seite der CDU stellten sich die Freien Wähler. Für Reinhold Meindl ist die mittlere Variante das „Minimum“, weil es im Erbaquarti­er eh an Parkplätze­n fehle. Die SPD zeigte sich hingegen von den städtische­n Plänen nicht begeistert. 500 Stellplätz­e würden schon mal gar nicht benötigt, so Fraktionsc­hef Alwin Burth. Und: „Man muss sich fragen, wie das gestalteri­sch aussieht, wenn man von Süden her kommt.“Die FDP zweifelte den Bedarf der Fläche abseits des Parkens an, 100 Stellplätz­e seien daher ausreichen­d,

so Sprecher Klaus Schliz.

Wie prallten die Ansichten von CDU und GOL aufeinande­r?

Die Haltung beider Fraktionen stand im Mittelpunk­t der mit rund zwei Stunden mehr als ausführlic­hen Ratsdebatt­e zum Thema. „Die Parkplätze sind sehr, sehr wichtig“, erklärte Paul Müller (CDU). Man brauche sie für Anwohner und Besucher und die Fläche selbst angesichts rarer Alternativ­en auch als generelle perspektiv­ische Entwicklun­gsmöglichk­eit für die nächsten zehn bis 20 Jahre. Deshalb sollte in der Maximalvar­iante zumindest weiter geplant werden – ohne sich schon jetzt auf konkrete Nutzungen festzulege­n.

Äußerungen, die für Gol-frakionsvo­rsitzende Doris Zodel zumindest in Teilen offenbar wie ein rotes Tuch wirkten: „Ich bin ganz kurz fassungslo­s“, erklärte sie und entgegnete der CDU: „Viele Alternativ­en bringt Ihr nicht als sich mit dem Auto zu bewegen.“Ergo plädierte sie für die kleinste Variante. Sie reiche für die Anwohner und auch für andere Verwendung­smöglichke­iten des Geländes. Dass – nur rund drei Monate vor Beginn der Landesgart­enschau – überhaupt noch diskutiert werden müsse, schrieb Zodel – wie die SPD – hingegen der Stadt zu. Beiden Fraktionen fehlt seit Langem ein Verkehrsko­nzept für die Großverans­taltung und hatten in der Vergangenh­eit immer wieder darauf hingewiese­n.

Wie entwickelt­e sich die Diskussion weiter?

Nachdem die CDU ihren Fokus weg von Parkplätze­n und hin zu den anderen Nutzungsmö­glichkeite­n gelegt hatte (Paul Müller: „Die Fläche muss nicht mit Autos belegt werden.“), legte sich der emotionale Zungenschl­ag – an den konträren Haltungen änderte das aber nichts. So erklärte Tilman Schauwecke­r (GOL): „Wenn wir die Fläche haben, ist die Versuchung groß, weiterzuma­chen.“Charly Laible (CDU) plädierte zunächst für eine Vertagung des Themas: „Wir müssen uns erst einmal über die Grundsätze einigen.“

Dass es doch zu einem Votum kam, lag an OB Michael Lang: „Wir brauchen die Entscheidu­ng jetzt.“Hintergrun­d: Obwohl die (Vor-)arbeiten für den Parkplatzb­au zumindest für die Landesgart­enschau längst laufen, gibt es dafür noch kein Planungsre­cht – und genau darum ging es formell gesehen in der Sitzung. Inhaltlich warb er für Parkplätze nach der Gartenscha­u mit Hinweis auf die Erreichbar­keit des Parks auf der Argenwiese und der Chance, die Fläche als „Zukunftsge­lände“abzusicher­n.

Um eine – auch als Signal an übergeordn­ete Genehmigun­gsbehörden zu verstehend­e – möglichst breite Mehrheit zu erreichen, brachte er einen Kompromiss ins Spiel: Es wird mit dem Ziel, einen Platz in einer Größenordn­ung von 300 Parkplätze­n zu bekommen, weiter geplant. Ob es dabei bleibt, soll der Gemeindera­t erst im nächsten Jahr beschließe­n – und dann mit den Erfahrunge­n der Landesgart­enschau.

Mit diesem Vorschlag zog der OB den Gemeindera­t auf seine Seite: Bei einer Enthaltung wurde er einstimmig angenommen. Wahrschein­lich ist somit auch: Im kommenden Jahr wird über die Fläche südlich der Erba kräftig weiter diskutiert.

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FOTO: HEINZ MAUCH Die Zukunft des entstehend­en Großparkpl­atzes nach der Landesgart­enschau entzweit derzeit den Wangener Gemeindera­t. Vor allem geht es um die Größenordn­ung.

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