Neuen (Park-)platz groß planen
War es der aufziehende Kommunalwahlkampf? Oder weshalb sonst zerbrach sich Wangens Gemeinderat zu Wochenbeginn sehr ausgiebig den Kopf über die Zukunft des neuen Großparkplatzes nach der Landesgartenschau? Klar ist bislang nur: Entschieden ist wenig, und die Debatte geht weiter. Das hat Gründe. Die haben etwas mit dem Werben um Wählergunst zu tun – aber nicht nur.
Dass es im Stadtparlament emotional zugeht, ist selten, doch es kommt vor. So wie am Montag, als sich Gol-sprecherin Doris Zodel „entsetzt“über die CDU zeigte, die sich für möglichst viel nutzbare Fläche nach der Großveranstaltung aussprach – fürs Parken, aber auch für andere Dinge. Und auch, als Ingrid Detzel (FW) der GOL attestierte, ohnehin keine Stellflächen für Autos zu wollen. Deshalb könnte man auf die Idee kommen, dass in den zwei Stunden der Wahltermin eine Rolle spielte.
Zumindest wurden in der Diskussion die ideologisch gefärbten verkehrspolitischen Standpunkte erneut deutlich. Dieses Mal entzündeten sie sich nicht an der Altstadt, obwohl es bei der Fläche südlich der Erba nicht allein um Parkplätze geht.
Genau das aber drohte zu Beginn der Debatte anfangs unterzugehen. Erstens, weil die Verwaltung die Sitzungsvorlage vor allem auf Stellplätze und deren Mangel im neuen Erba-quartier zugeschnitten hatte, zweitens, da sich die CDU zunächst darauf fokussierte und drittens, weil ref lexartig entsprechendes „Entsetzen“laut wurde. Erst im Laufe der Zeit gestalteten sich die Wortmeldungen differenzierter: Was ist auf der ehemaligen Wiese sonst noch vorstellbar? Was braucht die Stadt wofür? Und wie kann das Ganze stadtbildverträglich gestaltet werden?
Am Ende drängte sich der Eindruck auf: Die Stadt sollte großzügig planen, also in der maximalen von drei vorgelegten Alternativen mit rein rechnerisch knapp 500 Parkplätzen. Doch weshalb? Weil es zunächst natürlich auch um Fahrzeuge geht und das logisch klingt: Im neuen Erba-quartier mangelt es an Stellflächen, der Reitverein braucht welche und die Stadt hat recht, dass für viel Geld und Aufwand gestaltete Parkanlagen gut erreichbar sein sollten. Das ist Fakt.
Groß gedacht werden darf aber nur unter einer Bedingung: Die Fläche sollte keinesfalls als Abstellmöglichkeit bloß für 500 Autos dienen. Denn die Notwendigkeit einer klimaverträglichen Verkehrswende ist ebenso Fakt.
Außerdem ist der Raum allein für Autos viel zu wertvoll. Gerade in Wangen, einer Stadt, die eklatant unter Flächenmangel leidet. Weshalb sonst käme die Verwaltung auf die Idee, am bislang ansehnlichen südlichen „Tor“zur Kernstadt Feste und Veranstaltungen ermöglichen, den Wertstoffhof samt Grünmüllabgabe ansiedeln und bei Bedarf Schneeberge auftürmen zu wollen? Ganz einfach: Weil das fragliche Gelände für Zwecke wie diese (und das Parken) vergleichsweise einfach überplanbar ist. Deshalb ist der Cdu-vorschlag weitsichtig. Dass der Stadt nicht einmal die gesamte Fläche gehört, spielt dabei eine untergeordnete Rolle, denn Eigentumsverhältnisse können sich ändern.
Apropos ansehnlich: Vertreter von GOL, SPD, aber auch CDU haderten in der Ratsdebatte mit dem möglichen Verlust der sich bislang ordentlich präsentierenden südlichen Stadteinfahrt. Ein wichtiger Punkt! Denn ansehnlich sollte sie bleiben – wenn auch in durch Bautätigkeiten schon jetzt veränderter Form. Umso mehr darf sich die Stadt beim von OB Michael Lang gesprochenen Wort genommen fühlen, bei der Gestaltung auf Gartenschauchefplaner Axel Lohrer zurückgreifen zu wollen. Hässlich geratene Beispiele gibt es schließlich mehr als genug: Man erinnere sich nur an den lange Zeit kahlen und erst durch Baumpflanzungen aufgehübschten Großparkplatz P14 oder sehe sich einmal in Ravensburg rings um die Oberschwabenhalle um.
Die Debatte zeigte aber auch ein Dilemma auf: Erneut wurde deutlich, dass die Stadt mit Verkehrsthemen rund um die Gartenschau viel zu spät dran ist. Ein Mobilitätskonzept gibt es bis heute nicht, und das autofrei geplante Erba-quartier erfordert jetzt beim Großparkplatz Kompromisse. Damit nicht genug: Bei der Entscheidung für den Bau der Linksabbiegespur zu eben jetzt diskutiertem Gelände fühlten sich die Stadträte genötigt, eine teure Entscheidung treffen zu müssen, die ihnen nicht einmal gefiel. Und jetzt wird bereits Erde verschoben, obwohl es kein Planungsrecht gibt. Eigentlich ein Unding.