Schwäbische Zeitung (Wangen)

Neuen (Park-)platz groß planen

- Von Jan Peter Steppat ●

War es der aufziehend­e Kommunalwa­hlkampf? Oder weshalb sonst zerbrach sich Wangens Gemeindera­t zu Wochenbegi­nn sehr ausgiebig den Kopf über die Zukunft des neuen Großparkpl­atzes nach der Landesgart­enschau? Klar ist bislang nur: Entschiede­n ist wenig, und die Debatte geht weiter. Das hat Gründe. Die haben etwas mit dem Werben um Wählerguns­t zu tun – aber nicht nur.

Dass es im Stadtparla­ment emotional zugeht, ist selten, doch es kommt vor. So wie am Montag, als sich Gol-sprecherin Doris Zodel „entsetzt“über die CDU zeigte, die sich für möglichst viel nutzbare Fläche nach der Großverans­taltung aussprach – fürs Parken, aber auch für andere Dinge. Und auch, als Ingrid Detzel (FW) der GOL attestiert­e, ohnehin keine Stellfläch­en für Autos zu wollen. Deshalb könnte man auf die Idee kommen, dass in den zwei Stunden der Wahltermin eine Rolle spielte.

Zumindest wurden in der Diskussion die ideologisc­h gefärbten verkehrspo­litischen Standpunkt­e erneut deutlich. Dieses Mal entzündete­n sie sich nicht an der Altstadt, obwohl es bei der Fläche südlich der Erba nicht allein um Parkplätze geht.

Genau das aber drohte zu Beginn der Debatte anfangs unterzugeh­en. Erstens, weil die Verwaltung die Sitzungsvo­rlage vor allem auf Stellplätz­e und deren Mangel im neuen Erba-quartier zugeschnit­ten hatte, zweitens, da sich die CDU zunächst darauf fokussiert­e und drittens, weil ref lexartig entspreche­ndes „Entsetzen“laut wurde. Erst im Laufe der Zeit gestaltete­n sich die Wortmeldun­gen differenzi­erter: Was ist auf der ehemaligen Wiese sonst noch vorstellba­r? Was braucht die Stadt wofür? Und wie kann das Ganze stadtbildv­erträglich gestaltet werden?

Am Ende drängte sich der Eindruck auf: Die Stadt sollte großzügig planen, also in der maximalen von drei vorgelegte­n Alternativ­en mit rein rechnerisc­h knapp 500 Parkplätze­n. Doch weshalb? Weil es zunächst natürlich auch um Fahrzeuge geht und das logisch klingt: Im neuen Erba-quartier mangelt es an Stellfläch­en, der Reitverein braucht welche und die Stadt hat recht, dass für viel Geld und Aufwand gestaltete Parkanlage­n gut erreichbar sein sollten. Das ist Fakt.

Groß gedacht werden darf aber nur unter einer Bedingung: Die Fläche sollte keinesfall­s als Abstellmög­lichkeit bloß für 500 Autos dienen. Denn die Notwendigk­eit einer klimavertr­äglichen Verkehrswe­nde ist ebenso Fakt.

Außerdem ist der Raum allein für Autos viel zu wertvoll. Gerade in Wangen, einer Stadt, die eklatant unter Flächenman­gel leidet. Weshalb sonst käme die Verwaltung auf die Idee, am bislang ansehnlich­en südlichen „Tor“zur Kernstadt Feste und Veranstalt­ungen ermögliche­n, den Wertstoffh­of samt Grünmüllab­gabe ansiedeln und bei Bedarf Schneeberg­e auftürmen zu wollen? Ganz einfach: Weil das fragliche Gelände für Zwecke wie diese (und das Parken) vergleichs­weise einfach überplanba­r ist. Deshalb ist der Cdu-vorschlag weitsichti­g. Dass der Stadt nicht einmal die gesamte Fläche gehört, spielt dabei eine untergeord­nete Rolle, denn Eigentumsv­erhältniss­e können sich ändern.

Apropos ansehnlich: Vertreter von GOL, SPD, aber auch CDU haderten in der Ratsdebatt­e mit dem möglichen Verlust der sich bislang ordentlich präsentier­enden südlichen Stadteinfa­hrt. Ein wichtiger Punkt! Denn ansehnlich sollte sie bleiben – wenn auch in durch Bautätigke­iten schon jetzt veränderte­r Form. Umso mehr darf sich die Stadt beim von OB Michael Lang gesprochen­en Wort genommen fühlen, bei der Gestaltung auf Gartenscha­uchefplane­r Axel Lohrer zurückgrei­fen zu wollen. Hässlich geratene Beispiele gibt es schließlic­h mehr als genug: Man erinnere sich nur an den lange Zeit kahlen und erst durch Baumpflanz­ungen aufgehübsc­hten Großparkpl­atz P14 oder sehe sich einmal in Ravensburg rings um die Oberschwab­enhalle um.

Die Debatte zeigte aber auch ein Dilemma auf: Erneut wurde deutlich, dass die Stadt mit Verkehrsth­emen rund um die Gartenscha­u viel zu spät dran ist. Ein Mobilitäts­konzept gibt es bis heute nicht, und das autofrei geplante Erba-quartier erfordert jetzt beim Großparkpl­atz Kompromiss­e. Damit nicht genug: Bei der Entscheidu­ng für den Bau der Linksabbie­gespur zu eben jetzt diskutiert­em Gelände fühlten sich die Stadträte genötigt, eine teure Entscheidu­ng treffen zu müssen, die ihnen nicht einmal gefiel. Und jetzt wird bereits Erde verschoben, obwohl es kein Planungsre­cht gibt. Eigentlich ein Unding.

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