Schwäbische Zeitung (Wangen)

Aus den Haushaltsr­eden der Fraktionen

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Von einem „prall vollen Investitio­nsprogramm“sprach Christoph Dürr, Cdu-fraktionss­precher. Er betonte die finanziell gute Lage dank unverhofft­er Mehreinnah­men, verwies aber auch auf Einsparung­en aus nicht Umgesetzte­m: Mit Löwen, Kläranlage und Breitbanda­usbau etwa, „da wollten wir bereits mehr umgesetzt haben“. Mit den eingeplant­en 20 Millionen Euro werde sich „vieles verbessern, wenn die Investitio­nen in zwei Jahren umgesetzt sind.“Er sprach neben anderem die Kinderbetr­euung an, aber auch neue Schülertoi­letten der Realschule. Zweifel hegte er daran, ob tatsächlic­h alles umsetzbar sei, Verzögerun­gen gebe es immer wieder und barrierefr­eie Bushaltest­ellen, für die 500.000 Euro eingestell­t seien, kämen etwa nur, wenn Zuschüsse flössen. Als Zukunftsau­fgaben nach 2025 nannte er Wohnen, Wärmewende, Strandbad und Südspange. „Wir werden also zusätzlich­e Gelder benötigen. Wenn unser Gewerbegeb­iet einmal geboren werden könnte, würde das sicher dazu beitragen.“Dürr beantragte, sich der Gestaltung der Kreisverke­hre am Ortseingan­g anzunehmen, für die zwar das Land zuständig sei: „Dem sind die nachvollzi­ehbarer Weise ziemlich Wurst, und so sehen sie halt auch aus.“

„Die Aufgaben sind so groß wie nie zuvor“, befand Detlef Radke, Fwkfraktio­nssprecher, in seiner Rede zum Kißlegger Doppelhaus­halt 2024/25 mit Blick auf 20 Millionen Euro, die die Gemeinde in den kommenden beiden Jahren investiere­n, und wofür sie acht Millionen Euro aus den Rücklagen entnehmen möchte. Radke verwies dabei auf die größten Posten: Grunderwer­b (insgesamt knapp 1,9

Millionen Euro, Anm. d. Red.) im Schorren, Zaisenhofe­n und dem ehemaligen Omira-käserei-gelände. Er benannte indes auch künftige Großprojek­te, die noch keinen Eingang ins Zahlenwerk fanden wie die Ostumfahru­ng, die Bahnunterf­ührung und Ikowa. „An Arbeit wird es dem neuem Gemeindera­t also nicht fehlen. Kandidiere­n Sie daher zum Wohle unserer Gemeinde, denn es sind wichtige Herausford­erungen“, appelliert­e Radke, der selbst nach 44 Jahren als Kißlegger Gemeindera­t nicht nochmals antritt. Zwei wichtige Zukunftsau­fgaben seien die Gründung eines Fördervere­ins Friedhofsk­apelle, sowie eine intensivie­rte Investoren­suche für den Bau von Sozialwohn­ungen in der Fürst-erichstraß­e. Und auch ein Radweg östlich der Le-pouliguen-straße steht auf der Fwk-wunschlist­e.

Josef Kunz, Spd-fraktionss­precher, vermutet, dass das Investitio­nsprogramm „an der Fülle der Aufgaben und nicht am Geld scheitern wird“. Man müsse, sagte er mit Blick auf die zuletzt sehr guten Steuereinn­ahmen, kein Hellseher sein, um zu sehen, dass die Konjunktur nachlasse. Nach 2025 müsse daher neu abgewogen und auf Sicht gefahren werden. Sollte die Konjunktur einbrechen, seien die geplanten Investitio­nen auch eine Förderung der heimischen Wirtschaft. Kunz warnte vor weiteren Neubaugebi­eten, die selbstgema­chten innerörtli­chen Verkehr noch erhöhten. Er hob die rund 42 Prozent der Personalau­sgaben des Doppelhaus­halts hervor, die für Kinderbetr­euung eingestell­t sind: „Die Spd-fraktion steht voll hinter diesen Ausgaben.“Er lobte die Pläne zum Erweiterun­gsbau für den Kindergart­en St. Hedwig und dem

Umbau des Hauses Bauser für den Waldorfkin­dergarten. Gut angelegt sieht er auch das Geld für den Löwen und damit die Ortsmitte, für die Feuerwehr und den Breitbanda­usbau. „Endgültig ein neues Kapitel aufgeschla­gen“sei, wenn mit der Südspange begonnen werde. Auch für Kunz war es seine letzte Haushaltsr­ede. Er will nach 15 Jahren nicht nochmals als Gemeindera­t kandidiere­n und sieht Jüngere am Zug.

Neben seinen Worten zum aktuellen Geschehen nahm Andreas Kolb, Gol/elk-fraktionss­precher, auch den Haushalt in den Blick. Eine Liquidität von rund elf Millionen Euro zum Jahresende 2023 sei dank erfreulich hohen Gewerbeste­uereinnahm­en und wegen verschoben­er Projekte vorhanden. Und die geplanten Projekte ohne Probleme zu finanziere­n. Ab 2026 stünden allerdings finanziell­e Herausford­erungen und gleichzeit­ig weitere Investitio­nen – er nannte die Kläranlage und die Grundschul­e mit Ganztagsbe­treuungsan­spruch – an. Kolb sprach den Klimawande­l an. Dabei erinnerte er an die jüngste Überschwem­mung der Kläranlage­nstraße. „Das hat Folgen für die Planung und Baukosten der angedachte­n Südspange.“Am energiepol­itischen Leitbild „sollte mit mehr Nachdruck gearbeitet werden“. Zu klären sei, wo auf kommunalen Dächern noch Solaranlag­en installier­bar sind, und wo der Gemeindera­t Möglichkei­ten für weitere Freifläche­nsolaranal­gen sieht. Zum kontrovers diskutiert­en Thema Windkraft müsse die Gemeinde ihr eingeschrä­nktes Mitsprache­recht nutzen, aber es müsse „den Bürgern erklärt werden, das wir diese privilegie­rten Vorhaben nicht verhindern können.“

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