Kundgebung bei Diehl Controls wegen massiven Stellenabbaus
Unternehmen will viele Arbeitsplätze ins Ausland verlagern – IG Metall ruft zur Solidarität auf
(jps) - Der Furcht vor einem massiven Stellenabbau bei Diehl Controls geht in Wangen um. Nach Unternehmensplänen sollen mehr als die Hälfte der 540 Arbeitsplätze am Hauptsitz in der Allgäustadt wegfallen. Außerdem scheinen nach ersten Gesprächsrunden zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmervertretern die Fronten verhärtet. Am Mittwoch, 24. Januar, wird es daher zu einer ersten Kundgebung kommen, nachdem Ende November die Firmenpläne bekannt geworden waren.
Die IG Metall für Mittwoch, ab 13.45 Uhr, dazu auf, bei Diehl Controls in der Pfannerstraße zusammenzukommen. Der zum Nürnberger Diehl-konzern gehörende Hersteller von Steuerungsund Regelsystemen für Haushaltsgeräte hatte Ende November den Abbau von 320 Stellen am Stammsitz in Wangen bis 2026 angekündigt – und damit deutlich mehr als die Hälfte der insgesamt 540 Arbeitsplätze.
Die Gewerkschaft will bei der Kundgebung nicht nur die Beschäftigten mobilisieren. Zugleich ruft sie die Bevölkerung zur Solidarität auf. Frederic
Striegler, Zweiter Bevollmächtigter der IG Friedrichshafen-oberschwaben, hofft auf Zuspruch aus der Wangener Kommunalpolitik, aber auch von Vereinsvertretern und weiteren Bürgern. Zudem hätten sich Beschäftigte eines weiteren großen Wangener Unternehmens angesagt. Bei der auf rund eine Stunde angesetzten Veranstaltung sollen Vertreter der IG Metall und der Arbeitnehmervertretung sprechen, unter anderem der Diehl-gesamtbetriebsratsvorsitzende.
Robert Bäuerlein, der für die IG Metall bei Diehl Controls für die Arbeitnehmerseite am Verhandlungstisch
sitzt, wird in einer Mitteilung der Gewerkschaft zum geplanten Stellenabbau mit folgenden Worten zitiert: „Bei diesem Vorgang geht es nicht nur um Zahlen, sondern um ganze Lebenskonzepte, die jetzt in die Brüche gehen. Zu einer wirtschaftlich ungünstigen Zeit sollen Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren, nur damit das Unternehmen am Jahresende mehr Profit verzeichnet – während die Betroffenen ihre Lebensgrundlage verlieren. Diesen Menschen wollen wir ein Gesicht geben und hoffen, dass viele Wangener sich solidarisch zeigen und diesem Verlagerungswahn Einhalt gebieten.“
Hintergrund: Im Herbst hatte Diehl Controls intern den Abbau von 320 Arbeitsplätzen angekündigt, vor allem in Produktionsbereichen. Ende November wurden die Pläne öffentlich. Zugleich hatte das Unternehmen zuletzt neue Werke in China eröffnet, beziehungsweise in Rumänien mit deren Bau begonnen. Begründet werden die geplanten Schritte mit Konkurrenzdruck und Kosten, die eine Produktion am Stammsitz unwirtschaftlich machten. Wangen soll den Plänen zufolge zwar Zentrale
von Diehl Controls bleiben, aber nur noch als Innovations- und Entwicklungsstandort fungieren. Weltweit beschäftigt das Unternehmen rund 3000 Menschen.
Der Betriebsrat hatte schon damals Widerstand gegen den Stellenabbau angekündigt. Ziel der jetzt angelaufenen Gesprächen zwischen Unternehmen und Arbeitnehmern ist es, Alternativen zum geplanten Stellenabbau zu erörtern. Bislang ohne Erfolg, so Frederic Striegler auf Anfrage: „Der Arbeitgeber macht ordentlicg Druck und hat Maßnahmen vor, die wir nicht nachvollziehen können.“Bislang lägen auch keine Erkenntnisse zu deren Wirtschaftlichkeit vor.
Der Zweite Bevollmächtigte der IG Metall spricht aus Erfahrung: Vor einigen Jahren habe ein Unternehmen seine Produktion nach Tschechien verlagert, drei Jahre später sei er an den Verhandlungen zur Rückverlagerung beteiligt gewesen. Laut Striegler sähen Firmen bei derlei Plänen immer nur im Ausland günstigere Löhne. Reibungsverluste und Probleme bei Lieferketten spielten in deren Betrachtung hingegen keine Rolle.