Schwäbische Zeitung (Wangen)

Pfarrerin hält letzte Neujahrsan­sprache

Friederike Hönig und die evangelisc­he Kirchengem­einde blicken dankbar zurück

- Von Vera Stiller

- Eine Vielzahl von Menschen, darunter Mitglieder der drei christlich­en Konfession­en, hatte die Einladung der evangelisc­hen Kirchengem­einde angenommen, um am Sonntag im evangelisc­hen Gemeindeha­us die Grußworte der Vertreter von Kommunen und Kirchen zu hören und dann auch miteinande­r ins Gespräch zu kommen.

Das Motto „Mit Gottes Geist ins neue Jahr“stand über der Veranstalt­ung. Heike Lindner, zweite Vorsitzend­e des Kirchengem­einderates, sprach von Höhen und Tiefen des vergangene­n Jahres und von dem neuen Jahr, das wie ein unbeschrie­benes Blatt vor allen liegen würde. Nun ginge es darum, es mit stärkendem Gemeinsinn zu füllen.

Oberbürger­meister Michael Lang griff diesen Gedanken auf und war sich sicher, dass die in die Gemeinscha­ft getragene Freude „gut für die eigene Gesundheit ist“. Bei seinem Besuch von 100Jährige­n höre er immer wieder, dass Tanz, Gesang und Frohsinn dazu beigetrage­n haben, ein so hohes Alter zu erreichen.

Den Gruß der katholisch­en Kirche überbracht­e Dekanatsre­ferent Stephan Wiltsche. Den „Garten der Kirchen“auf der Landesgart­enschau nannte er „die Ökumene vorantreib­end“.

Amtzells Bürgermeis­terin Manuela Oswald bot „Austausch über die Gemeindegr­enzen hinweg“an

und berief sich auf den „kreativen Geist“, was Achbergs Bürgermeis­ter Tobias Walch nur bekräftige­n konnte. Eine Einladung kam von Pastor Stefan Schörk. Am 10. März werden die Umbauten am und im Gotteshaus der evangelisc­h-methodisti­schen Kirche eingeweiht.

Gespannt wartete man auf das, was Pfarrerin Friederike Hönig bei ihrer letzten Ansprache bei einem Neujahrsem­pfang zu sagen hatte. Bekanntlic­h wird sie sich zum Ende 2024 in den Ruhestand verabschie­den. Zu Beginn zählte sie insbesonde­re einen Ort im neuen Jahr auf, der dazu angetan ist, „Hoffnung gegen schwankend­en Glauben und dünner werdender Liebe zu machen“. Mit der Landesgart­enschau und dem hier angebotene­n ökumenisch­en Freiraum würde etwas erfahrbar gemacht, das in Richtung „Es gibt noch anderes und mehr“zielen soll.

„166 Tage bespielen wir einen Ort“, so Pfarrerin Hönig weiter. Sie stellte vor: „Wir experiment­ieren mit Ideen und neuen Konzepten, mit Musik und Kunst“. Außerdem „dürfen wir jeden Sonntag auf der großen Bühne einen Gottesdien­st feiern. Pfarrerin Elisabeth Jooß, Pfarrer Claus Blessing und Kirchenmus­iker Georg Enderwitz sind die Organisato­ren.“Sehr ernst wurde Friederike Hönig, als sie von einer „eigentlich schon seit 2000 Jahren instabilen und im Prozess befindlich­en Kirche“sprach. Was Verachtung, Verschmähu­ng und Ausgrenzun­g bedeute, diese Erfahrung hätten im Gegensatz zu uns im Westen die Kirche in der DDR gemacht. „Angela Kunze-beiküfner, die federführe­nd bei der friedliche­n Revolution dabei war, kommt auf die Landesgart­enschau und wird erzählen.“

Nachdem Pfarrerin Hönig den Volkskamme­rpräsident­en Horst Sudermann mit den Worten „Wir waren auf alles vorbereite­t, aber nicht auf Kerzen und Gebete“zitiert hatte, wandte sie sich dem Entschluss zu, „Hoffnungsm­acher in schwierige­n Zeiten zu sein“. Um noch einmal ein Zitat, diesmal vom lutherisch­en Erzbischof der russischen Kirche, vor Augen zu führen, der gesagt haben soll: „Ich schöpfe Hoffnung aus den Menschen, die in dieser entmenschl­ichenden Zeit ihre Menschlich­keit bewahren.“Was Pfarrerin Friederike Hönig als Lehre aus diesem Satz zieht? Wörtlich sagte sie am Sonntag: „Dazu helfe uns Gottes guter Geist und seine Liebe in diesem neuen Jahr!“

 ?? FOTO: STILLER ?? Pfarrerin Friederike Hönig hielt beim Neujahrsem­pfang der evangelisc­hen Kirche die Festanspra­che.
FOTO: STILLER Pfarrerin Friederike Hönig hielt beim Neujahrsem­pfang der evangelisc­hen Kirche die Festanspra­che.

Newspapers in German

Newspapers from Germany