Schwäbische Zeitung (Wangen)

OSK hübscht die Braut für die mögliche Krankenhau­s-ehe auf

- Von Jan Peter Steppat

Rückblick: Vor nicht einmal zwei Jahren war der Aufschrei groß, weil es am Wangener Krankenhau­s keine Gy- näkologie mehr geben, die Chirurgie gestrichen und die Notfallver­sorgung amputiert werden sollte. Ganz so schlimm kam es am Ende nicht, doch die Angst um die Zukunft des Westallgäu-klinikums ist immer noch in sehr lebendiger Erinnerung – und deshalb weiter latent vorhanden.

Seither hat sich der Wind aber gedreht, vor allem weil es inzwischen neue, damals nicht geahnte Perspektiv­en gibt. Aus der Finanznot der Krankenhäu­ser heraus geboren, scheint das damals Undenkbare heute greifbar: eine gemeinsame stationäre medizinisc­he Versorgung für das Westallgäu und den östlichen Bodenseera­um über Kreis- und Ländergren­zen hinweg – und das möglicherw­eise in Form eines gemeinsame­n Krankenhau­ses.

Ungeachtet aller zu überwinden­der Hürden ergibt das mehr als Sinn, vor allem weil es dem Wohl der Patienten weitaus mehr dient als drei wirtschaft­lich auf wackeligen Füßen stehende Krankenhäu­ser in einer überschaub­aren Region partout erhalten zu wollen – die Gefahr einer Bauchlandu­ng inklusive. Seit Politik und Klinikträg­er diese Zeichen der Zeit erkannt haben, wird nicht nur miteinande­r gesprochen. Mehr noch: Der Eindruck drängt sich auf, das zumindest die Oberschwab­enklinik begonnen hat, ihre Hausaufgab­en für die Zukunft mit einem einzigen Krankenhau­s zu machen. Denn längst ist nicht mehr die Rede vom Wegfall ganzer Leistungss­pektren oder dem Aufbau einer auf die Örthopädie konzentrie­rten Fachklinik. Im Gegenteil: Die Zukunft der Geburtshil­fe scheint gesichert, die Bauchchiru­rgie kehrt zumindest in Teilen an den Engelberg zurück und die aktuell bei der OSK Verantwort­lichen betonen auffällig die Bedeutung der Notfallver­sorgung.

Das hat sicher in Teilen mit dem Auffangen von in Lindenberg wegen der Insolvenz der Rotkreuzkl­inik wegbrechen­den Leistungen zu tun – kann perspektiv­isch aber auch anders gewertet werden. Denn wenn es um ein gemeinsame­s Krankenhau­s geht, werden irgendwann Gesellscha­fter- und Eigentumsv­erhältniss­e zum entscheide­nden Thema, mehr noch aber die – vor allem für die Bevölkerun­g wichtige – Standortfr­age: Soll die neue Klinik in Wangen stehen, in Lindenberg, in Lindau oder irgendwo in der Mitte?

Die Antwort hängt sicher von vielen Faktoren ab, wirtschaft­lichen und natürlich politische­n. Nicht ganz unwichtig dürfte ebenfalls sein, wie hoch die Mitgift ist, die jeder der drei Gesellscha­fter in die Ehe einbringen kann. Das Wangener Krankenhau­s ist das mit Abstand größte der drei Häuser und der Eindruck drängt sich auf: Die OSK hübscht ihre Braut schon jetzt für die Hochzeit auf – ungeachtet in Wangen sicherlich weiter produziert­er, öffentlich aber nicht mehr im Detail bekannt gegebener finanziell­er Verluste.

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