OSK hübscht die Braut für die mögliche Krankenhaus-ehe auf
Rückblick: Vor nicht einmal zwei Jahren war der Aufschrei groß, weil es am Wangener Krankenhaus keine Gy- näkologie mehr geben, die Chirurgie gestrichen und die Notfallversorgung amputiert werden sollte. Ganz so schlimm kam es am Ende nicht, doch die Angst um die Zukunft des Westallgäu-klinikums ist immer noch in sehr lebendiger Erinnerung – und deshalb weiter latent vorhanden.
Seither hat sich der Wind aber gedreht, vor allem weil es inzwischen neue, damals nicht geahnte Perspektiven gibt. Aus der Finanznot der Krankenhäuser heraus geboren, scheint das damals Undenkbare heute greifbar: eine gemeinsame stationäre medizinische Versorgung für das Westallgäu und den östlichen Bodenseeraum über Kreis- und Ländergrenzen hinweg – und das möglicherweise in Form eines gemeinsamen Krankenhauses.
Ungeachtet aller zu überwindender Hürden ergibt das mehr als Sinn, vor allem weil es dem Wohl der Patienten weitaus mehr dient als drei wirtschaftlich auf wackeligen Füßen stehende Krankenhäuser in einer überschaubaren Region partout erhalten zu wollen – die Gefahr einer Bauchlandung inklusive. Seit Politik und Klinikträger diese Zeichen der Zeit erkannt haben, wird nicht nur miteinander gesprochen. Mehr noch: Der Eindruck drängt sich auf, das zumindest die Oberschwabenklinik begonnen hat, ihre Hausaufgaben für die Zukunft mit einem einzigen Krankenhaus zu machen. Denn längst ist nicht mehr die Rede vom Wegfall ganzer Leistungsspektren oder dem Aufbau einer auf die Örthopädie konzentrierten Fachklinik. Im Gegenteil: Die Zukunft der Geburtshilfe scheint gesichert, die Bauchchirurgie kehrt zumindest in Teilen an den Engelberg zurück und die aktuell bei der OSK Verantwortlichen betonen auffällig die Bedeutung der Notfallversorgung.
Das hat sicher in Teilen mit dem Auffangen von in Lindenberg wegen der Insolvenz der Rotkreuzklinik wegbrechenden Leistungen zu tun – kann perspektivisch aber auch anders gewertet werden. Denn wenn es um ein gemeinsames Krankenhaus geht, werden irgendwann Gesellschafter- und Eigentumsverhältnisse zum entscheidenden Thema, mehr noch aber die – vor allem für die Bevölkerung wichtige – Standortfrage: Soll die neue Klinik in Wangen stehen, in Lindenberg, in Lindau oder irgendwo in der Mitte?
Die Antwort hängt sicher von vielen Faktoren ab, wirtschaftlichen und natürlich politischen. Nicht ganz unwichtig dürfte ebenfalls sein, wie hoch die Mitgift ist, die jeder der drei Gesellschafter in die Ehe einbringen kann. Das Wangener Krankenhaus ist das mit Abstand größte der drei Häuser und der Eindruck drängt sich auf: Die OSK hübscht ihre Braut schon jetzt für die Hochzeit auf – ungeachtet in Wangen sicherlich weiter produzierter, öffentlich aber nicht mehr im Detail bekannt gegebener finanzieller Verluste.