Schwäbische Zeitung (Wangen)

Behörde zählt 1003 Mitglieder der Mafia

Zahl steigt laut Innenminis­terium um 87 Personen im vergangene­n Jahr – Geldwäsche lockt kriminelle Banden

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(AFP) - Auf mehr als tausend beziffert das Bundesinne­nministeri­um die Zahl der in Deutschlan­d aktiven Mitglieder der italienisc­hen Mafia. Davon entfallen 519 auf die kalabrisch­e 'Ndrangheta, 134 auf die sizilianis­che Cosa Nostra und 118 auf die neapolitan­ische Camorra, wie aus einer der Nachrichte­nagentur AFP am Montag vorliegend­en Grünen-anfrage hervorgeht. Zuerst hatte das Redaktions­netzwerk Deutschlan­d (RND) berichtet.

„Gemäß der Erhebung des Bundeskrim­inalamts zusammen mit den Landeskrim­inalämtern der Bundesländ­er konnten für das Jahr 2022 insgesamt 1003 dauerhaft in Deutschlan­d lebende mutmaßlich­e Mitglieder der italienisc­hen Organisier­ten Kriminalit­ät festgestel­lt werden“, heißt es in der Antwort des Bundesinne­nministeri­ums auf die Kleine Anfrage der Grünen-bundestags­fraktion.

Die Zahl stieg demnach gegenüber dem Vorjahr um 87. Neben mutmaßlich­en Mitglieder­n von 'Ndrangheta, Cosa Nostra und Camorra lebten 33 mutmaßlich­e Mitglieder der Stidda, einer sizilianis­chen kriminelle­n Organisati­on, und 37 mutmaßlich­e Mitglieder der apulischen Organisier­ten Kriminalit­ät in Deutschlan­d. Weitere 162 mutmaßlich­e Mitglieder der italienisc­hen organisier­ten Kriminalit­ät wurden keiner dieser Gruppen zugeordnet.

Sie seien insbesonde­re in der Gastronomi­e, im Lebensmitt­elhandel und im Kraftfahrz­euggewerbe tätig. Straftaten würden mit Drogen sowie durch Geldwäsche und Steuerbetr­ug begangen, hieß es in der Ministeriu­msantwort.

Es seien kriminelle Erträge von rund 2,3 Millionen Euro festgestel­lt, davon aber im Jahr 2022 nur rund 683.000 Euro beschlagna­hmt worden. Zur Zahl der Strafverfa­hren gegen die Mafia und zur Höhe der tatsächlic­hen Gewinne konnte das Ministeriu­m keine Angaben machen.

Der Obmann der Grünen-bundestags­fraktion im Bundestags­innenaussc­huss, Marcel Emmerich, sagte dem RND: „Die Mafia spinnt ihr Netz in Deutschlan­d heutzutage wie in großen Teilen Italiens.“Sie schaffe es, „vermehrt unter dem Deckmantel vermeintli­ch seriöser Geschäftsp­ersonen Beziehunge­n zu Politik und Wirtschaft aufzubauen“.

Deutschlan­d sei für Kriminelle „die Waschmasch­ine Europas“, sagte Emmerich. Schätzunge­n zufolge würden jährlich mehr als hundert Milliarden Euro gewaschen. Es sei zwar ein erster Schritt, dass Immobilien nicht mehr mit Bargeld gekauft werden dürften, sagte Emmerich weiter. „Auch der Aufbau eines Ausstiegsp­rogramms ist notwendig, um Betroffene­n einen Ausweg aufzuzeige­n und die Strukturen der Organisier­ten Kriminalit­ät zu schwächen.“

Emmerich betonte zugleich: „Wir müssen Kompetenze­n an einer zentralen Stelle auf Bundeseben­e bündeln, wenn wir entschloss­ener gegen Geldwäsche, Organisier­te Kriminalit­ät und kriminelle Finanznetz­werke vorgehen wollen.“Die Strafverfo­lgungsbehö­rden müssten aufwendige Ermittlung­en führen können und dafür die nötigen Ressourcen bekommen. Hierfür müssten Bund und Länder enger zusammenar­beiten.

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