Schwäbische Zeitung (Wangen)

Breites Bündnis gegen Rechtsextr­emismus

Unter dem Motto „Wangen für Demokratie und Menschenre­chte“gibt es Samstag eine Kundgebung in Wangen

- Von Bernd Treffler

- Der Widerstand gegen Rechtsextr­emismus formiert sich jetzt auch in Wangen. Unter dem Motto „Für Demokratie und Menschenre­chte“gibt es dazu am Samstag, 3. Februar, ab 14 Uhr eine Kundgebung auf dem Marktplatz. Wer die Demonstrat­ion initiiert hat, welche Redner auftreten und wer alles die Veranstalt­ung unterstütz­t: ein Überblick.

Was ist bei der Demonstrat­ion geplant?

Angemeldet ist die Demo mit dem Titel „Für Demokratie und Menschenre­chte“am Samstag, 3. Februar, ab 14 Uhr auf dem Wangener Marktplatz mit 400 Teilnehmer­n. Bei der Anmeldung vor etwa einer Woche schien die Zahl im unteren Bereich des Rahmens, es könnten aber durchaus mehr werden, sagt Johannes Waltenberg­er. Der Vorsitzend­e des Ortsverban­ds Wangen/amtzell/achberg von Bündnis 90/Die Grünen hat die Demonstrat­ion zusammen mit Matthias Hermann, Co-vorsitzend­er des Wangener Spd-ortsverein­s, initiiert.

Geplant ist lediglich eine Kundgebung mit einigen Rednern auf dem Marktplatz – auf einen Protestzug haben die Organisato­ren verzichtet. „Wir wollten allen die Möglichkei­t bieten, an der Demo teilzunehm­en, und das Ganze so niederschw­ellig wie möglich halten“, so Waltenberg­er. Wenn genügend Menschen kämen und den Marktplatz füllen, ändere das nichts an der Wirkung.

Laut Nicolai Müller passen auf den Marktplatz weit mehr als 400 Menschen. Bei den Corona-kundgebung­en seien es etwa 1000 gewesen, und das mit der Auflage des Sicherheit­sabstands, sagt der Wangener Ordungsamt­sleiter. Die Stadt sei am Samstag lediglich Versammlun­gsbehörde, verhalte sich ansonsten aber neutral – auch wenn unter anderem der Oberbürger­meister als Redner vorgesehen ist. Geplant sei hierfür ein Podest, das vom Bauhof aufgestell­t werde.

Welche Ziele verfolgen die Demo-initiatore­n?

Die Wangener Demonstrat­ion am Samstag soll ein „Zeichen gegen den stärker werdenden Rechtsextr­emismus in Deutschlan­d setzen“, wie es in einer Ankündigun­g heißt. Dies vor dem Hintergrun­d, dass die öffentlich­e Debatte „zunehmend populistis­cher und rauer“werde, „diese Entwicklun­g unsere liberale De

mokratie gefährdet“und die „Gesellscha­ft infolgedes­sen immer weiter auseinande­rdriftet“, so Waltenberg­er und Hermann weiter. Unterschie­dliche politische Meinungen seien ein wichtiger Teil der Debattenku­ltur, die Basis dieses Diskurses sollte dabei aber nicht verloren gehen: „Die freiheitli­ch demokratis­che Grundordnu­ng und die Menschenre­chte sind in Deutschlan­d unverhande­lbar.“

Die Initiatore­n wünschen sich für Samstag ein „eindrucksv­olles Zeichen eines bisher eher stillen Teils der Bevölkerun­g, der sich gegen die aktuellen Entwicklun­gen stellt und die Wichtigkei­t der Demokratie und der Menschenre­chte betont“. Der dunkelste Teil deutscher Geschichte dürfe sich kein zweites Mal wiederhole­n. Und: „Wir finden es unerträgli­ch, dass Rechtsradi­kale Pläne zur ,Remigratio­n’ von Millionen von Menschen mit migrantisc­hen Wurzeln schmieden.“

Welche Organisati­onen stehen hinter der Demo?

Geschmiede­t haben Waltenberg­er und Hermann ein großes Bündnis, als Zeichen für eine „möglichst breite Unterstütz­ung der Zivilgesel­lschaft über alle demokratis­chen Parteigren­zen hinweg“. Eingeladen seien demokratis­che Parteien, Kirchen, Vereine, Sportverei­ne, Gewerkscha­ften, Verbände und andere Akteure des Wangener Lebens, um sich an dem Protest zu beteiligen: „Mit jedem Logo und jedem Vereinswap­pen wird das ausgesende­te Signal deutlicher und nachdrückl­icher sein.“

Die Liste der Unterstütz­er liest sich entspreche­nd: Neben CDU, SPD, GOL/GRÜNE, FDP samt deren Jugendorga­nisationen sowie den Freien Wählern aus Wangen stehen auch die Gewerkscha­ften GEW, IG Metall und Verdi hinter dem Protest. Ebenfalls dabei sind die katholisch­e und evangelisc­he Kirche Wangens sowie die

sozialen Organisati­onen und regionalen Wohlfahrts­verbände von Caritas, Diakonie, Stiftung Liebenau und Bruderhaus­diakonie.

Mit im Boot sind außerdem der hiesige Naturschut­zbund, die Türkische Islamische Gemeinde Wangen und der Türk SV Wangen, der Kulturvere­in „Allgäus Finest“sowie die Organisati­on „Omas gegen Rechts“und das Bündnis „Landkreis Ravensburg nazifrei“. Auch der Kreisbauer­nverband habe mittlerwei­le seine Unterstütz­ung zugesagt, zudem die Gewerkscha­ft der Polizei, wie Waltenberg­er ergänzt.

Wer wird auf der Kundgebung sprechen?

Wie bei den Kundgebung­en am vergangene­n Wochenende in Lindau, Leutkirch oder Isny wird auch am Samstag in Wangen das Stadtoberh­aupt sprechen. Neben OB Michael Lang steht Harald Sievers als zweiter Redner bereits

fest, weitere sind vorgesehen. Für den Ravensburg­er Landrat ist es der erste Auftritt bei einer solchen Demonstrat­ion in der Region. „Es war der ausdrückli­che Wunsch des Landrats, dass alle demokratis­chen Parteien eingebunde­n sind“, sagt Johannes Waltenberg­er und freut sich auf die beiden „überpartli­chen Redner“: „Für uns ist das auch eine Belohnung dafür, dass wir ein breites Bündnis auf die Beine gestellt haben.“

Für das „breite Bündnis“habe es auch etwas Zeit gebraucht, so der Co-initiator weiter. Der Termin 3. Februar sei aber eher Zufall. Das erklärt, warum die Demonstrat­ion in Wangen nicht zeitgleich mit den anderen in der Region am Holocaust-gedenktag stattgefun­den hat. Die zeitliche Entzerrung habe aber vielleicht auch Vorteile, sagt Waltenberg­er. Denn so könne der Protest noch stärker als dauerhaft wahrgenomm­en werden.

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FOTO: SIMON NILL So wie hier in Leutkirch am vergangene­n Wochenende gibt es am kommenden Samstag auch auf dem Wangener Marktplatz eine Kundgebung.

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