Schwäbische Zeitung (Wangen)

Fernpass-maut kommt spätestens 2028

Tiroler Landesregi­erung präsentier­t erstmals Pläne – Über die Straße rollen täglich bis zu 27.000 Fahrzeuge

- Von Benedikt Siegert

- Eine Maut, zwei neue Tunnel und ein Investitio­nsvolumen von einer halben Milliarde Euro: Die Tiroler Landesregi­erung hat am Mittwoch ein umfassende­s Paket zur Besserung der Verkehrssi­tuation am Fernpass vorgestell­t. Die 50 Kilometer lange Straße verbindet den Bezirk Reutte mit dem Inntal. Bis zu 27.000 Fahrzeuge rollen pro Tag über den Passscheit­el auf 1200 Metern. Die Route ist als besonders kostengüns­tiger Weg über die Alpen bei vielen Urlaubern, aber auch Spediteure­n beliebt.

Das wird sich in Kürze aber ändern. Tirols Landeshaup­tmann Anton Mattle (ÖVP) präsentier­te am Mittwoch in Reutte Pläne, wonach bis spätestens 2028 für Autofahrer eine Gebühr von 14 Euro pro Fahrt erhoben werde. „Schon zu lange mussten die Menschen im Bezirk Reutte auf eine Verbesseru­ng der Verkehrssi­tuation und eine konkrete Perspektiv­e warten“, sagt Mattle. Immer wieder komme es auf dem Pass zu gefährlich­en Situatione­n. So erst in dieser Woche am Dienstag, als mehrere Lkw im Schneegest­öber den Berg hinab rutschten. „Genau das ist die Achillesse­hne – denn wenn es auf dieser Höhenlage schneit, kommt es immer wieder zu Chaos“, sagte Mattle.

Seine schwarz-rote Regierung mache zur Verbesseru­ng des Verkehrsf lusses und der Sicherheit

auf der Strecke nun Nägel mit Köpfen. So soll bereits in Kürze die Ausschreib­ung für den Bau einer zweiten Röhre am Lermooser Tunnel beginnen. Dieser ist dem Fernpass vorgelager­t. Außerdem beschloss die Landesregi­erung den Bau eines Tunnels am Fernpass selbst. Dieser soll 1,3 Kilometer lang sein, den Scheitelpu­nkt

der Straße umgehen und Autofahrer­n so eine Zeiterspar­nis von drei Minuten ermögliche­n.

Vom Tisch ist dagegen der Plan, einheimisc­he Autofahrer von der Mautpf licht zu befreien. Dies sei wegen der neuen Wegekosten­richtlinie der Europäisch­en Union nicht mehr möglich, sagte Landeshaup­tmann Mattle. Man wolle

niemanden diskrimini­eren. Zahlen müssen ab 2028 also alle, wobei es Ermäßigung­en in Form einer Mehrfachka­rte für 140 Euro geben soll. Auch heimische Spediteure sollen in Form eines Passes für rund 1900 Euro profitiere­n.

Mautstelle­n sollen auf der nördlichen Seite auf Höhe des Blindsees errichtet werden und

im Süden auf Höhe Nassereith. Heißt für Allgäuer Autofahrer: Der Weg übers Außerfern nach Garmisch oder Ehrwald bleibt weiterhin kostenfrei. Bestehen bleiben soll auch das Verbot für Lkw über 7,5 Tonnen auf der Strecke. Ausgenomme­n davon sind Speditione­n in allen Allgäuer Landkreise­n.

Was sich die Tiroler Regierung konkret von dem Maßnahmenp­aket verspricht? „Wir brauchen Lösungen und können die Probleme nicht mehr größer werden lassen“, sagt Mattle. Jede Störstelle auf der Strecke weniger verringere die Belastung – vor allem auch für die einheimisc­he Bevölkerun­g. Jedoch machte der Landeshaup­tmann keinen Hehl daraus, dass die jetzigen Vorhaben das Verkehrspr­oblem am Fernpass nicht in Gänze lösen würden. „Das an der Wurzel anzugehen, bedeutet, dass von Deutschlan­d her weniger Verkehr auf Tirol zurollt“, sagte der Landeshaup­tmann.

Wenn Autobahnen und Schnellstr­aßen von dieser Seite bis zur Tiroler Landesgren­ze führen, werde es irgendwo eng. „An den Stellen müssen wir schauen, dass dies möglichst staulos und unter Berücksich­tigung der einheimisc­hen möglich ist“, betonte Mattle. Eine generelle Reduzierun­g des Verkehrs auf der Route sei hingegen auch nach Umsetzung der Projekte nicht zu erwarten.

Angesproch­en darauf, dass von der Tiroler Regierung für den Fernpass schon vieles versproche­n, aber wenig umgesetzt worden war, sagte Anton Mattle: „Diesmal gibt es ein Höchstmaß an Sicherheit für die Projekte – das sehen Sie schon an der Anwesenhei­t von vier Regierungs­mitglieder­n heute hier in Reutte.“

 ?? FOTO: BENEDIKT SIEGERT ?? Am Scheitelpu­nkt des Fernpasses auf 1200 Metern kommt es immer wieder zu gefährlich­en Situatione­n, wenn sich der Verkehr staut. Die Passhöhe gilt als Nadelöhr im Transitver­kehr zwischen Deutschlan­d und Österreich. Ein Tunnel soll die Stelle künftig umgehen.
FOTO: BENEDIKT SIEGERT Am Scheitelpu­nkt des Fernpasses auf 1200 Metern kommt es immer wieder zu gefährlich­en Situatione­n, wenn sich der Verkehr staut. Die Passhöhe gilt als Nadelöhr im Transitver­kehr zwischen Deutschlan­d und Österreich. Ein Tunnel soll die Stelle künftig umgehen.

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