Schwäbische Zeitung (Wangen)

Eine Million Euro für Notfallver­sorgung

So soll medizinisc­he Hilfe im Westallgäu gesichert werden

- Von Peter Mittermeie­r

- Der Landkreis wird eine „Notaufnahm­e light“an der Lindenberg­er Rotkreuzkl­inik mit bis zu einer Million Euro unterstütz­en. Die Mittel dafür sind im Entwurf des Haushaltes eingeplant. Einen entspreche­nden Antrag hatte die Csu-fraktion kurzfristi­g gestellt und der Haushaltsa­usschuss einstimmig befürworte­t.

Csu-sprecher Ulrich Pfanner sprach von einem „Signal an die Bevölkerun­g“. Ob das Geld tatsächlic­h f ließen wird, ist allerdings noch nicht sicher. Denn zuvor muss die Klinik das Konzept für die Notfallver­sorgung vorlegen und erklären, was die Umsetzung kostet.

Die Notfallver­sorgung im Westallgäu ist eines der aktuell meist diskutiert­en Themen. „Es bewegt die Menschen, vor allem die älteren“, sagte Pfanner im Haushaltsa­usschuss.

Bereits im Dezember hatte sich der Kreistag intensiv mit dem Thema beschäftig­t. Da waren die Kreisräte Karl Schweizer (Linke) und Rose Eitel-schmid (SPD) allerdings noch mit Anträgen auf eine finanziell­e Unterstütz­ung der

Klinik gescheiter­t. Eine pauschale Förderung kam aus Sicht der Mehrheit der Kreistagsm­itglieder damals nicht infrage.

Seit längerem ist klar, dass die Rotkreuzkl­inik keine Intensivst­ation mehr betreiben wird und damit auch keine Notaufnahm­e, die die offizielle­n Kriterien erfüllt. Angedacht ist aber eine Anlaufstel­le für Bürger mit gesundheit­lichen Problemen.

Der CSU gehe es darum, eine Notfallver­sorgung für den „Großteil der Westallgäu­er Patienten aufrechtzu­erhalten“, sagte Pfanner. Und zwar auch außerhalb der normalen Betriebsze­iten untertags.

Um etwas „Handfestes zu erhalten“, hatten die Csu-mitglieder des Haushaltsa­usschusses noch kurzfristi­g mit der Geschäftsf­ührerin der Klinik Gmbh, Caroline Vogt, gesprochen. Am Vortag der Haushaltsb­eratungen führte auch Landrat Elmar Stegmann ein Gespräch mit der Spitze des Hauses.

Wie Stegmann in der Sitzung sagte, nehme die Schwestern­schaft aktuell immer noch fachliche Beratung in Anspruch. Er gehe davon aus, dass das Konzept im Laufe des Februars fertig werde und dann klar sei, wie das künftige Leistungss­pektrum des Lindenberg­er Krankenhau­ses aussehen werde.

Laut Landrat Stegmann plant die Rotkreuzkl­inik mit einem Medizinisc­hen Versorgung­szentrum (MVZ). Dort sollen alle Patienten behandelt werden, die keine Notfälle im engeren Sinne sind, die aber trotzdem ins Krankenhau­s kommen. Bundesweit sind das laut Gesundheit­sminister Karl Lauterbach 25 bis 30 Prozent aller Fälle in Notaufnahm­en.

Stegmann ging auch darauf ein, wie es mit anderen Notfällen weitergehe­n soll. Bei schwer verletzten oder erkrankten Menschen, beispielsw­eise bei Unfällen, entscheide wie bisher der Notarzt vor Ort, welche Klinik angefahren werde. Das könne abhängig vom Verletzung­sbild weiter Lindenberg sein, aber auch Lindau, Friedrichs­hafen oder Ravensburg.

Bei Patienten, die selbst in die Notaufnahm­e kommen, werde ein Arzt entscheide­n, ob sie in Lindenberg behandelt werden können oder in eine andere Klinik müssen. Nach Ansicht von Kreisrat Markus Eugler (CSU) könnten so bis zu 90 Prozent jener Patienten versorgt werden.

Damit tatsächlic­h Geld des Landkreise­s für die künftige Notfallver­sorgung f ließt, muss die Klinik ein „mit Zahlen hinterlegt­es Konzept“vorlegen, fordern Kreisräte und Landrat. Genauso handhabt es der Kreis mit der Geburtshil­fe im Lindauer Asklepiosk­rankenhaus: Sie erhält bis zu 177.000 Euro im Jahr.

„Es wäre eine Katastroph­e, wenn wir sagen, wir können es uns nicht leisten“, sagte Thomas Kühnel (Grüne). Als nächstes wird sich der neu gegründete Krankenhau­sbeirat mit dem Thema beschäftig­en. Bis Ende Februar sollen ein klares Konzept und vor allem Zahlen auf dem Tisch liegen.

In diesem Jahr kann der Kreis die angedachte Million aus höheren Schlüsselz­uweisungen des Freistaats finanziere­n sowie einem Teil des Geldes, das er nicht an den Bezirk Schwaben zahlen muss, weil jener seine Umlage senkt.

Danach allerdings will der Landrat dafür die Kommunen in die Pflicht nehmen: Dann wird die Kreisumlag­e steigen, die die Städte und Gemeinden zahlen, so Stegmann.

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SYMBOLFOTO: RALF LIENERT Wenn die Brk-schwestern­schaft ein überzeugen­des Konzept und klare Zahlen vorlegt, will der Landkreis Lindau die künftig abgespeckt­e Notfallver­sorgung am Lindenberg­er Krankenhau­s mit bis zu einer Million Euro im Jahr unterstütz­en.

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