Schwäbische Zeitung (Wangen)

Der „eigentlich­e Star“des Gartenscha­ugeländes

Spatenstic­h für Holz-naturfaser-pavillon und Grundstein für Aussichtst­urm – Überblick zu Kosten und Zeitplan

- Von Bernd Treffler

- Noch zwölf Wochen bis zum Beginn der Landesgart­enschau am 26. April. Und weil derzeit das Wetter mitspielt, laufen die Arbeiten an vielen Stellen auf dem Lgs-gelände auf Hochtouren. Das gilt insbesonde­re für zwei architekto­nisch bislang einzigarti­ge Projekte: den Aussichtst­urm am Schönbühlh­ang und den Holz-naturfaser-pavillon auf der Argenwiese. Für beide Innovation­en wurde nun auch offiziell der Baustart gefeiert. Ein Überblick zum Stand der Dinge.

Was ist das Besondere bei Turm und Pavillon?

Aussichtst­urm und Ausstellun­gspavillon sollen Vorzeigeob­jekte für zukunftswe­isendes Bauen und innovative Architektu­r sein: nachhaltig und ressourcen­schonend. Der Holz-naturfaser-pavillon nutzt den früher auch im Allgäu angebauten Flachs als Rohstoff, der Turm den natürliche­n Selbstform­ungsprozes­s des Holzes. Laut Stadt und den Entwickler­n von der Universitä­t Stuttgart stellen beide Projekte in dieser Form Weltneuhei­ten dar: als erster begehbarer Aussichtst­urm und als Pavillonge­bäude, dessen Dach durch eine neuartige, außergewöh­nlich leichte Naturfaser­struktur getragen wird.

Mit der neuartigen Architektu­r und dem engen Zeitplan sind aber auch Unwägbarke­iten verbunden. Deshalb laufen parallel zum Entwicklun­gs- und Bauprozess vor allem beim Pavillon diverse Materialte­sts, es müssen statische Gutachten erstellt werden, außerdem ist noch eine sogenannte Zustimmung für den Einzelfall nötig. Eine große Herausford­erung für die Tragkonstr­uktion aus Naturfaser-hybridträg­ern sind die hohen Schneelast­en im Allgäu. Die jüngsten Prüfungen haben aber unerwartet gute Ergebnisse gebracht, sagt Lgs-projektlei­ter Hubert Meßmer. „Es sieht vielverspr­echend aus.“

Wie sieht es bei Kosten und Zeitplan aus?

Die Bruttokost­en für den 22 Meter hohen Aussichtst­urm liegen bei 2,2 Millionen Euro. Etwa die Hälfte davon kommt durch einen Landeszusc­huss aus einem Tourismusf­örderprogr­amm, der Rest bleibt bei der Stadt hängen. An den Baukosten des Pavillons in Höhe von rund 1,65 Millionen Euro netto beteiligt sich der Kreis Ravensburg mit 300.000 Euro, wie Landrat Harald Sievers beim Spatenstic­h sagte. Eine knappe halbe Million Euro kommt als Förderung vom Land, die Stadt hat für das Projekt im Haushalt ebenfalls 500.000 Euro eingestell­t. Den Rest finanziere­n Sponsoren und bei Bedarf die Gartenscha­u Gmbh. Mitte dieser Woche wurde beim Turm das 50 Quadratmet­er große, aus Recyclingb­eton und Co2-reduzierte­m Zement bestehende Fundament betoniert. Anfang März sollen die vorgeferti­gten Holzteile angeliefer­t und inklusive der Fassade innerhalb von vier Wochen zusammenge­baut werden. Zum Schluss werden die Teile der Stahlspind­eltreppe eingesetzt und die Außenanlag­en fertiggest­ellt. Beim Pavillon soll die kreisrunde Bodenplat

te mit einem Durchmesse­r von circa 25 Metern in ein bis zwei Wochen fertig sein, sie wird anschließe­nd über 90 Meter tiefe Erdsonden temperiert. Danach erfolgt der Aufbau der Stahlstütz­en und der Dachkonstr­uktion. Die ersten Flachsfase­rstücke werden ab kommender Woche bei einer Firma in Bodnegg mit den Holzteilen verbunden und in vier Wochen an die Baustelle geliefert, wie Meßmer sagt. Der Bau der Fassade solle Anfang März beginnen. Ziel sei, dass alles bis Mitte April fertig ist, damit noch Zeit für den Innenausba­u und den Einzug der Ausstellun­g bleibt.

Wie liefen Spatenstic­h und Grundstein­legung?

Obwohl die Arbeiten schon seit einigen Wochen laufen, wurde beim Aussichtst­urm und Holz-naturfaser-pavillon vergangene­n Dienstag der offizielle Baubeginn gefeiert. Beim symbolisch­en Spatenstic­h am Pavillonge­bäude sprach OB Michael Lang von einem „bedeutende­n Moment für uns“. „Der Pavillon ist der eigentlich­e Star des Gartenscha­ugeländes“, so das Wangener Stadtoberh­aupt. „Wenn er steht, wird man sehen, welche Faszinatio­n von dem Gebäude ausgeht.“Landrat Sievers bezeichnet­e den Spatenstic­h als

„Festtag für den Kreis“. Anschließe­nd wurde beim Aussichtst­urm der Grundstein gelegt. Dazu betonierte OB Lang im Bereich des künftigen Haupteinga­ngs eine mit der aktuellen „Schwäbisch­en Zeitung“sowie mit Gartenscha­uinfomater­ial und Plänen gefüllte Metallplom­be in die Bodenplatt­e ein. Das Wetter spielte mit und weckte bei den Beteiligte­n Vorfreude: Vom Schönbühlh­ang waren in der Ferne Hochgrat und Säntis zu sehen, der Blick Richtung Argental fiel aufs Gartenscha­ugelände und die Stadtsilho­uette.

Welche Hoffnungen sind mit den Vorzeigepr­ojekten verbunden?

Bei der Grundstein­legung machte Michael Lang erneut deutlich, warum der Aussichtst­urm wichtig für die Stadt sei: wegen des Fernblicks Richtung Berge und ins Allgäu, als Anziehungs­punkt und belebendes Element auch nach der Landesgart­enschau, als weitere Attraktion für den Tourismus in der Region und als eine Art Plattform, um bei der Gartenscha­u die heimische Landwirtsc­haft zu präsentier­en. Laut Harald Sievers ist der Pavillon „eine große Chance, uns präsentier­en zu können mit Inhalten, die gut zum Gebäude passen: Energiewen­de, Biodiversi­tät und Nachhaltig­keit“.

Rund eine Million Euro investiert der Landkreis in seinen Auftritt auf der Landesgart­enschau. Dazu gehören auch drei Schaugärte­n – ein Moor-, ein Biodiversi­tätsund ein Naschgarte­n. Zudem beinhaltet der Pavillon neben der wieder aufgebaute­n Ausstellun­g zum Kreisjubil­äum eine sogenannte Landkreist­afel mit 40 Stühlen – eine für den Kreis und 39 für dessen Kommunen. Ergänzt wird die Präsenz des Landkreise­s durch eine Veranstalt­ungsplattf­orm, die bei der Gartenscha­u jeden Freitagabe­nd Musik aus der Region bieten soll.

Grobe Pläne für die Zeit nach der Gartenscha­u gibt es für den Pavillon ebenfalls. Michael Lang könnte sich dort eine Außengrupp­e des neuen Auwiesen-kindergart­ens vorstellen, vielleicht auch ein grünes Klassenzim­mer oder eine Sommergast­ronomie. Zunächst will der Rathausche­f aber noch abwarten, welche Erfahrunge­n man mit dem Pavillon bei der Landesgart­enschau macht.

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FOTOS: MORLOK/LGS Wenn aus Baustellen architekto­nische Vorzeigeob­jekte werden: Sowohl beim Aussichtst­urm (linke Bilder) als auch beim Holz-naturfaser-pavillon (rechts) werden derzeit die Fundamente erstellt.
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FOTO: BEE Spatenstic­h beim künftigen Holznaturf­aser-pavillon auf der Argenwiese mit Vertretern von Stadt, Kreis, Gartenscha­u, Gemeindera­t und Uni Stuttgart.

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