Die Grenzen der Nahwärme
Im Argenbühler Rat werden Gutachten für alle Teilorte vorgestellt
- Aus Klimaschutzgründen wünschenswert – aus wirtschaftlicher Sicht nur teilweise möglich: Diese Bilanz musste der Argenbühler Rat nach Vorlage mehrerer Gutachten und Untersuchungen zum Ausbau seines Nahwärmenetzes ziehen. Hintergrund ist das Klimaleitbild der Gemeinde, in dem man sich verpflichtet, Möglichkeiten für solche Netze zu prüfen und bei Einsparungspotenzial umzusetzen. Ziel ist außerdem, kommunale Gebäude bis 2030 auf Co2-neutrale Wärmeerzeugung umzustellen und bis spätestens 2025 alle Öl-heizanlagen auszutauschen.
Wann ist Nahwärme wirtschaftlich?
Die Wirtschaftlichkeit eines Nahwärmenetzes rechnet sich aus dem Verhältnis von abgenommener Heizenergie zu verlegten Leitungsmetern. Laut Michael Maucher von der Energieagentur Ravensburg braucht man dazu „eine kritische Masse von Nutzern – erst dann lohnt es sich“. Diese zu erreichen, sei im ländlichen Raum schwieriger, wegen der größeren Distanz der Wohnhäuser und der geringeren Abnahme von Energie (weil viele zusätzlich einen Holzofen im Haus haben).
Bürgermeister Roland Sauter bedauerte in der Sitzung zudem, dass die Einbindung privater Wohngebäude von den Prüfern nur eingeschränkt befürwortet wird, gab aber andererseits zu bedenken, dass eine Gemeinde wie
Argenbühl als Betreiber größerer Nahwärmenetze schnell überfordert sein könnte: „Eine ständige Verfügbarkeit bei Ausfällen können wir nicht leisten – und das erwartet ein privater Hausbesitzer, der 20.000 Euro Anschlussgebühr und jährliche Verbrauchskosten aufbringt.“
Deshalb sehe es die Verwaltung kritisch, wenn ein Nahwärmenetz über kommunale Gebäude und wenige private Nachbarn hinaus von der Gemeinde getragen wird. Und, so der Bürgermeister weiter: „Die Resonanz auf unsere Bemühungen, einen privaten Betreiber für ein Nahwärmenetz zu finden, war bisher sehr bescheiden.“Dem mussten die Gemeinderäte zustimmen, auch wenn Rat Nicolas Riether das Ergebnis angesichts der hohen Kosten als enttäuschend bezeichnete.
Was sagt das Quartierskonzept in Christazhofen?
In einer Untersuchung, bei der auch alle Nachbarwohnhäuser erfasst und bewertet wurden, lautet das Ergebnis, dass im Quartier Christazhofen Einzellösungen günstiger sind als ein Nahwärmenetz für den Ortsbereich. „Lediglich bei der großen Lösung mit vielen Anschlussnehmern könnten bestenfalls wirtschaftlich attraktive Wärmepreise erzielt werden“, so Michael Maucher. Damit sei aber in diesem Gebiet nicht zu rechnen, realistisch sei höchstens eine Anschlussquote von 50 Prozent.
Da der Wohngebäudebestand zu über 90 Prozent aus Ein- bis
Zweifamilienhäusern besteht, sieht die Energieagentur aber ein hohes Einsparpotential durch eine Sanierung der Gebäude. So könnten bei einer konventionellen Sanierung (Dämmmaßnahme und neue Heizungsanlage) schon 30 Prozent Energie und bei einer zukunftsweisenden Sanierung (Gebäudehülle, Einbau Lüftungsanlage sowie neue Heizung) gar 70 Prozent Energie und entsprechender Co2-ausstoß eingespart werden.
Diesen Vorschlägen stimmte der Gemeinderat einstimmig zu und beauftragte die Verwaltung, die Vorplanung mit einem Fachbüro in Angriff zu nehmen. Auf Vorschlag von Rat Stefan Boneberg wird neben dem Anschluss der alten Schule und des Rathauses auch das Pfarrhauses geprüft.
Wie geht es weiter in Eglofs?
Im Vergleich zu Christazhofen gingen die Prüfungen in Eglofs und Eisenharz weniger in die Tiefe, wie Bürgermeister Sauter betonte. Für Eglofs untersuchte das Ingenieurbüro Knecht drei Varianten einer Versorgung durch die vorhandene Hackschnitzelanlage in der Gemeinschaftsschule und eines ebenfalls vorhandenen Gaskessels, der notfalls zugeschaltet werden kann.
Dabei zeigte sich, dass die Versorgung der Schule und des neuen Kindergartens mit dem vorhandenen Angebot möglich wäre. Auch eine Erweiterung um das Gebiet Fuchsbühl-nord erscheint aus Sicht der Gutachter möglich – allerdings warnte Knecht davor, die Verwaltung als
Betreiber zu überfordern. Von einer zusätzlichen Erweiterung um den Eschbachweg – die dritte Variante – rät das Büro ab, weil dann die vorhandenen Kapazitäten nicht mehr ausreichen würden und eine Erweiterung unwirtschaftlich wäre.
Auch hier folgte der Rat den Vorschlägen einstimmig und beschloss, ein Fachbüro mit der Vorplanung für Gemeinschaftsschule und Kindergarten zu beauftragen. Roland Sauter sicherte zu, dass Gespräche mit möglichen privaten Betreibern geführt werden, um einen Anschluss von Fuchsbühl-nord an das Nahwärmenetz doch noch zu ermöglichen.
Wie ist die Situation in Eisenharz und Siggen?
Auch in Eisenharz stellte sich die Frage, inwieweit neben den kommunalen Gebäuden im Ortskern weitere private Wohnhäuser etwa im Brunnenweg und Am Annabach einbezogen werden können. Hier hielt der Gutachter ebenfalls eine Versorgung der kommunalen Gebäude in Umsetzung des Klimaleitbilds für sinnvoll. Zu prüfen sei, ob dies zentral oder dezentral erfolgt. Eine Einbindung des Brunnenwegs sei nicht anzuraten. Erneut ging der Gemeinderat mit und beauftragte die Verwaltung mit den notwendigen Schritten.
In Siggen existiert bereits ein Nahwärmenetz. Daher beschloss der Rat, mit dem Betreiber Gespräche aufzunehmen und über den Anschluss des Vereinshauses zu verhandeln.