Drogen-kurier hat 58 Kilo Kokain im Gepäck
Polizei findet bei Kontrolle auf der A 7 Koks in einem Geheimfach – Der Fahrer steht jetzt vor dem Memminger Landgericht
- Einen echten Glückstreffer hat die Polizei am 23. Mai vergangenen Jahres auf der A 7 bei Woringen (Kreis Unterallgäu) gelandet. Eine Streife hielt stichprobenartig kurz vor Mitternacht einen Kleintransporter an. Hinter dem Steuer saß ein 58-jähriger Mann aus Rheine in Nordrhein-westfalen. Der italienische Staatsangehörige mit albanischen Wurzeln war auf dem Weg von Amsterdam nach Mailand. Im Laderaum hatte er eine besondere Fracht – und zwar in einem extra eingebauten Geheimfach, das die Polizei erst nach einer genauen Kontrolle entdeckte. In dem Metallbehälter befanden sich 50 handliche Pakete – gefüllt mit Kokain. Insgesamt waren es knapp 58 Kilo.
Für die Einfuhr der Drogen muss sich der 58-jährige Familienvater
jetzt vor der Zweiten Strafkammer des Memminger Landgerichts verantworten. Ihm drohen laut Vorsitzendem Richter Florian Förschner zwischen sechseinhalb und sieben Jahren Haft. Auf dieses mögliche Strafmaß einigten sich Richter, Staatsanwalt und Verteidiger bei einem nicht öffentlichen Rechtsgespräch unmittelbar vor der Beweisaufnahme, um das Rechtsanwalt Berthold Braunger zu Beginn der Verhandlung gebeten hatte. Schließlich stand eine Haftstrafe von bis zu acht Jahren im Raum.
Voraussetzung für ein geringeres Strafmaß ist, dass der 58-Jährige ein umfassendes Geständnis im Sinne der Anklage ablegt. Dem stimmte der Angeklagte zu. Angaben zur Tat machte er nicht selbst, da er nur gebrochen deutsch spricht. So kann er das Verfahren auch nur mit Hilfe eines
Dolmetschers verfolgen. Was der Strafverteidiger aus München schließlich im Namen seines Mandanten von der Tat berichtete, klingt wie das Drehbuch für einen Gangsterfilm.
Der in Albanien geborene Angeklagte
lebte laut seinem Anwalt mehrere Jahre in Italien, bevor er 2017 mit Frau und drei Kindern nach Rheine zog. Dort arbeitete er als Fliesenleger. Aufgrund mehrerer Erkrankungen wurde er 2022 arbeitslos und seine finanzielle Situation verschlechterte sich zusehends. Bei einem Besuch in seiner alten Heimat Albanien wurde er aufgrund seines deutschen Autokennzeichens von einem Unbekannten angesprochen und frei von der Leber weg gefragt, ob er Drogen aus Holland nach Italien transportieren möchte. Für die Kurierfahrt wurden ihm 12.000 Euro angeboten. Der nicht vorbestrafte Angeklagte lehnte zunächst ab.
Tage später sagte er aufgrund seiner finanziellen Probleme aber doch zu. Daraufhin hat ihn ein junger Mann – wahrscheinlich ein Albaner – in Rheine aufgesucht. Er übergab ihm ein Handy für spätere Instruktionen. Zudem nahm er den Kleintransporter des Angeklagten mit und ließ ein Geheimfach für den Drogentransport einbauen. Wenige Tage später erhielt der 58-Jährige über besagtes Handy einen Anruf, bei dem ihm die Adresse eines Supermarkts in Amsterdam genannt wurde. Auf dem dortigen Parkplatz wartete wiederum ein junger Mann aus Albanien mit den Kokain-paketen, die er in simplen Plastiktüten des Supermarkts mitgebracht hatte.
Laut Anwalt war dies das erste Mal, dass sein Mandant überhaupt mit Drogen in Kontakt gekommen ist. Darüber hinaus seien bei allen Treffen keine Namen genannt worden. So weiß man nicht, wer die Auftraggeber des Angeklagten sind. Auf dem Weg nach Mailand sollte dem 58-Jährige dann über ein weiteres Handy ein Übergabeort genannt werden. Aber dazu kam es nicht. Denn bei Woringen war dank der Polizei Endstation für den Drogen-kurier, der seit jener Nacht im Mai im Gefängnis sitzt – und da wird er so schnell auch nicht mehr rauskommen.