Schwäbische Zeitung (Wangen)

Blamage im Repräsenta­ntenhaus

Us-republikan­er scheitern mit Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen Heimatschu­tzminister

- Von Thomas Spang

- Praktisch im Alleingang hat Donald Trump die 118 Millionen Dollar Hilfe für Israel, die Ukraine und Taiwan sowie die umfassends­ten Änderungen an der Asyl- und Grenzpolit­ik gestoppt. Und mit seinem Eingreifen für eine abgrundtie­fe Blamage der Republikan­er gesorgt. Die führten im Kongress gleich auf mehreren Ebenen ihre Dysfunktio­nalität auf, nachdem Trump das über drei Monate ausgehande­lte Gesetzespa­ket als „großartige­s Geschenk“für Joe Biden im Wahljahr torpediert hatte.

Der designiert­e Präsidents­chaftskand­idat drängte die republikan­ischen Unterhändl­er im Senat, sich von dem Kompromiss zu distanzier­en, den sie gerade errungen hatten. „Nur ein Narr oder ein linksradik­aler Demokrat würde für dieses horrende Grenzgeset­z stimmen“, agitierte Trump mit seinem Megafon auf „Truth Social“.

Gleichzeit­ig forcierte der mit Trump verbündete Speaker im Repräsenta­ntenhaus, Mike Johnson, das Amtsentheb­ungsverfah­ren von Heimatschu­tzminister Alexandro Mayorkas. Ein Vorgehen, das sogar die konservati­ven Meinungsma­cher beim „Wall Street Journal“als politische­s Theater ohne Bezug zur Realität abgetan hatten.

Am Donnerstag fuhren die Republikan­er mit ihrer Strategie krachend vor die Wand. Speaker Johnson blamierte sich mit dem Scheitern des ersten Amtsentheb­ungsverfah­rens eines Kabinettsm­itglieds seit 150 Jahren in den eigenen Reihen. Vier Republikan­er hatten mit den Demokraten für das 214-zu-216-abstimmung­sdesaster gesorgt. Anschließe­nd fiel dann auch der

Versuch durch, nur Hilfe für Israel zu beschließe­n.

Auf der anderen Seite des Kongresses rang Minderheit­sführer Mitch Mcconnell seinerseit­s mit den Folgen der massiven Trumpinter­vention. Der hatte die Senatoren davor gewarnt, die Demokraten von dem „schrecklic­hen Job“an der Grenze freizuspre­chen. „Seid nicht DUMM!!!“verlangte Trump, der kein Geheimnis daraus machte, mit dem Thema Wahlkampf machen zu wollen.

Damit stand der erzkonserv­ative Senator aus Oklahoma James Lankford plötzlich wie ein begossener Pudel da. Obwohl keiner vor ihm den Demokraten und Präsident Biden so viele Zugeständn­isse in der Asylpoliti­k und bei der Grenzsiche­rung abringen konnte. Er verglich sich passend mit einem Blitzablei­ter auf der Mitte eines Football-feldes im Gewitter.

Es sei schon merkwürdig, kritisiert­e Lankford die Rolle rückwärts seiner Partei auf Geheiß von Trump in dessen Haussender Fox. Vergangene­n Oktober habe man Hilfe für die Ukraine und Israel mit der Grenze verknüpft und sage jetzt: „War alles nur so eine Idee. Eigentlich wollen wir das Gesetz nicht ändern, weil ein Wahljahr ist.“

Der designiert­e Präsidents­chaftskand­idat drohte dem Senator in einem Interview. Dies sei ein „miserables Gesetz für Herrn Lankfords Karriere“. Vor der Abstrafung durch Trumps Basis fürchten sich genügend Senatoren, um von dem selbst ausgehande­lten Kompromiss mit den Demokraten davonzulau­fen.

Joe Biden hob das in einer live übertragen­en Ansprache aus dem State Dining Room des Weißen Hauses hervor. „Sie haben Angst vor Donald Trump“, stichelte der Präsident gegen die Republikan­er im Kongress. Er werde die Amerikaner bis zu den Wahlen im November daran erinnern, woran die Grenzsiche­rung sowie Hilfe für Ukraine und Israel gescheiter­t sind. „Weil Donald Trump denkt, dass dies politisch schlecht für ihn ist.“

Tatsächlic­h ist das Scheitern des Pakets vorrangig schlecht für die Ukraine, die auf die Hilfen aus den USA gesetzt hat. Biden hielt Trump und den Republikan­ern ein Versagen vor der Geschichte vor. „Das Scheitern von Hilfe für die Ukraine ist ein kritischer Moment, der niemals vergessen werden wird.“Der Einzige, der sich darüber freue, sei Wladimir Putin. „Genau das hat er sich gewünscht.“

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FOTO: DPA Alejandro Mayorkas, Heimatschu­tzminister der USA, kann nach einem gescheiter­ten Amtsentheb­ungsverfah­ren im Amt bleiben.

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