Schwäbische Zeitung (Wangen)

Gewerbeste­uer sorgt für kleinen Lichtblick

Unerwartet­e Mehreinnah­men in Millionenh­öhe verschaffe­n Wangen finanziell wieder etwas Luft – aber nur kurz

- Von Bernd Treffler

- Die unerwartet­en Mehreinnah­men bei der Gewerbeste­uer in Höhe von gut 3,5 Millionen Euro haben der Stadt Wangen in finanziell schwierige­n Zeiten wieder etwas Spielraum gegeben – zumindest auf dem Papier. In Wirklichke­it belasten vor allem die Ausgaben im Zuge der Landesgart­enschau den Haushalt weiter immens. Ein Überblick.

Warum hat sich die Finanzlage etwas verbessert?

Der bis heute gültige Rekord bei den Gewerbeste­uereinnahm­en datiert aus dem Jahr 2021, damals waren es fast 22,7 Millionen Euro. Davon hat Kämmerin Yvonne Winder bis zum vergangene­n Herbst nicht einmal geträumt. Im Gegenteil: Für 2023 sah alles danach aus, dass sogar die angesetzte­n 18,5 Millionen nicht ansatzweis­e erreicht würden. Bis zum Jahresende scheinen dann aber von den heimischen Firmen hau2023 fenweise Nachzahlun­gen für vergangene Jahre eingegange­n zu sein, und plötzlich stand bei der Gewerbeste­uer eine Zahl, die den Rekord von damals fast knackte: 22,2 Millionen Euro. „Auf das Veranlagun­gsjahr 2023 entfielen davon aber nur 17,1 Millionen“, wie Winder bei der Vorstellun­g des Quartalsbe­richts in der jüngsten Ratssitzun­g erläuterte.

Der „Endspurt“bei der Gewerbeste­uer, eine Nachzahlun­g beim Einkommens­steuerante­il sowie höhere Einnahmen durch Bußgelder und bei Gebühren und Entgelten sorgten beim sogenannte­n Ergebnisha­ushalt (laufende Verwaltung­stätigkeit) für stattliche Mehrerträg­e in Höhe von 5,9 Millionen Euro. Die schrumpfen jedoch wieder, wenn man sich die Aufwendung­en anschaut, die um rund 3,7 Millionen Euro gestiegen sind. Hauptgründ­e hierfür sind die höheren Kosten für Personal, Gebäudeunt­erhalt, Kinderbetr­euung und für Flüchtling­sunterkünf­te. Unter dem Strich wird die Stadt das Jahr mit einem knapp positiven, ordentlich­en Ergebnis abschließe­n, denn aus dem zuletzt erwarteten Minus von etwa zwei Millionen wird nun ein Plus von 275.000 Euro.

Warum bleibt die Situation bei den Investitio­nen kritisch?

Bei den Investitio­nen im Finanzhaus­halt verdunkelt sich der Himmel wieder. Einerseits, weil wegfallend­e Zuschüsse und ausbleiben­de Grundstück­sverkäufe rund 6,5 Millionen Euro weniger in die Kasse spülen. Auf der anderen Seite, weil vor allem wegen der bevorstehe­nden Gartenscha­u verhältnis­mäßig viele Baumaßnahm­en umgesetzt wurden und sich dies auf die Zahlungsfä­higkeit auswirkt. Der Bedarf an Mitteln, um dies alles zu finanziere­n, steigt rechnerisc­h von 9,3 auf 12,8 Millionen Euro. Demgegenüb­er stehen in 2023 vorgehalte­ne Gelder für Projekte, die sich verzögern oder noch nicht abgerechne­t sind, in Höhe von bis zu 16,5 Millionen Euro (sogenannte

Haushaltse­rmächtigun­gen).

Um dies alles zu schultern, wurden bereits Kredite in Höhe von neun Millionen Euro aufgenomme­n, maximal waren 13 Millionen möglich. Stand Ende 2023/ Anfang 2024, hat die Stadt zwar auf dem Papier noch gut zehn Millionen Euro an flüssigen Mitteln übrig. Davon gehen aber noch jeweils Millionenb­eträge an Eigenbetri­ebe, die Landesgart­enschau und weitere, noch zu zahlende Projekte weg. Die Mindestliq­uidität der Stadt Wangen liegt bei rund 1,4 Millionen Euro.

Wegen der erwähnten Mehrerträg­e hat die Stadt Ende 2023 Schulden in Höhe von 21,9 Millionen Euro und liegt damit deutlich unter der Obergrenze von 25 Millionen – was ursprüngli­ch so nicht erwartet worden war. „Wir sind froh, dass kein Nachtragsh­aushalt nötig war und die Lage deutlich besser geworden ist“, so Yvonne Winder.

Wie lief dazu die Diskussion im Rat?

Für Doris Zodel waren das insgesamt „solide Zahlen“, mit der entscheide­nden Tatsache, dass man weit unter der Schuldenob­ergrenze liegt. „Ich sehe positiv in 2024“, so die Gol-sprecherin. Auch Mathias Bernhard forderte, alles zu tun, um diese Obergrenze nicht zu überschrei­ten. Der Cdu-fraktionsc­hef bezeichnet­e aber auch das laufende Jahr als unkalkulie­rbar und sagte: „So positiv sehen wir 2024 nicht entgegen.“

Für Alwin Burth klaffen im Haushalt erneut „Plan und Wirklichke­it weit auseinande­r“. Für 2023 hoffte der Spd-sprecher auf einen „positiven Abschluss“und „dass wir in den Folgejahre­n von den Investitio­nen profitiere­n können“. OB Michael Lang bezog sich in seinem kurzen Statement auf „die schwierige Gesamtsitu­ation, mit einer Gartenscha­u vor der Brust“und auf das „Risiko bei Zuschüssen“. Der Gartenscha­ubesuch entscheide darüber, wie die Stadt am Ende finanziell rauskomme.

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