Gastronomen in der Zwickmühle
Gestiegenen Kosten und 19 Prozent Mehrwertsteuer – So gehen Wangener Wirte mit der Situation um
- Lange hat der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) für die Beibehaltung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes in Höhe von sieben Prozent gekämpft. Seit Jahresbeginn gelten nun wieder 19 Prozent. Was haben Gastronomen unternommen? Und bleiben die Gäste nun, sechs Wochen nach der Rückkehr zum ursprünglichen Mehrwertsteuersatz, häufiger zu Hause?
Bujar Duraki ist ein noch junger Wirt – und Nachfolger von Rosi und Franz Christberger im Lamm an der Bindstraße. Seit Mitte April ist er „Chef“in der Wangener Traditionsgaststätte und nach eigener Aussage „sehr, sehr, sehr zufrieden“. „Die 19 Prozent jetzt bedeuten erst einmal höhere Kosten“, sagt Duraki. Dennoch habe er erst einmal nichts unternommen in Sachen Weitergabe der Kosten an den Gast, die Preise wie zu Beginn seiner Wangener Zeit belassen: „Ich will erst einmal die Bilanz abwarten und möchte den Leuten eine Erhöhung nicht gleich zumuten und erst einmal sehen, wie es weiter so läuft.“
Duraki ist in der glücklichen Lage, dass – mit Ausnahme des Mosts – die Preise seiner Lieferanten bisher gleichgeblieben sind und viele seiner Speisen hausgemacht sind: „Wenn ich sehe, dass die Preise nicht mehr machbar sind, werde ich minimal erhöhen.“Im Moment setzt er aber lieber auf mehr Gäste – und nicht auf ein Mehr je Gast.
Stattdessen öffnet Duraki jetzt beispielsweise auch über die Fasnetstage, an denen das Lamm in den zurückliegenden Jahren immer geschlossen hatte: „Ich möchte, dass die Gäste zufrieden sind und hier in Wangen für lange, lange Zeit weitermachen.“Das Ehepaar Christberger wird übrigens auch weiterhin mithelfen, wenn auch in einem reduzierten Umfang.
„Die Leute sparen. Man merkt, dass die Stammkunden nicht mehr ganz so oft bestellen. Es geht ein bisschen zurück“, sagt Nadine Allgeier, Chefin der Pizzeria Da Mimmo am Bahnhof. Dadurch, dass das Da Mimmo seine Pizzen hauptsächlich liefert, ist
es von der Mehrwertsteueranhebung weniger betroffen. Allgeier: „Wir haben im Oktober unsere Preise um circa einen Euro je Gericht erhöht, da alles teurer geworden ist.“
Selbstverständlich habe man die Preise anpassen müssen, sagt Francesco Loritz, Wirt der Pizzeria zur Sonne in Hatzenweiler: „Wir haben nicht nur gestiegene Einkaufspreise, sondern auch gestiegene
Betriebskosten. Und wir haben bei weitem nicht so erhöht, wie wir hätten müssen.“Der Steuerberater habe zwischen 20 und 22 Prozent empfohlen – bei fünf bis zehn Prozent ist Loritz Mitte Januar gelandet, was je nach Pizzagröße zwischen 30 Cent und einem Euro bedeutet.
Allerdings „nur“bei jenen Pizzen, die in der Wirtschaft verspeist werden: Bei der „Abhol-pizza“, für die der Gast auch weiterhin sieben Prozent Mehrwertsteuer bezahlt, sind die Preise gleichgeblieben. Loritz: „Wir wollten auch nicht die kompletten Kosten an den Gast weitergeben.“
Auswirkungen, dass weniger Leute kommen, spürt Loritz bislang nicht: „Es ist aber auch noch etwas zu früh.“Hinzu kommt: In der Sonne wurde im vergangenen Jahr saniert. Loritz: „Preiserhöhungen sind ein zweischneidiges Schwert. Erhöhe ich so, wie ich eigentlich muss, habe ich nicht mehr den Umsatz, den ich brauche.“Er sei daher ein Freund der etappenweisen Erhöhung, wenn es denn sein müsse. Aber noch werde erst einmal sondiert.
Im Hofgut Farny in Dürren wurden laut Aneta Raedla, zuständig für Rezeption und Bankett, die Preise angepasst und für die Gerichte etwas erhöht: „Aber nicht alles, die Pauschalen sind gleichgeblieben.“Dadurch, dass das Hotel ein Veranstaltungshaus ist, gibt es Pauschalen für Übernachtung mit Essen.
Im Bereich der Brauereiwirtschaft sind die Auswirkungen der Preiserhöhung laut Raedla derzeit nicht spürbar: „Wir sehen nicht die große Veränderung.“Hinzu kommt, dass vor Januar die Preise über einen längeren Zeitpunkt hinweg eingefroren waren: „Eine Erhöhung war daher schon länger geplant.“Sie resultiert daraus, dass auch die Lieferanten ihre Preise angepasst haben: „Da mussten auch wir um Centbeträge oder einen Euro nach oben.“