„Kröten schicken keine Mails“
Amphibienretter Heinz Strubel rechnet demnächst mit Straßensperrung bei Kißlegg
- 6000 Amphibien haben Amphibienretter nahe des Roten Weihers bei Kißlegg im vergangenen Jahr eingesammelt und vor dem Straßentod gerettet. Damit ist nun Schluss. Dieses Jahr wird die Straße zwischen Kißlegg und Gebrazhofen während der Krötenwanderung erstmals komplett abgesperrt. Das könnte schon bald nötig werden, wie Bund-mitglied und pensionierter Biologielehrer Heinz Strubel (Foto: pr/strubel) berichtet.
Herr Strubel, wohin wandern die Kröten?
Sie wandern von ihren Winterquartieren im Bremberger Wald zu ihrem Laichgewässer, dem Roten Weiher. Es wandern dort Erdkröten, aber auch Wasser- und Grasfrosch, und auch Teich- und
Bergmolche – leider keine besonders geschützten Kammmolche, sonst hätten wir die Sperrung längst bekommen.
Wie genau läuft die Straßensperrung?
Es werden an beiden Zufahrten zur Wanderstrecke nachts Straßensperren aufgestellt von 19 Uhr abends bis 7 Uhr morgens. Der Kißlegger Bauhof hilft uns da werktags mit. Die Autofahrer müssen dann rund 500 Meter Umweg über Emmelhofen fahren, dafür können die Amphibien sicher die Straße überqueren. Die Hauptwanderung passiert recht geballt an wenigen Tagen, dann kommen aber noch
Nachzügler. Im Vorjahr hat es sich über rund vier Wochen gezogen. Deshalb müssen wir über eine längere Zeit abends Sperren anbringen.
Woher wissen Sie denn genau, wann es losgeht?
Das ist so eine Sache, die Kröten schicken ja leider keine Mails vorab. Aber es gibt vor Ort Anwohner, die uns Bescheid geben. Dann hilft auch der Blick aufs Wetter. Der Wetterbericht sagt in den kommenden Tagen nachts rund sieben Grad und Regen vorher. Das ist typisches Wanderwetter, deshalb rechnen wir damit, dass es bald losgeht.
Dann sind die Kröten aber früh dran?
Ja, früher war die Wanderzeit stabiler, aber vor rund 15 Jahren wurde es unberechenbar. Zur
Wanderung zum Laichgewässer starten die Amphibien spontan, wenn es etwa fünf bis sieben Grad hat und regnet. Den Rückweg treten sie im Mai an. Da ist es dann wärmer, die Tiere kommen vereinzelt. Das macht dann eine Straßensperrung auch unmöglich.
Müssen Sie denn weiterhin Kröten einsammeln?
Nein, das Zäune aufstellen und Absammeln ist damit passé. Das waren für uns als Gruppe von sieben bis zehn Ehrenamtlichen jede Saison rund 100 bis 150 Arbeitsstunden. Trotzdem würden wir uns freuen, wenn ein paar richtig junge Leute dazustoßen würden, denn wir sind alle schon etwas ältere Semester. Wir werden in absehbarer Zeit Unterstützung brauchen, auch beim Aufstellen der Schranken.