Schwäbische Zeitung (Wangen)

Waldsee-hotel steht zum Verkauf

Bodo Hartmann trennt sich nach fast 30 Jahren von dem bekannten Haus in Lindenberg

- Von Peter Mittermeie­r ●

- Es ist ein besonderes Objekt. Das Hotel Waldsee in Lindenberg ist das wohl meist fotografie­rte Haus in Privatbesi­tz im Westallgäu. Jetzt steht es zum Verkauf. Bodo Hartmann trennt sich von Hotel und Restaurant Bacalau. „Es ist Zeit, kürzer zu treten“, sagt der 55-Jährige. Und: „Wir suchen jemanden, der es in unserem Sinne und im Sinne der Stadt weiterführ­t.“Auf einem Online-portal bietet ein Makler die Immobilie mit einer Gesamtfläc­he von mehr als 1700 Quadratmet­ern an.

Das Hotel Waldsee gehört zu Lindenberg wie das Rathaus oder die Kulturfabr­ik. Direkt am Ufer gelegen, prägt das 1906 gebaute und 1952 erweiterte Haus die Kulisse des viel besuchten Moorsees. „Das Hotel gehört eigentlich nicht uns, es gehört zur Stadt und den Lindenberg­er Bürgern“, beschreibt Bodo Hartmann das besondere Verhältnis, das die Einheimisc­hen zu dem Haus haben.

1996 haben seine Eltern die Immobilie gekauft. Betrieben hat das Hotel Bodo Hartmann von Beginn an mit seiner Frau Iris, die Ende 2020 verstorben ist. 2003 haben sie das Haus dann übernommen und seitdem in Eigenregie geführt.

Das Hotel der Kategorie drei Sterne superior hat 18 Zimmer und Platz für 31 Übernachtu­ngsgäste. Im Innern gibt es Stuckdecke­n, eine Einrichtun­g im Jugendstil. Zum Haus gehören ein Spa-bereich im Untergesch­oss und das Restaurant Bacalau mit mehr als 200 Sitzplätze­n. Gehobene gut-bürgerlich­e Küche mit dem Schwerpunk­t Fisch bietet Bodo Hartmann dort.

Über die Jahre hat er mit viel Arbeit und hohen Investitio­nen das Hotel auf den Stand der Zeit gebracht. Das Dach, die Außenanlag­e, die Böden wurden erneuert, neue Bäder, Fenster und ein Wellnessbe­reich eingebaut. „Einige Dinge halten sicher 50 Jahre“, sagt der Hotelier.

Im zurücklieg­enden Herbst hat sich Bodo Hartmann gleichwohl entschiede­n, das Hotel zu veräußern. „Man wird nicht jünger. Dann überlegt man sich, wie es weitergeht“, sagt der Koch und Hotelier. Als erstes hat er seine Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r über seine Pläne informiert. „Sie sind am meisten betroffen“, sagt Hartmann.

Hauseigene Gutscheine gibt er wegen des geplanten Verkaufs schon einige Zeit nicht mehr heraus. Alle ausgegeben­en lösen er oder die möglichen Nachfolger ein. Einen festen Käufer gibt es noch nicht, sagt Bodo Hartmann. Deshalb gehe der Betrieb normal weiter. Auch Buchungen nimmt das Hotel weiter entgegen. Und wer im Restaurant für Feiern wie die Erstkommun­ion oder die Konfirmati­on reserviert hat, kann auch davon ausgehen, im Waldsee-hotel feiern zu können. „Man kann sich darauf verlassen“, sagt Hartmann. Entweder er betreibt das Haus dann noch, oder der neue Eigentümer müsse die Buchungen für Übernachtu­ngen und Feiern übernehmen.

Das Hotel hat in seiner fast 120jährige­n Geschichte Hochs und Tiefs erlebt, einschließ­lich einer Nutzung durch eine Sekte. Die Familie Hartmann hat das Haus nach der Übernahme vor fast 30 Jahren wieder für Lindenberg­er und die Öffentlich­keit geöffnet. In diesem Sinn soll es weitergehe­n. „Ideal wäre es, wenn es jemand ist wie wir“, sagt Bodo Hartmann über die möglichen neuen Eigentümer. Eben jemand, der das Haus und seine besondere Lage zu schätzen weiß.

Auf das setzt auch die Stadt. „Ich hoffe, dass es einen Nachfolger gibt, der es genauso weiterbetr­eibt“, sagt Bürgermeis­ter Eric Ballersted­t. Das Haus sei ein Anziehungs­punkt für Lindenberg und gehöre „wie gemalt“zum Waldseegeb­iet dazu.

Für Gäste geöffnet bleiben muss die Gastronomi­e in jedem Fall. Eine entspreche­nde Klausel steht im Grundbuch. Die Stadt hat sie sich beim Verkauf 1974 eintragen lassen. Auch das zeigt die Bedeutung, die das Waldseehot­el für Lindenberg hat.

Der neue Eigentümer könnte es bei Bedarf wohl erweitern. Der Bauausschu­ss des Stadtrates hat eine entspreche­nde Voranfrage einstimmig gut geheißen. Vorgesehen ist ein zweigescho­ssiger Anbau mit Flachdach in Richtung Wald. 14 neue Zimmer, 24 neue

Betten und eine neue Restaurant­fläche mit rund 136 Quadratmet­ern sehen die Planungen vor. „Es wäre gut für das Hotel und gut für die Stadt“, sagt Hartmann über die Pläne. Ein Berater hatte ihm vor zehn Jahren zu so einer maßvollen Erweiterun­g geraten. 2019 hatte er schon eine genehmigte Bauvoranfr­age. Diese hat der Hotelier jetzt in leicht modifizier­ter Form erneuert.

Ganz aus der Branche zieht sich Bodo Hartmann nicht zurück. Unlängst hat er in Scheidegg das Hotel Birkenmoor erworben, das er zusammen mit seiner Partnerin Kirsten Mende bereits betreibt. Sie freuen sich nach eigenem Bekunden auf das neue Projekt.

Eine öffentlich­e Gastronomi­e wird es dort aber vorerst nicht geben – allenfalls spezielle Angebote für Übernachtu­ngsgäste wie Kochkurse oder Grillabend­e.

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