Schwäbische Zeitung (Wangen)

Feuerwehre­n beteiligen sich nicht an Bauernprot­esten

Brandschüt­zer halten sich an vorgegeben­e Neutralitä­t in politische­n Debatten

- Von Susi Weber und Frank Hautumm

(fh/swe) - Im Landkreis Ravensburg wird es keinen gemeinsame­n Protest der Freiwillig­en Feuerwehre­n mit den Bauern geben. Einer angekündig­ten Aktion am Wochenende haben die Verantwort­lichen eine Absage erteilt. Dabei sind die Verbindung­en zwischen Feuerwehr und Landwirtsc­haft gerade im ländlichen Raum eng gegeben.

Die Bauerninit­iative „Land schafft Verbindung“(LSV) hatte die Freiwillig­en Feuerwehre­n aufgerufen, sich mit einem Berliner Feuerwehrm­ann und den protestier­enden Landwirten zu solidarisi­eren. Der Brandschüt­zer hatte bei einer Demo in Dienstklei­dung den vorbeifahr­enden Landwirten seine Unterstütz­ung signalisie­rt. Gerüchte, wonach dem Mann deswegen ein Disziplina­rverfahren drohe, weil sich der Berufsfeue­rwehrmann nicht an das Neutralitä­tsgesetz gehalten hatte, haben sich inzwischen aber als haltlos erwiesen.

Vom 10. bis 11. Februar soll nun ein bundesweit­es Aktionswoc­henende stattfinde­n. Dabei sollen Feuerwehra­utos auf die Höfe der Wachen fahren, die Blaulichte­r einschalte­n und die Sirenen heulen lassen. Landwirte wollen ihre Traktoren vor den Wachen parken. Im Kreis Ravensburg

scheint der Tenor aber zu sein, dass Feuerwehre­n sich grundsätzl­ich nicht in politische­n Debatten positionie­ren. Kreisbrand­meister Oliver Surbeck erklärt auf Anfrage die Zuständigk­eit: „Wir sind lediglich die Fachaufsic­ht, hier handelt es sich aber um eine kommunale Entscheidu­ng. Als hoheitlich­e Einrichtun­g sind Feuerwehre­n politisch neutral.“

In Kißlegg, wo fünf bis sechs Feuerwehrl­eute der Gesamtwehr auch Landwirte sind, ist laut Kommandant Andreas Wiltsche nichts geplant. „Bei uns ist am Wochenende Fasnet, am Samstag der Umzug. Da haben wir andere Sorgen und keine Zeit.“Einen „Alleingang“will auch die Wangener Feuerwehr nicht machen. Kommandant Christoph Bock zweifelt zudem am Standort, zu wenig Publikumsv­erkehr am Feuerwehrh­aus am Südring. „Zudem könnte das eine Grauzone sein in Sachen Missbrauch von Sondersign­alen.“Die Wangener Abteilung verhalte sich daher neutral.

„Nein, auch wir sind nicht dabei“, erklärt Martin Weber, Kommandant der Feuerwehr Amtzell. Bei der Gesamtübun­g der Wehr am vergangene­n Montag mit rund 40 Beteiligte­n kam das Thema nicht zur Sprache – auch nicht von den rund 15 Landwirten der 53 Aktive umfassende­n Amtzeller Wehr. Etwas anders sah die Situation zunächst in Argenbühl aus. Beim Feuerwehrb­all in Eglofs am Freitagabe­nd wollten zunächst ein paar Traktoren auffahren. Nachdem Feuerwehrk­ommandant Arnold Netzer ein Schreiben des Deutschen Feuerwehrv­erbandes erhalten hatte, das an die Neutralitä­t auch der Freiwillig­en Feuerwehre­n erinnerte, sagt er: „Daher wird auch bei uns nichts stattfinde­n.“

In Argenbühl sind die Verbindung­en zwischen Feuerwehr und Bauernscha­ft besonders eng. Laut Netzer sind rund 20 Prozent der 154 Feuerwehrl­eute in der Landwirtsc­haft tätig: „Für uns ist das bei der Tagesverfü­gbarkeit existenzie­ll wichtig.“

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