Über Drachen und „Dinowürger“
Wie Kißlegg heuer seine bunte Ortsfasnet feiert – Welche Rolle Wangens OB dabei spielt
- Hudelmale klein und groß, Hudelmusik und Fanfarenzug, aber auch wieder viele freie Gruppen – so sah heuer die Kißlegger Straßenfasnet am Gumpala Dunschtig aus. In den Kinderund Mäschkerlesumzug, der wie die gesamte Kißlegger Fasnet unter dem Motto „12 Millionen Johr Kißlegg – eiser Flecka von dr Stoizeit bis heit“lief, mischte sich auch Landtagsabgeordneter Raimund Haser, der am Nachmittag als Drache durch die Straßen zog.
Wegen einer Beerdigung wird Haser beim Narrensprung am Samstag nicht dabei sein. Daher schlüpfte er bereitwillig in das eigentlich für den kränkelnden Schultes bestimmte Drachenkostüm – und bereicherte so den Umzug am Donnerstag. Der leichte Nieselregen hielt die Kißlegger nicht vom Feiern ihres eigentlich höchsten Narrentages ab – den Gumpala Dunschtig.
Schon am Morgen zogen Scheiche, Cowboys, Engel und vieles mehr durch den Flecken. Und viel Fantasie ließen die Kißlegger auch wieder bei ihrer Straßenfasnet walten. Ritter, Hexen, Mönche, Fledermäuse, Wikinger, Steinzeitmenschen, „bewaffnet“mit Süßigkeiten, „Weihwasser“oder ganz eigenen „Narrenrufen“.
Nicht umsonst werden die freien Gruppen mit ihren farbenfrohen Kostümen und launigen Sprüchen von der Zunft als „Herzstück der Straßenfasnet“bezeichnet.
Eine gute halbe Stunde dauerte der Umzug, der in der Festhalle endete, wo beim Kinderball gefeiert wurde. Die „großen Kinder“vergnügten sich in der Kißlegger Gastronomie – einschließlich dem ehemaligen Gasthaus Löwen, das auch dieses Jahr unter der Regie der Narrenzunft an den hochnärrischen Tagen geöffnet hat.
Bereits am Vormittag wurden Kindergartenkinder und Schüler
befreit, wurde im „Narrenschloss“gesungen, geschunkelt und dem Frohsinn freier Lauf gelassen. Und natürlich nahm Zunftmeister Hajö Schuwerk im Schloss Schultes Dieter Krattenmacher traditionell den Schlüssel ab: „Dieter hör her: Des Jubiläum isch heit do – 1200 Johr! Knotepunkt isch d’r Narra-flecka, des isch doch jedem klar. Die Hudelmale regieret ab heit, wie jedes Johr.“
Auch Krattenmacher blickte auf das Jubiläum und darüber hinaus zurück: „Kißlegg ist natürlich noch viel älter/ nach der Eiszeit jagten hier wohl Hudelmale, da war’s viel kälter. Ein jagendes Hudelmale war also unser erster Bürger./ Schaurige Sagen erzählen, die Hudelmale waren echte Dinowürger.“
Zunftrat Paul Martin verkündete, dass der von den Narren in Wangen vertriebene und zur Strafe nach Kißlegg verbannte Oberbürgermeister Michael Lang inzwischen im Flecka angekommen sei, im „Gleis neun“noch ein Weizenbier trinke („Weil er dohoim jo koi Bahnhofswirtschaft hot.“) und er alle Kißlegger bitte, sollten sie ihm begegnen, freundlich zum Wangener Stadtoberhaupt zu sein: „Der hot s‘ ganz Johr jo au nix Schees.“
„Schee“war in jedem Fall die Stimmung auf dem Schlossplatz, wo Klein und Groß auf den „Gutsleregen“aus den Schlossfenstern warteten, und im „Narrenkeller“des Schlosses, wo es bei Stimmungshits, Essen und Getränken bereits zur Mittagszeit hoch herging. Weiter geht es in Kißlegg nun mit dem großen Narrensprung am Schmalzgala Samstig, ab 14 Uhr.