Die Islanders stehen finanziell auf gesunden Füßen
Beim Eishockey-oberligisten aus Lindau regiert die Vernunft – Geldprobleme der Konkurrenz machen Angst
- Finanzielle Schwierigkeiten sind bei den Vereinen in der Eishockey-oberliga Süd kein Einzelfall mehr. Jüngst meldeten die Bayreuth Tigers Insolvenz an und dürfen deshalb auch nicht an den Play-offs teilnehmen. Vor Beginn der Saison wurde dem EV Füssen die Lizenz in erster Instanz verweigert und erst nach einer erfolgreichen Spendenaktion dann doch erteilt. Die Tölzer Löwen sprachen zuletzt öffentlich über eine Existenzgefährdung, wenn nicht deutlich mehr Zuschauer den Weg zu den eigenen Spielen finden. Aber nicht an allen Standorten geht das Geld aus. Ein positives Beispiel sind die EV Lindau Islanders, die nach eigenen Angaben finanziell auf gesunden Füßen stehen.
Im Endeffekt spielt bei diesem Thema die Kalkulation eine große Rolle. „Sport ist nicht planbar“, sagt Bernd Wucher, erster Vorsitzender der EV Lindau Islanders. Und: „Die Oberliga ist jedes Jahr ein Ritt auf der Rasierklinge.“Allerdings haben die Vereine schon eine Handhabe, wie sie ihre Mittel einsetzen. Für Wucher ist ein Blick auf das teils halsbrecherische Wirtschaften in der Liga mit Sorgen verbunden. „Ich habe Angst, dass sich dieses Bayreuththema jedes Jahr wiederholt. Dass irgendwelche Vereinsvorstände nicht budgetkonform handeln und die Liga durcheinanderbringen. Erfolg um jeden Preis – das ist falsch und da bleibt der Eishockey definitiv auf der Strecke. Diese Vereine machen den Markt mit ihrer Unvernunft kaputt“, sagt der erste Evl-vorsitzende gegenüber der „Lindauer Zeitung“.
Immer wieder fällt Wucher auf, dass es in der Oberliga Süd große Unterschiede gibt. „Es ist krass, wie in unserer Liga die Budgets auseinandergehen“, so der erste Vorsitzende der Lindauer. Es
gibt richtige Profimannschaften in der dritthöchsten Spielklasse wie die Blue Devils Weiden und dann gibt es so Teams wie die Islanders, bei denen die Spieler neben dem Eishockey noch einem normalen Beruf nachgehen.
Vor diesem Hintergrund leistet Lindau eine beachtenswerte Arbeit. Seit 2015 sind die Islanders nun schon in der Oberliga Süd vertreten und sind regelmäßig ein Kandidat für die Play-off-teilnahme. Diese erhofft sich der EVL auch jedes Jahr, so ehrgeizig sind sie am bayerischen Bodensee. Allerdings würde dafür niemand den Verein aufs Spiel setzen. Bei den Islanders regiert bei den momentan verantwortlichen Personen stets die Vernunft. „Wir haben vor Ort eine gute, transparente Struktur“, meint Wucher.
Dem Eishockey-oberligisten ist es gelungen, schwierige Jahre
zu überstehen. „Nach Corona haben wir auch schwer zu kämpfen gehabt“, verhehlt Bernd Wucher nicht und sagt mit Freude: „Wir konsolidieren uns sehr gut, wir haben ein klares Budget für den Nachwuchs, die erste Mannschaft und den allgemeinen Verein.“
Auch angesichts des schlechtesten Zuschauerschnitts der Oberliga Süd (626 Besucher pro Partie) ist das breite Sponsorennetzwerk, das sich die die Islanders aufgebaut haben, sehr wichtig. „Lindau steht nur wegen der Sponsoren so gut da. Wir haben um die 150 Sponsoren und Gönner, etwa zehn Großsponsoren, die seit Jahren hinter uns stehen“, sagt Wucher. Er richtet ein Lob an Marketingvorstand Patrick Meier, den Sponsorenmanager Jörg Schilling und Marie Trautwein, Werkstudentin im Marketing, die „bei ihrer Sponsorenakquise mit
weit über zehn Prozent erfolgreich gewesen sind“. Auf ihre Aktionen, wie zum Beispiel der Einladung der Lebenshilfe Lindaulindenberg, bekommt der EVL „ein Wahnsinnsfeedback“.
Sportlich stehen lediglich noch acht Saisonspiele an. Die Islanders rangieren auf mit 49 Zählern auf Rang zehn, fünf Punkte hinter dem ersten Play-off-platz. Nach der Herkulesaufgabe am Freitagabend beim Tabellenführer Blue Devils Weiden (19.30 Uhr) empfangen die Lindauer zu Hause in der Bpm-arena am Sonntag die Bayreuth Tigers (18 Uhr). Daneben laufen die Gespräche mit dem Sportlichen Leiter Milo Markovic sowie dem Trainer John Sicinski, deren Verträge auslaufen. Wucher rechnet damit, dass die Lindauer in der nächste Woche eine Rückmeldung geben können.