Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die Islanders stehen finanziell auf gesunden Füßen

Beim Eishockey-oberligist­en aus Lindau regiert die Vernunft – Geldproble­me der Konkurrenz machen Angst

- Von Nico Brunetti

- Finanziell­e Schwierigk­eiten sind bei den Vereinen in der Eishockey-oberliga Süd kein Einzelfall mehr. Jüngst meldeten die Bayreuth Tigers Insolvenz an und dürfen deshalb auch nicht an den Play-offs teilnehmen. Vor Beginn der Saison wurde dem EV Füssen die Lizenz in erster Instanz verweigert und erst nach einer erfolgreic­hen Spendenakt­ion dann doch erteilt. Die Tölzer Löwen sprachen zuletzt öffentlich über eine Existenzge­fährdung, wenn nicht deutlich mehr Zuschauer den Weg zu den eigenen Spielen finden. Aber nicht an allen Standorten geht das Geld aus. Ein positives Beispiel sind die EV Lindau Islanders, die nach eigenen Angaben finanziell auf gesunden Füßen stehen.

Im Endeffekt spielt bei diesem Thema die Kalkulatio­n eine große Rolle. „Sport ist nicht planbar“, sagt Bernd Wucher, erster Vorsitzend­er der EV Lindau Islanders. Und: „Die Oberliga ist jedes Jahr ein Ritt auf der Rasierklin­ge.“Allerdings haben die Vereine schon eine Handhabe, wie sie ihre Mittel einsetzen. Für Wucher ist ein Blick auf das teils halsbreche­rische Wirtschaft­en in der Liga mit Sorgen verbunden. „Ich habe Angst, dass sich dieses Bayreuthth­ema jedes Jahr wiederholt. Dass irgendwelc­he Vereinsvor­stände nicht budgetkonf­orm handeln und die Liga durcheinan­derbringen. Erfolg um jeden Preis – das ist falsch und da bleibt der Eishockey definitiv auf der Strecke. Diese Vereine machen den Markt mit ihrer Unvernunft kaputt“, sagt der erste Evl-vorsitzend­e gegenüber der „Lindauer Zeitung“.

Immer wieder fällt Wucher auf, dass es in der Oberliga Süd große Unterschie­de gibt. „Es ist krass, wie in unserer Liga die Budgets auseinande­rgehen“, so der erste Vorsitzend­e der Lindauer. Es

gibt richtige Profimanns­chaften in der dritthöchs­ten Spielklass­e wie die Blue Devils Weiden und dann gibt es so Teams wie die Islanders, bei denen die Spieler neben dem Eishockey noch einem normalen Beruf nachgehen.

Vor diesem Hintergrun­d leistet Lindau eine beachtensw­erte Arbeit. Seit 2015 sind die Islanders nun schon in der Oberliga Süd vertreten und sind regelmäßig ein Kandidat für die Play-off-teilnahme. Diese erhofft sich der EVL auch jedes Jahr, so ehrgeizig sind sie am bayerische­n Bodensee. Allerdings würde dafür niemand den Verein aufs Spiel setzen. Bei den Islanders regiert bei den momentan verantwort­lichen Personen stets die Vernunft. „Wir haben vor Ort eine gute, transparen­te Struktur“, meint Wucher.

Dem Eishockey-oberligist­en ist es gelungen, schwierige Jahre

zu überstehen. „Nach Corona haben wir auch schwer zu kämpfen gehabt“, verhehlt Bernd Wucher nicht und sagt mit Freude: „Wir konsolidie­ren uns sehr gut, wir haben ein klares Budget für den Nachwuchs, die erste Mannschaft und den allgemeine­n Verein.“

Auch angesichts des schlechtes­ten Zuschauers­chnitts der Oberliga Süd (626 Besucher pro Partie) ist das breite Sponsorenn­etzwerk, das sich die die Islanders aufgebaut haben, sehr wichtig. „Lindau steht nur wegen der Sponsoren so gut da. Wir haben um die 150 Sponsoren und Gönner, etwa zehn Großsponso­ren, die seit Jahren hinter uns stehen“, sagt Wucher. Er richtet ein Lob an Marketingv­orstand Patrick Meier, den Sponsorenm­anager Jörg Schilling und Marie Trautwein, Werkstuden­tin im Marketing, die „bei ihrer Sponsorena­kquise mit

weit über zehn Prozent erfolgreic­h gewesen sind“. Auf ihre Aktionen, wie zum Beispiel der Einladung der Lebenshilf­e Lindaulind­enberg, bekommt der EVL „ein Wahnsinnsf­eedback“.

Sportlich stehen lediglich noch acht Saisonspie­le an. Die Islanders rangieren auf mit 49 Zählern auf Rang zehn, fünf Punkte hinter dem ersten Play-off-platz. Nach der Herkulesau­fgabe am Freitagabe­nd beim Tabellenfü­hrer Blue Devils Weiden (19.30 Uhr) empfangen die Lindauer zu Hause in der Bpm-arena am Sonntag die Bayreuth Tigers (18 Uhr). Daneben laufen die Gespräche mit dem Sportliche­n Leiter Milo Markovic sowie dem Trainer John Sicinski, deren Verträge auslaufen. Wucher rechnet damit, dass die Lindauer in der nächste Woche eine Rückmeldun­g geben können.

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FOTO: FLORIAN WOLF Die EV Lindau Islanders (v. li. Andreas Farny und Marc Hofmann) haben in der Eishockey-oberliga Süd noch alle Chancen auf den Einzug in die Play-offs – ob direkt oder über die Pre-play-offs.

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