Wangen legt sich beim Glonkere mächtig ins Zeug
In der Altstadt ziehen Fasnetsgänger von Lokal zu Lokal – Auch Musikanten waren bei der Wirtshausfasnet aktiv
- Mit „Umherziehen“würde man das „Glonkere“wohl am trefflichsten übersetzen. Geklonkert haben am Gumpigen Donnerstag alle: Altstadtbesucher, die Narren und – erfreulich – auch wieder einige Musikanten, die damit die Wirtshausfasnet mit hochhielten. Die Stimmung: bestens! In vielen Gaststätten und Kneipen ging es nicht nur hoch, sondern auch eng her – bis in die frühen Morgenstunden.
Donnerstagabend, 18 Uhr: Noch ist es relativ ruhig im Städle. Auf dem Marktplatz ist schon Fasnetsmusik zu hören. Der Spielmannszug Amtzell-niederwangen drängt sich ins Eiscafé Pinocchio. Davor schunkelt eine kleine Abordnung der Wangemer Narrenzunft mit.
Die Gugelnarren treffen sich zeitig im Gasthaus Lamm. „Wir haben die Erfahrung gemacht, allzu spät sollten wir nicht los, um noch Gehör zu finden“, erläutert Gugelnarr Jörg Rusch. Die Coronazeit hat Spuren hinterlassen. Auch bei den Gugelnarren sind die Reihen lichter geworden. Groß ist auch in diesem Jahr wieder die Sorge, ob sich auch genügend freie Musikgruppen auf den Weg machen, die das Repertoire zwischen „Ane, ane – isch die Wang’mer Fasnet Schee“und „Schwarzwaldmarie“beherrschen.
In vielen Gaststätten wird noch gespeist, auch das Lamm ist voll. So langsam „richten“sich die Gugelnarren, legen mit ihren Sprüchen los. Die Geräuschkulisse verstummt, es wird zugehört und über ihre Verse gelacht. „Heimspiel“haben die Gugelnarren wenig später im Rad, wo viele Zunftmitglieder zu Abend essen. Auch das Nebenzimmer mit einer Gruppe Frauen „verlangt“nach den launigen Narrenworten.
Im Stoffels ist Büttel Marco Hack gefordert, der nicht nur seine Schelle einsetzen muss: „Wellet ihr wisse, was dia Gruppe dohane von eich will/ dann haltet jetzt amol eiren Schnabel, spitzet die Ohre und sind amol still. Dia Gugelnarren aus Wange werret eich jetzt vortrage/ was sich hot so alles zu’trage.“Die Gäste „folgen“. Nur aus dem Untergeschoss, wo später Party gefeiert wird, ist noch etwas Sound zu hören. Bretzeln werden verteilt – und weiter geht’s, in den benachbarten Stiefel.
Neben alteingesessenen Wangenern sitzen dort auch Monika und Klaus Wessle aus Merazhofen, die mit einem befreundeten Ehepaar unterwegs sind: „Wir waren vergangenes Jahr das erste Mal an diesem Abend in Wangen und es war schön. Drum sind wir wieder hier.“Der Plan: gut essen, dann von Kneipe zu Kneipe ziehen. „Bis die Lichter ausgehen“, sagt Klaus Wessle.
Dann ziehen vier „Nonnen“samt Akkordeon ein. Bereitwillig singen die Gäste beim „Schneewalzer“mit, schunkeln, erheben sich. „Wir sind in diesem Jahr der
schellische Orden Benediktinum und wir haben Wort gehalten“, sagt Ingrid Detzel. 2023 war das Quartett schon einmal und als Kräuterweible unterwegs – und hat versprochen, wieder zu kommen.
Vor dem Ratsstüble fragt eine Frau die ankommenden Gugelnarren: „Kommt ihr rein? Ich will euch hören.“Die „Handballerinnen-milchpilze“stimmen zwischen den Gugelnarren-sprüchen ganz von allein das Anelied an. Wirt Thomas Hirschle schmunzelt: „Bei uns ist seit 18 Uhr voll. Viele haben schon vor zwei Wochen
reserviert.“Er zieht eine positive Bilanz: „Essen läuft, Trinken läuft, die Stimmung ist mega.“
Derweil ist der Spielmannszug Amtzell-niederwangen wieder am Marktplatz vorbeigekommen und von Straßen-glonkeren zum Spielen angehalten worden. Unter denen, die zuhören, sind auch acht Candygirls aus Opfenbach, die gemeinsam etwas unternehmen und von Kneipe zu Kneipe ziehen wollen. „Cool, wie viele Gruppen unterwegs sind“, sagt Candygirl Caroline Straub.
Das Publikum fordert immer weitere Zugaben vom 15-köpfigen Spielmannszug, der laut Leiter Michael Oberhardt schon etwa 20 Jahren den Gumpigen Donnerstag bereichert: „Ursprünglich sind wir mal mit der Narrenzunft mitgegangen. Jetzt nehmen wir das selbst in die Hand und sind f lexibler.“Früher, sagt Oberhardt, habe es noch mehr Wirtschaften ohne DJ gegeben: „Jetzt verweilen wir halt bei den anderen etwas länger.“Spaß mache es in jedem Fall.
Aus der Unterstadt erklingen Schalmeienklänge. Der Schalmeienzug drängt ins Rad, wo auch zehn Donnerstags-turnerfrauen aus Wohmbrechts sitzen und begeistert mitmachen. Seit 15 Jahren seien sie nach dem Fasching in Maria-thann in Wangen unterwegs, erzählt Turnerfrau Andrea Riedesser. Schön findet sie das bunte Treiben in den Wirtschaften, das miteinander singen und die Stimmung. Am Nachbartisch haben sich fünf Landesgartenschau-blumen samt Gärtner niedergelassen, der (oder besser gesagt: die) die Blümchen f leißig gießt. „Wir schätzen die gute und ausgelassene Stimmung und das gute Miteinander“, sagt „Blume“Birgit Gieger. Und schon legt Zunftmusiker Uli Müller mit seinem Akkordeon und den typischen Stimmungsliedern wieder los.
In der Blauen Traube sind derweil nur noch jene unterwegs, die zu späterer Stunde ein etwas ruhigeres Plätzchen suchen. Der Abend, sagt Wirt Franz Kresser, sei aber insgesamt gut gelaufen. In der Mohren Post, im Fidi, am Kreuzplatz, im Museumscafé und andernorts ist inzwischen DJ und Tanzen angesagt.
Zunftmeister und Gugelnarr Wolfgang Tengler zieht ein positives Fazit: „Die Stadt war gut besucht und überall herrschte gute Stimmung.“Seiner Aussage zufolge war neben den beschriebenen Musikanten auch noch eine „zusammengewürfelte Lumpenkapelle“aus Haslach unterwegs: „Es ist gut, dass sich solche Gruppen einfach einfinden. Und überhaupt war der Abend mal wieder megagenial.“
DIE SPRÜCHE DER GUGELNARREN LESEN SIE AUF SEITE 14.