Schwäbische Zeitung (Wangen)

Gugelnarre­n pflegen alte närrische Sitte

Mit diesen Sprüchen waren sie beim diesjährig­en Altstadtgl­onkere in den Wangener Wirtschaft­en unterwegs

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(sz) - Sie sind wieder in den Wangener Wirtschaft­en unterwegs gewesen – und wie: Beim Altstadtgl­onkere sagten die Gugelnarre­n am Donnerstag ihre Sprüche auf. Nachfolgen­d Auszüge, wen und was sie in diesem Jahr närrisch in den Blick genommen haben.

Für alle dia´s no it wisset, i sag´s eich laut und klar, in Wange macht me Fasnet und zwar Jahr für Jahr, in Wange gibt´s koin Fasching und au koin Karneval, und au de Rosemontag isch - bei uns in Wange en Skandal.

Bei uns hoißt des Fasnetsmon­tag und Fasnet sagt me hier, und Schilder mit Rosemontag g´heret ganz sicher it an e Wangemer Ladetür.

Jo, au mir hont unsere Werte, unser Brauchtum und unser Tradition, weil Fasnet gibt´s in Wange seit hunderten von Jahren schon. Drum dät´s uns au freie, wenn des so wird respektier­t, und dess des it wird von Zuazogene wird oifach ignoriert.

Warum bloß legt me heutzutage, jedes Wort auf die berühmte goldene Waage?

Weil heit wird doch jedes Wort so lang verdreht, bis koiner me woiß, um was es geht. Me legt auf jede Silbe wert, me verstoht au gern mol was verkehrt, und inhaltlich reitet me drauf rum, bis es oim wird ganz oifach z´dumm.

Jo manchmol wär grad heutzutage, mehr Großzügigk­eit gut – das ist keine Frage.

Weil s´ Haar in der Suppe findet doch immer der, der lange genug rührt hin und her.

Also in de letzte Johr war´s mit em Auto fahre in Wange jo immer scho mies, aber im Johr 2023 do war´s mol richtig, richtig fies.

Koi Herfatzer Bruck, de Weag noch Ravensburg zua, Großbauste­lle Richtung Lindau kommt au no dezua, zwoi Hauptverke­hrsandern von unserer Stadt

– gschnitte oifach ab!

Und dann no bleede Stroßesper­runge hinderum

- ach wie dumm!

I bitt eich wirklich, eich Verwalter, eich Rothaus-mensche, eich Verkehrsge­stalter, dass me jetzt dann bitte irgendwann, z´wange – endlich wieder gscheid fahren kann.

Jo au mir in Wange hont - Probleme in de Stadt, weil stellet eich vor, seit me in de Erba dunde baut - hautet unsere Fledermäus­e ab.

Me hot dia nämlich jetzt mol zählt, und debei festg’stellt, dass do einiges fehlt.

Weil bevor in de Erba baut wore isch, waret des no viel me, doch jetzt sind dia oifach gange, also des isch echt it oke.

Aber me hott scho alles gschaltet ei, dass se unsere Fledermeis wieder bringet herbei, untere Ordnungsbe­hörde, d´stadtverwa­ltung, Landesgart­eschau Gmbh, d´staatsanwa­ltschaft und wahrschein­lich no viel mehr, alle, jo wirklich alle, miand gugge, dass dia, dia Fledermeis bringet wieder her.

Weil dia miand wieder zruckkomme – liabe Leit, jo au unser Wange hot Probleme, – aber i hon´s eich jo g‘sait.

Jetzt gibt´s bei uns in Wange Leit, endlich au E-scotter, mei was für e Zeit.

Weil´s oifach nix Wichtiger´s gibt, und weil dia Dinger sind jo so beliebt.

Jo Roller zum Verleih, ihr Leit, sowas braucht me in de heitige Zeit. Dia überall dann stond bleed rum, und me ka scho drauf warte, bis de Erste fliaget über so e Teil mol num, aber so e Weltmetrop­ole wia Wange, dia braucht eabe sowas, He Leit, i moins Ernst, des isch fai koin Spaß.

Mensch ihr Leit - isch des it prima? In Wange macht me was für´s Klima.

Koi Auto in de Altstadt meh – mei des wird schee.

Endlich leise, endlich still, des isch´es, was me z´wange will. Endlich Ruhe, alles tot, endlich mol koi Parkplatzn­ot. Mei, de Oinzelhand­el klar, goht de Bach wahrschein­lich na, und die liebe Altstadtga­stronomie – mach´mer hi.

Jo Mensch, ihr Leit, des isch it prima, aber mir hont in Zukunft e super Klima, jo Leit, des isch doch echte Demokratie, mir machet unser Altstadt hi, und des für e paar wenige, dia´s duand beklage, dess me in d´altstdt neifahrt mit seim Wage.

E‘ unattrakti­ves Kaff sei unser Stadt, bloß weil am Obend nix got ab, so war´s im letsch´de Johr in de Schwäbisch­e drin, jo Wanges Nachtleabe isch derzeit nicht besonders in.

Jo, es stimmt scho, es isch seit Jahren nimme allzu viel los, mei, Wangens Nachtleabe isch scho lang nimme bsonders groß. Doch langsam, Leit, i sag´s mol so, isch Wange echt en Griff ins Klo. Ab zehne schickt me oin jetzt heim, weil Wangens Wirte sind sich ja zu fein, für ein paar Bier no aufzumlass­en, weil sowas füllt halt nicht die Kassen.

Von Bars, Kneipe und Tanzlokale mol ganz zum schweige, weil do hot Wange gar nix vorzumzeig­e.

Mag Wange no so schee sei Leit,

als Nachtschwä­rmer hosch dra it wirklich a‘ Freid.

Na also, irgendwie ging des jetzt aber sauber mol noch hinde los, me kennt au sage, des grundsätzl­iche Interesse war jetzt it wirklich all zu groß, dass sich die Männerturn­gemeinde jetzt ander´sch nennt, bloß weil sia z´wenig Feminines im Name hennt.

Au wenn des di „Grüne Lady“ander´sch sieht, schliaßlic­h hot jo sia sich um die Namensände­rung bemüht, war des wohl de moiste Fraue it so wichtig, im Gegedoil, für dia war des Thema sogar ehr nichtig.

Und so bleibt des weiterhin bei MTG, i find´s oke.

Auf gleicher Augehöhe, emanzipier­t, Gleichbere­chtigun g des isch gegeben, und so könnet Fraue und Männer doch ganz prima mitenander leben.

Gott sei Dank jetzt isch´s vorbei, mit dere bleede Bauerei.

Die ganze Stadt isch jetzt saniert, jo Wange wurde aufpoliert, weil d´garteschau fangt jetzt bald a, jo Wange isch jetzt vorzeigbar. Natürlich war de Weag hierher, wirklich stoinig und sehr schwer, und oftmols hon I denkt echt wahr, mi kotzt diese Garteschau so a, wenn d´stroße gsperrt und d´brucke au, Verkehrsch­aos – de Obergau, jo d´nerve waret mehr wie strapziert, und me hett gern mol oin von de Verwaltung massakrier­t, doch jetz isch endlich jo vorbei mit dere furchtbare Bauerei. Und i hoff, de Stadtsäcke­l ihr liabe Leit, bleibt reat lang leer für lange Zeit, und de Verkehr fließt – all´s isch oifach endlich wieder oke, mei des wär schee!

 ?? ?? Der Gugelnarr pflegt eine alte närrische Sitte: Er hält seinen Zuhörern den Spiegel vor und rezitieren aus seinem Narrenbuch närrische, meist gereimte, Glossen zur Politik und dem Geschehen in der Stadt Wangen. Am Donnerstag­abend etwa auch im Rad.
Der Gugelnarr pflegt eine alte närrische Sitte: Er hält seinen Zuhörern den Spiegel vor und rezitieren aus seinem Narrenbuch närrische, meist gereimte, Glossen zur Politik und dem Geschehen in der Stadt Wangen. Am Donnerstag­abend etwa auch im Rad.
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FOTOS: SUSI WEBER Auch im Stoffels waren die Narren unterwegs – und trugen zur guten Stimmung und dem Sattwerden bei.

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