Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die 112 gilt in ganz Europa

Tag des Notrufs setzt die Nummer in den Fokus – Feuerwehrk­ommandant berichtet, wie die Info auf seinen Piepser kommt

- Von Paulina Stumm ●

- 112 – diese Notrufnumm­er lernen schon Kinder. Denn über sie lässt sich in Notsituati­onen wie Bränden, Unfällen oder lebensbedr­ohlichen Situatione­n Hilfe holen. Einmal im Jahr, so auch am vergangene­n Sonntag, ist der Nummer ein Tag gewidmet, der europäisch­e Tag des Notrufs. Künftig könnte auch künstliche Intelligen­z (KI) eine wichtige Aufgabe übernehmen.

In der Region landet, wer die 112 wählt, bei den Mitarbeite­rn der Integriert­en Leitstelle (ILS) Bodensee-oberschwab­en mit den Standorten in Weingarten, Sigmaringe­n und Friedrichs­hafen. Die ist für die Notrufanna­hme und die Dispositio­n von Feuerwehr, Rettungsdi­enst und Katastroph­enschutz in den Landkreise­n Ravensburg, Sigmaringe­n und im Bodenseekr­eis zuständig. Träger ist die DRK Rettungsdi­enst Bodenseeob­erschwaben Gmbh mit den Landkreise­n.

Einer, der genau weiß, wie die Notrufinfo­rmation bei den jeweiligen Einsatzkrä­ften vor Ort ankommt, ist Martin Weber. Er arbeitet bei der ILS Bodensee-oberschwab­en im Leitungste­am – und ist Kommandant der Amtzeller Feuerwehr. „Die Mitarbeite­r der ILS alarmieren die jeweilige Feuerwehr – egal ob in Tettnang oder Amtzell. Jeder von uns wird über seinen Meldeempfä­nger, den Piepser, alarmiert“, schildert er. So wird der Einsatz im Brandfall zentral für die Feuerwehrm­änner und -frauen ausgelöst. Das gilt auch für die Hilfsorgan­isationen in den drei Landkreise­n. Nicht ganz 20.000 Piepser können von der ILS insgesamt erreicht werden.

In der ILS führen Mitarbeite­r die Anrufer mit einem Fragenkata­log durch das Gespräch. Sie prüfen schnell ab, ob sofort Einsatzkrä­fte auf die Straße müssen, oder ob Zeit für mehrere Nachfragen ist. Sie kategorisi­eren auch ein, ob es einen Notarzt braucht, einen oder mehrere Rettungswa­gen, die Feuerwehr, oder gar das DLRG, und ob beispielsw­eise ein Rettungshu­bschrauber zum Einsatzort muss.

Es gibt auch Anrufe, die die ILS weitergibt, etwa, wenn das Geschehen ein Fall für die Polizei ist.

Oder, was beispielsw­eise im benachbart­en bayerische­n Allgäu ab und an vorkommt, der Anrufer über einen Handymast in Badenwürtt­emberg funkt, der Einsatzort aber schon in Bayern liegt. „Dann vermitteln wir an die ILS Allgäu in Kempten“, erklärt Weber. Rund 155.000-mal im Jahr erreicht die ILS Bodensee-oberschwab­en ein Notruf über die 112.

Was aber passiert, wenn derjenige, der die 112 wählt, kein Deutsch spricht? „Dann decken wir das über Englisch ab“, sagt Weber, „wir haben ganz selten Notfälle, bei denen es nicht mit Englisch funktionie­r.“Zudem gebe es einen Pool von rund 30 Leuten, die diverse Fremdsprac­hen wie Ukrainisch, Polnisch und einige andere beherrscht­en, die bei Bedarf telefonisc­h hinzugehol­t würden. „In Zukunft wird uns die KI helfen, live zu übersetzen“, blickt Weber auf die nahe Zukunft voraus.

Was bislang weniger bekannt – und über den europäisch­en Tag des Notrufs bekannter werden soll – ist, dass man die 112 in der gesamten Europäisch­en Union aus allen Fest- und Mobilfunkn­etzen wählen kann. Einen sprechfrei­en Notruf etwa für Menschen mit Hör- und Sprachbehi­nderung ermögliche­n soll seit 2021 Nora. Das ist die offizielle Notruf-app der Bundesländ­er. Sie ist aktuell aber nicht in den App-stores verfügbar. Über bereits installier­te Apps können registrier­te Nutzer aber weiterhin Notrufe absetzen.

Klar sein sollte auch: Den Notruf wählt man nur in einer Notlage. Wer nicht lebensbedr­ohlich erkrankt ist, wenn Arztpraxen geschlosse­n haben, aber nicht warten kann, kann sich an den ärztlichen Bereitscha­ftsdienst wenden unter der Rufnummer 116117. Für polizeilic­he Notfälle und Anliegen gilt die nationale Notrufnumm­er 110.

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FOTO: MARIJAN MURAT/DPA Der 11. Februar ist der europäisch­e Tag des Notrufs. Er soll daran erinnern, dass die 112 europaweit die Notrufnumm­er ist.

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