Die 112 gilt in ganz Europa
Tag des Notrufs setzt die Nummer in den Fokus – Feuerwehrkommandant berichtet, wie die Info auf seinen Piepser kommt
- 112 – diese Notrufnummer lernen schon Kinder. Denn über sie lässt sich in Notsituationen wie Bränden, Unfällen oder lebensbedrohlichen Situationen Hilfe holen. Einmal im Jahr, so auch am vergangenen Sonntag, ist der Nummer ein Tag gewidmet, der europäische Tag des Notrufs. Künftig könnte auch künstliche Intelligenz (KI) eine wichtige Aufgabe übernehmen.
In der Region landet, wer die 112 wählt, bei den Mitarbeitern der Integrierten Leitstelle (ILS) Bodensee-oberschwaben mit den Standorten in Weingarten, Sigmaringen und Friedrichshafen. Die ist für die Notrufannahme und die Disposition von Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz in den Landkreisen Ravensburg, Sigmaringen und im Bodenseekreis zuständig. Träger ist die DRK Rettungsdienst Bodenseeoberschwaben Gmbh mit den Landkreisen.
Einer, der genau weiß, wie die Notrufinformation bei den jeweiligen Einsatzkräften vor Ort ankommt, ist Martin Weber. Er arbeitet bei der ILS Bodensee-oberschwaben im Leitungsteam – und ist Kommandant der Amtzeller Feuerwehr. „Die Mitarbeiter der ILS alarmieren die jeweilige Feuerwehr – egal ob in Tettnang oder Amtzell. Jeder von uns wird über seinen Meldeempfänger, den Piepser, alarmiert“, schildert er. So wird der Einsatz im Brandfall zentral für die Feuerwehrmänner und -frauen ausgelöst. Das gilt auch für die Hilfsorganisationen in den drei Landkreisen. Nicht ganz 20.000 Piepser können von der ILS insgesamt erreicht werden.
In der ILS führen Mitarbeiter die Anrufer mit einem Fragenkatalog durch das Gespräch. Sie prüfen schnell ab, ob sofort Einsatzkräfte auf die Straße müssen, oder ob Zeit für mehrere Nachfragen ist. Sie kategorisieren auch ein, ob es einen Notarzt braucht, einen oder mehrere Rettungswagen, die Feuerwehr, oder gar das DLRG, und ob beispielsweise ein Rettungshubschrauber zum Einsatzort muss.
Es gibt auch Anrufe, die die ILS weitergibt, etwa, wenn das Geschehen ein Fall für die Polizei ist.
Oder, was beispielsweise im benachbarten bayerischen Allgäu ab und an vorkommt, der Anrufer über einen Handymast in Badenwürttemberg funkt, der Einsatzort aber schon in Bayern liegt. „Dann vermitteln wir an die ILS Allgäu in Kempten“, erklärt Weber. Rund 155.000-mal im Jahr erreicht die ILS Bodensee-oberschwaben ein Notruf über die 112.
Was aber passiert, wenn derjenige, der die 112 wählt, kein Deutsch spricht? „Dann decken wir das über Englisch ab“, sagt Weber, „wir haben ganz selten Notfälle, bei denen es nicht mit Englisch funktionier.“Zudem gebe es einen Pool von rund 30 Leuten, die diverse Fremdsprachen wie Ukrainisch, Polnisch und einige andere beherrschten, die bei Bedarf telefonisch hinzugeholt würden. „In Zukunft wird uns die KI helfen, live zu übersetzen“, blickt Weber auf die nahe Zukunft voraus.
Was bislang weniger bekannt – und über den europäischen Tag des Notrufs bekannter werden soll – ist, dass man die 112 in der gesamten Europäischen Union aus allen Fest- und Mobilfunknetzen wählen kann. Einen sprechfreien Notruf etwa für Menschen mit Hör- und Sprachbehinderung ermöglichen soll seit 2021 Nora. Das ist die offizielle Notruf-app der Bundesländer. Sie ist aktuell aber nicht in den App-stores verfügbar. Über bereits installierte Apps können registrierte Nutzer aber weiterhin Notrufe absetzen.
Klar sein sollte auch: Den Notruf wählt man nur in einer Notlage. Wer nicht lebensbedrohlich erkrankt ist, wenn Arztpraxen geschlossen haben, aber nicht warten kann, kann sich an den ärztlichen Bereitschaftsdienst wenden unter der Rufnummer 116117. Für polizeiliche Notfälle und Anliegen gilt die nationale Notrufnummer 110.