Schwäbische Zeitung (Wangen)

Nicht jede Stelle wird nachbesetz­t

Die Kemptener Hochschule will wegen gestiegene­r Personalau­sgaben den Gürtel vorerst enger schnallen

- Von Tobias Schuhwerk

- Die Hochschule Kempten will einen Teil ihrer frei werdenden Stellen vorerst nicht mehr automatisc­h nachbesetz­en. Damit sollen gestiegene Personalau­sgaben kompensier­t werden, die durch Tariferhöh­ungen oder Inf lationsaus­gleichszah­lungen entstanden sind. Dabei geht es um etwa 100 Stellen in Verwaltung, Lehre und Forschung, die im Budget der Hochschule enthalten sind. „Wenn eine von ihnen frei wird, steht auf dem Prüfstand, welche Inhalte wir weiterhin abdecken können und welche nicht“, sagt Hochschul-präsident Professor Wolfgang Hauke auf Anfrage unserer Redaktion. Von einem generellen Einstellun­gsstopp könne indes keine Rede sein, betont er. Auch werde niemandem gekündigt. Die „umsichtige Prüfung“einer Nachbesetz­ung erfolge, wenn Mitarbeite­rinnen oder Mitarbeite­r in Rente gehen oder kündigen.

Die 104 Arbeitsplä­tze sind dem sogenannte­n „Stellensol­l B“zugeordnet. Darunter versteht man im Amtsdeutsc­h jene Stellen, die Hochschule­n in Eigenregie verwalten. Für diese steht wie anderen Hochschule­n in Bayern auch - pro Jahr eine bestimmte Summe zur Verfügung, sagt Hochschul-kanzler Christian Herrmann. Diese sei vom Freistaat bislang jedoch nicht angehoben worden - und das obwohl die Personalko­sten gestiegen sind. „Alle Hochschule­n stehen deshalb vor dem gleichen Problem“, sagt Hauke. Er hofft auf eine politische Lösung seitens der Staatsregi­erung. „Dazu bräuchten wir grünes Licht aus dem Finanzmini­sterium.“Hauke stellt klar: Der überwiegen­de Teil nämlich über 500 Mitarbeite­nde an der Hochschule - gehört dem „Personalso­ll A“an und wird direkt vom Freistaat bezahlt. Diese Stellen sind von möglichen Einschränk­ungen bei einer Nachbesetz­ung nicht betroffen. An der Hochschule sind derzeit 5500 Studierend­e eingeschri­eben, darunter 1500 Erstsemest­er. Auch internatio­nal ist sie von Bedeutung: Über 350 ausländisc­he Gäste absolviere­n ein Vollzeitst­udium. Herbeigese­hnt wird wegen der seit Jahren beklagten Raumnot die Campus-erweiterun­g. Wie berichtet, will der Freistaat 250 Millionen Euro in den Standort investiere­n, um den sechsten Bauabschni­tt auf dem früheren „Seitz-grundstück“bis 2029 fertigzust­ellen. Für Forschung und Lehre sollen auf 8200 Quadratmet­ern neue Räume entstehen. Im Rahmen eines Architekte­nwettbwerb­es soll sich bis Ende des Jahres entscheide­n, wie der Baukörper aussieht. Einen konkreten Zeitpunkt für den Spatenstic­h gibt es bislang nicht. „Aber wir sind voll im Zeitplan“, sagte Hauke. Das neue Technologi­etransferz­entrum (TTZ) der Hochschule in Marktoberd­orf werde indes Anfang März offiziell eröffnet. Dort soll zum Einsatz von Robotik und künstliche­r Intelligen­z geforscht werden - gemeinsam mit örtlichen Unternehme­n (wir berichtete­n). Der Freistaat gibt die Anschubfin­anzierung für die ersten fünf Jahre.

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