Nicht jede Stelle wird nachbesetzt
Die Kemptener Hochschule will wegen gestiegener Personalausgaben den Gürtel vorerst enger schnallen
- Die Hochschule Kempten will einen Teil ihrer frei werdenden Stellen vorerst nicht mehr automatisch nachbesetzen. Damit sollen gestiegene Personalausgaben kompensiert werden, die durch Tariferhöhungen oder Inf lationsausgleichszahlungen entstanden sind. Dabei geht es um etwa 100 Stellen in Verwaltung, Lehre und Forschung, die im Budget der Hochschule enthalten sind. „Wenn eine von ihnen frei wird, steht auf dem Prüfstand, welche Inhalte wir weiterhin abdecken können und welche nicht“, sagt Hochschul-präsident Professor Wolfgang Hauke auf Anfrage unserer Redaktion. Von einem generellen Einstellungsstopp könne indes keine Rede sein, betont er. Auch werde niemandem gekündigt. Die „umsichtige Prüfung“einer Nachbesetzung erfolge, wenn Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter in Rente gehen oder kündigen.
Die 104 Arbeitsplätze sind dem sogenannten „Stellensoll B“zugeordnet. Darunter versteht man im Amtsdeutsch jene Stellen, die Hochschulen in Eigenregie verwalten. Für diese steht wie anderen Hochschulen in Bayern auch - pro Jahr eine bestimmte Summe zur Verfügung, sagt Hochschul-kanzler Christian Herrmann. Diese sei vom Freistaat bislang jedoch nicht angehoben worden - und das obwohl die Personalkosten gestiegen sind. „Alle Hochschulen stehen deshalb vor dem gleichen Problem“, sagt Hauke. Er hofft auf eine politische Lösung seitens der Staatsregierung. „Dazu bräuchten wir grünes Licht aus dem Finanzministerium.“Hauke stellt klar: Der überwiegende Teil nämlich über 500 Mitarbeitende an der Hochschule - gehört dem „Personalsoll A“an und wird direkt vom Freistaat bezahlt. Diese Stellen sind von möglichen Einschränkungen bei einer Nachbesetzung nicht betroffen. An der Hochschule sind derzeit 5500 Studierende eingeschrieben, darunter 1500 Erstsemester. Auch international ist sie von Bedeutung: Über 350 ausländische Gäste absolvieren ein Vollzeitstudium. Herbeigesehnt wird wegen der seit Jahren beklagten Raumnot die Campus-erweiterung. Wie berichtet, will der Freistaat 250 Millionen Euro in den Standort investieren, um den sechsten Bauabschnitt auf dem früheren „Seitz-grundstück“bis 2029 fertigzustellen. Für Forschung und Lehre sollen auf 8200 Quadratmetern neue Räume entstehen. Im Rahmen eines Architektenwettbwerbes soll sich bis Ende des Jahres entscheiden, wie der Baukörper aussieht. Einen konkreten Zeitpunkt für den Spatenstich gibt es bislang nicht. „Aber wir sind voll im Zeitplan“, sagte Hauke. Das neue Technologietransferzentrum (TTZ) der Hochschule in Marktoberdorf werde indes Anfang März offiziell eröffnet. Dort soll zum Einsatz von Robotik und künstlicher Intelligenz geforscht werden - gemeinsam mit örtlichen Unternehmen (wir berichteten). Der Freistaat gibt die Anschubfinanzierung für die ersten fünf Jahre.