Nach dem Umzug bleibt eine Tonne Müll übrig
Bilanz zu den närrischen Tagen fällt positiv aus – Wangen erteilt Fasnetsstörern ein Aufenthaltsverbot
- Viel Glückseligkeit, ein paar Tonnen Müll und ein alles in allem ausgesprochen positives Fazit von Polizei, DRK und den Narrenzünften in Wangen und Kißlegg bleiben von der diesjährigen Hochfasnet. Dass es in Wangen beim Großen Narrensprung aus polizeilicher Sicht ruhig blieb, hat möglicherweise auch mit mehreren Aufenthaltsverboten zu tun, die die Stadt ausgesprochen hatte.
Zufrieden mit der Fasnet zeigt sich am Dienstagmittag Frank Müller – allerdings aus einer etwas eigenen Perspektive. „Wir hatten, was den Müll angeht, eine verhältnismäßig gute Fasnet“, sagt der Leiter des städtischen Bauhofs. Dessen Mitarbeiter nämlich kehren die Reste des närrischen Treibens zusammen.
Nach dem Großen Narrensprung am Montag mit seinen geschätzt rund 10.000 Besuchern ging es f lott: Nach rund dreieinhalb Stunden war die Altstadt wieder sauber. Jeweils zwei Transporterpritschen und Kehrmaschinen voll Unrat, von Konfetti über Glas bis Bonbonpapierchen, kamen zusammen, eine bis eineinhalb Tonnen Müll, schätzt Müller – und damit deutlich weniger als im Vorjahr, als den Umzug bei strahlendem Sonnenschein und erstmals nach Corona noch mehr Besucher verfolgten. Der Fasnetsmüll landet – zusammen etwa mit anderem Müll aus den öffentlichen Mülleimern – im Presscontainer des Bauhofs und wird später von einem Entsorgungsbetrieb abgeholt.
Insgesamt waren für den Umzug am Montag gut und gerne 15 Bauhofmitarbeiter im Einsatz. Neben dem Fegen galt es vor und nach dem Umzug auch die Verkehrsschilder auf- und abzubauen, genauso wie die mehrere Tonnen
schweren Zufahrtssperren aus Beton.
Und dann gibt es da ja noch den Einsatz der Bauhofzunft beim Narrenbaumstellen und -einholen auf dem Marktplatz. Laut Müller machen dort immer wieder dieselben Mitarbeiter mit, was die Routine erklärt, mit denen die Männer den Baum zumindest stellten. Aber auch zum Einholen am Dienstagabend war ähnliches zu erwarten. „Mit zwölf Mann hat man den Baum auch gut im Griff. So groß ist er auch wieder nicht“, sagt Müller. Der Wangener Narrenbaum wird übrigens eingelagert und Jahr um Jahr erneut verwendet.
Ausgesprochen zufrieden zeigt sich auch Wangens Zunftmeister Wolfgang Tengler: „Der Montag war sehr, sehr positiv und supergeil. Wir haben Publikum gehabt bis zum Umzugsende, das mitgemacht und eine super Stimmung verbreitet hat, einfach Bombe!“Knapp 6000 Abzeichen hat die Narrenzunft Kuhschelle weiß-rot laut Tengler verkauft – was rund 10.000 Zuschauer am Fasnetsmontag bedeuten dürfte.
Wangens Narrenchef freut sich auch über die gute Beteiligung von rund 200, 300 Hemadglonkern am Samstag. Bekanntlich ist der zum zweiten Mal wiederbelebte Umzug eines der Elemente, die die Ortsfasnet stärken
soll: „Die Bürger der Stadt haben aktiv mitgemacht und waren auch auf dem Marktplatz mit dabei. Das war und ist unser Ziel – und oifach nur schee.“Als „toll“empfand Zunftmeister Tengler auch das närrische Geplänkel mit der Zunft aus Kißlegg: „So muss Fasnet sein!“
In Kißlegg selbst spricht auch der dortige Zunftmeister Hajö Schuwerk von einem „vollen Erfolg“der diesjährigen Fasnet: „Ich kann nur Positives berichten. Wir haben in viele begeisterte Gesichter geschaut.“Das gute Wetter beim Sprung am Samstag habe zu einem noch besseren Pinverkauf als im vergangenen Jahr geführt: „Auch aus Riedlingen, Lindau oder Wangen haben, so mein Eindruck, viele zugeschaut – und glückselige Leute waren unterwegs.“
In Kißlegg sei das Konzept „Narrenzunft plus Gastronomie“wie im vergangenen Jahr aufgegangen: „In Zeiten rückläufiger Gastronomie ist das für alle Zünfte ein Thema, die die Ortsfasnet fortführen wollen.“Gemeinsam habe man geworben, gemeinsam die Hauptanlaufpunkte am Donnerstag und Samstag gestärkt – und dies soll laut Schuwerk 2025 fortgesetzt werden. Auch die „Löwenparty“im ehemaligen Gasthaus Löwen war erneut ein Erfolg. Schuwerk: „Am Donnerstag
mussten wir den Besucherandrang sogar einmal wegen Überfüllung eindämmen und bremsen.“
Getrübt wird die Bilanz in Wangen und Kißlegg lediglich durch ein paar Vorkommnisse, von denen die Polizei berichtet. Allerdings spricht auch das Polizeipräsidium Ravensburg insgesamt von einer überwiegend friedlichen Fasnet. Beim Umzug in Kißlegg weigerte sich ein Besucher, der Polizei seine Personalien anzugeben. Bereits im Vorfeld aktiv waren die Stadt Wangen und die Polizei in Wangen vor dem Montagsumzug.
Dort hatte die Stadt mehreren jungen Männern ein Aufenthaltsverbot ausgesprochen, weil diese bereits auf anderen Fasnetsveranstaltungen negativ mit Beleidigungen, Körperverletzungen, Sachbeschädigungen, Diebstählen oder Widerstand gegen Polizeibeamte aufgefallen waren und gleichzeitig davon auszugehen war, dass diese auch den Umzug in Wangen stören wollten, wie eine Polizeisprecherin auf Nachfrage mitteilt. Einen 21-Jährigen, der das Verbot missachtete, nahm die Polizei dann auch tatsächlich in Gewahrsam. Nachdem der junge Mann zweimal von der Polizei angetroffen wurde, musste er den Nachmittag auf dem Polizeirevier verbringen. Neben einem Bußgeld
muss er auch für seinen Aufenthalt in der Arrestzelle bezahlen.
Auf dem Platz hinter der Kirche St. Martin, der im vergangenen Jahr als scherbenreicher Treffpunkt alkoholisierter Jugendlicher aufgefallen war, blieb es nach Auskunft der Polizei heuer ruhig.
Das Westallgäu-klinikum der OSK meldet vom Umzugsmontag drei rein fasnetsbezogene Patienten, zwei wegen Stürzen, einer wegen den Folgen einer Schlägerei. Zu tun hatte die Wangener Notaufnahme trotzdem viel. Gleich 66 verletzte und kranke Menschen galt es laut Osk-pressemitteilung zu betreuen.
Von einer „absolut friedlichen Fasnet“spricht auch DRK Wangen-bereitschaftsleiter Tim Haug. Angesichts der Menschenmengen habe es sich um ein „ganz normales Einsatzaufkommen“für das Rote Kreuz gehandelt. „Wir haben an den Haupttagen der Fasnet in Amtzell, Haslach und Wangen unseren Dienst geleistet – und hatten jeweils einen Krankenhaustransport.“Unter den zehn Einsätzen beim Wangener Umzug waren lediglich zwei alkoholbedingte. „Alles lief total entspannt“, sagt Haug, „wir haben, anders als im vergangenen Jahr, auch keine Störer wahrgenommen.“