Zäune und Hunde helfen gegen Wölfe im Oberallgäu nicht
(sim) - Maßnahmen gegen den Wolf: Das ganze Oberallgäu ist als Gebiet im Förderprogramm für Herdenschutzhunde enthalten. Alles, was südlich von Weitnau und Rettenberg liegt, gehört außerdem zum Areal, in dem der Staat Herdenschutzzäune finanziell unterstützt. Doch die Älpler im Oberallgäu sehen dem Alpsommer trotzdem mit Sorge entgegen. Was, wenn wieder ein Wolf durchs Oberallgäu streift? Dann sind die Nutztiere auf den Weideflächen nach Überzeugung des Alpwirtschaftlichen Vereins Allgäu nach wie vor schutzlos gegen diese Raubtiere. Denn laut Vorsitzendem Christian Brutscher hilft den Oberallgäuer Älplern keines der Förderprogramme.
Das Umweltministerium verweist darauf, dass seit Inkrafttreten des Förderprogramms 2020 im Oberallgäu 114 Zäune gefördert worden seien. Doch Schutzzäune sieht Brutscher nur fürs Tal als machbar an. Für die Alpflächen seien sie nicht geeignet. Dort sei das Gebiet, auf dem die Tiere stehen, viel zu groß. Außerdem grase das Vieh im Lauf des Alpsommers mehrfach auf anderen Weiden.
Der Vorsitzende des Alpwirtschaftlichen Vereins hält die Zäune außerdem für viel zu teuer. Er kenne einen Landwirt, der für sein Jungvieh im Tal so einen Herdenschutzzaun errichtet hat. Dieser habe 34.000 Euro gekostet, sagt Brutscher. Die Baumaßnahme sei zwar zu 100 Prozent gefördert worden. Der Älpler hält das trotzdem für „einen Wahnsinn“– zumal man mit Zäunen gegen Wölfe auch andere Tiere abhalte. „Rehe und Hasen, die sich sonst frei bewegen können, werden dadurch ausgesperrt“, kritisiert er.
Als weitere Möglichkeit, Nutztiere vor Wölfen zu schützen, sieht das Umweltministerium Herdenschutzhunde vor. Doch für ganz Bayern sind nach Auskunft des Ministeriums erst drei Anträge auf Unterstützung von solchen Schutzhunden eingegangen. Keiner davon stamme aus dem Oberallgäu. „Herdenschutzhunde sind bei uns nicht umzusetzen“, betont Brutscher. Das hätten Züchter auf der Grünen Woche in Berlin bestätigt. Denn der Großteil des Alpgebiets sei von Wanderwegen durchzogen und die Hunde seien darauf trainiert, zu verteidigen. Das führe zu Konflikten.
Verärgert sind die Landwirte außerdem wegen Fällen wie vor Weihnachten in Oberstdorf. Dort sei ein Tier gerissen worden. Ein Jäger und der Landwirt hätten Proben entnommen und untersuchen lassen. Die Analyse habe zweifelsfrei ergeben, dass das Nutztier von zwei Wölfen, Brüdern, gerissen worden sei. „Doch das Landesamt für Umweltschutz hat das nicht anerkannt, weil kein Wolfsbeauftragter die Proben entnommen hat“, sagt Brutscher kopfschüttelnd. Dabei sei das gar nicht praktikabel.