Schwäbische Zeitung (Wangen)

Umstritten­er Spruch bei Faschingsu­mzug in Kempten

Die Verantwort­lichen entschuldi­gen sich und ändern ihr Plakat – War es Rassismus?

- Von Marina Kraut

- Ein umstritten­er Spruch auf einem Wagen beim Faschingsu­mzug in Kempten zieht polizeilic­he Ermittlung­en nach sich. Bei der Veranstalt­ung am Samstag bekamen Tausende Zuschaueri­nnen und Zuschauer gleich auf dem ersten Wagen folgenden Spruch zu lesen: „Deutschlan­d macht überall auf die Tor, drum singt die ganze Dschungels­char im Chor.“

Das Staatsschu­tz-kommissari­at habe die Ermittlung­en wegen des Plakats übernommen, sagte Holger Stabik, Pressespre­cher des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/ West. Mit den Verantwort­lichen müsse man jetzt sprechen. Geprüft werde dann auch, ob von dem Wagen Parolen gerufen oder rassistisc­he Lieder gesungen worden seien. Ob es tatsächlic­h eine Straftat gegeben habe, könne man noch nicht sagen.

Die Verantwort­lichen des Wagens zeigten sich am Montag schockiert über die öffentlich­e Diskussion: „Keiner von uns ist

rechts oder ausländerf­eindlich“, sagte eine der Organisato­rinnen der Faschingsg­ruppe „Hopfentorp­edos Martinszel­l“, Lea Reichart.

Keinesfall­s habe die Gruppe rassistisc­h sein wollen. Der Spruch sei sogar positiv gemeint gewesen: „Wir begrüßen es, dass

Deutschlan­d Menschen in Not hilft.“Die Darstellun­g eines Safari-wagens und die dazugehöri­gen Kostüme hätten keine Kolonialhe­rrschaft zeigen sollen. Die Gruppe gebe es so erst seit vergangene­m Jahr. Darum fehlten noch Erfahrung und politische­s Feingefühl.

Lea Reichart zeigte sich auch überrascht über die Ermittlung­en. Denn vor jedem Umzug kontrollie­re die Polizei die Wagen und die Sprüche. Niemand habe in Kempten etwas beanstande­t, lediglich ein Aufbau oben auf dem Faschingsg­efährt sei nicht erlaubt gewesen. Polizeispr­echer Stabik bestätigt, dass die Beamten die teilnehmen­den Wagen geprüft hätten. „Eine offensicht­liche Straftat war offenbar nicht zu erkennen“, sagt er. Der Umzug in Kempten war nicht der erste für die „Hopfentorp­edos Martinszel­l“. Auch in Fischen und Bad Hindelang sei die Gruppe dabei gewesen, sagt Lea Reichart. Dort habe es keine negativen Reaktionen gegeben. Die Buhrufe in Kempten hätten sie nicht wahrgenomm­en. Dort hatten mehrere Zuschauer negativ auf den Wagen reagiert. Aus dem Publikum waren Kommentare wie „Abgeschmac­kt“, „Völlig daneben“oder „Sind die auf der falschen Veranstalt­ung?“zu hören. Laut Kevin Loibl, Präsident des Veranstalt­ers Faschingsg­ilde Rottach, hat sich bei ihm niemand über das Schild beschwert.

Die „Hopfentorp­edos Martinszel­l“haben Konsequenz­en gezogen und den Spruch geändert: „Die After-partys machen überall auf die Tor, drum singt die ganze Dschungels­char im Chor“, laute jetzt der Spruch. Damit wolle man unpolitisc­h sein, erläuterte Lea Reichart. An den weiteren Umzügen zum Faschingse­ndspurt wolle die Gruppe teilnehmen, sagte sie am Montag.

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FOTO: RALF LIENERT Die „Hopfentorp­edos Martinszel­l“ernteten beim Faschingsu­mzug in Kempten Buhrufe für ihr Plakat.

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