Umstrittener Spruch bei Faschingsumzug in Kempten
Die Verantwortlichen entschuldigen sich und ändern ihr Plakat – War es Rassismus?
- Ein umstrittener Spruch auf einem Wagen beim Faschingsumzug in Kempten zieht polizeiliche Ermittlungen nach sich. Bei der Veranstaltung am Samstag bekamen Tausende Zuschauerinnen und Zuschauer gleich auf dem ersten Wagen folgenden Spruch zu lesen: „Deutschland macht überall auf die Tor, drum singt die ganze Dschungelschar im Chor.“
Das Staatsschutz-kommissariat habe die Ermittlungen wegen des Plakats übernommen, sagte Holger Stabik, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/ West. Mit den Verantwortlichen müsse man jetzt sprechen. Geprüft werde dann auch, ob von dem Wagen Parolen gerufen oder rassistische Lieder gesungen worden seien. Ob es tatsächlich eine Straftat gegeben habe, könne man noch nicht sagen.
Die Verantwortlichen des Wagens zeigten sich am Montag schockiert über die öffentliche Diskussion: „Keiner von uns ist
rechts oder ausländerfeindlich“, sagte eine der Organisatorinnen der Faschingsgruppe „Hopfentorpedos Martinszell“, Lea Reichart.
Keinesfalls habe die Gruppe rassistisch sein wollen. Der Spruch sei sogar positiv gemeint gewesen: „Wir begrüßen es, dass
Deutschland Menschen in Not hilft.“Die Darstellung eines Safari-wagens und die dazugehörigen Kostüme hätten keine Kolonialherrschaft zeigen sollen. Die Gruppe gebe es so erst seit vergangenem Jahr. Darum fehlten noch Erfahrung und politisches Feingefühl.
Lea Reichart zeigte sich auch überrascht über die Ermittlungen. Denn vor jedem Umzug kontrolliere die Polizei die Wagen und die Sprüche. Niemand habe in Kempten etwas beanstandet, lediglich ein Aufbau oben auf dem Faschingsgefährt sei nicht erlaubt gewesen. Polizeisprecher Stabik bestätigt, dass die Beamten die teilnehmenden Wagen geprüft hätten. „Eine offensichtliche Straftat war offenbar nicht zu erkennen“, sagt er. Der Umzug in Kempten war nicht der erste für die „Hopfentorpedos Martinszell“. Auch in Fischen und Bad Hindelang sei die Gruppe dabei gewesen, sagt Lea Reichart. Dort habe es keine negativen Reaktionen gegeben. Die Buhrufe in Kempten hätten sie nicht wahrgenommen. Dort hatten mehrere Zuschauer negativ auf den Wagen reagiert. Aus dem Publikum waren Kommentare wie „Abgeschmackt“, „Völlig daneben“oder „Sind die auf der falschen Veranstaltung?“zu hören. Laut Kevin Loibl, Präsident des Veranstalters Faschingsgilde Rottach, hat sich bei ihm niemand über das Schild beschwert.
Die „Hopfentorpedos Martinszell“haben Konsequenzen gezogen und den Spruch geändert: „Die After-partys machen überall auf die Tor, drum singt die ganze Dschungelschar im Chor“, laute jetzt der Spruch. Damit wolle man unpolitisch sein, erläuterte Lea Reichart. An den weiteren Umzügen zum Faschingsendspurt wolle die Gruppe teilnehmen, sagte sie am Montag.