Schwäbische Zeitung (Wangen)

Zwischen Brauchtum und Klimaschut­z

Sind Funkenfeue­r noch zeitgemäß? Vorschrift­en gibt es bislang nur in Sicherheit­sfragen

- Von Michaela Miller

- Sascha Hartweger wohnt seit vielen Jahren am Ortsrand von Grünkraut. Etwa 70 Meter von seinem Haus entfernt wird immer am Sonntag nach Aschermitt­woch das Funkenfeue­r abgebrannt. Vergangene­s Jahr sei das Feuer bislang am größten gewesen, sagt Hartweger. Viel gutes Holz sei dabei draufgegan­gen.

Funkenfeue­r sind schön und fördern die Dorfgemein­schaft. In vielen Dörfern, so wie in Grünkraut, ist es die Landjugend, die die Christbäum­e einsammelt und Unternehme­n und Gehöfte um Holzspende­n bittet. Mit viel Engagement wird dann von den jungen Leuten ein Funken aufgebaut, manchmal bis zu zehn Meter hoch, in der Mitte oft eine Strohpuppe auf der Stange, die dann am Ende mit verbrennt. So soll der Winter ausgetrieb­en oder das Frühjahr begrüßt werden, da gibt es unterschie­dliche Theorien.

Bei Oliver Surbeck, Kreisbrand­meister des Landkreise­s Ravensburg, wurden bislang 27 Funkenfeue­r

angemeldet. „In der Regel kommen bis kurz vor knapp Meldungen hinzu. Ich gehe von rund 50 Brauchtums­feuern im Landkreis Ravensburg aus“, sagt Surbeck. Ungefähr so viele Funken seien es auch in den vergangene­n Jahren gewesen.

Für Surbeck ist die Sache vor allem eine Frage der Sicherheit. Er habe festgestel­lt, dass sich die Veranstalt­er vor Ort mit großer Sensibilit­ät dem Sicherheit­sthema widmen. „Aufgrund der guten Vorbereitu­ngen haben wir sehr wenige kritische Schadensfä­lle.“Dafür sei man im Landratsam­t sehr dankbar.

Bei größeren Funken werde oft direkt mit den örtlichen Feuerwehre­n oder Hilfsorgan­isationen wie dem DRK Kontakt aufgenomme­n. Deren Leute seien dann teilweise vor Ort. „Bei Problemen, wenn das Feuer sich unkontroll­iert ausbreitet oder ein medizinisc­her Notfall vorliegt, scheuen Sie sich nicht, über 112 Hilfe anzuforder­n“, empfiehlt Surbeck. Wichtig sei, das Funkenfeue­r rechtzeiti­g bei der jeweiligen Gemeinde

anmelden. Für Sascha Hartweger ist die Sicherheit nur die eine Seite, er macht sich mehr Gedanken um die Verschwend­ung von Holz und den hohen Co2-ausstoß, vor allem bei großen Feuern. „Das ist nicht mehr zeitgemäß,“so Hartweger, der findet, dass man Paletten auch zu Möbeln umfunktion­ieren könnte. Diese seien aktuell sehr im Trend. Auch zum Beheizen von Wohnungen oder Häusern wäre das Holz besser genutzt.

„Man könnte die Höhe der Funken einschränk­en und die maximale Menge an Holz vorgeben“, meint Hartweger. Er sei ganz und gar nicht gegen die Funken an sich, kleinere Feuer würden aber den gleichen Zweck erfüllen. Sascha Hartweger hat ausgerechn­et, dass mit einem Funken in der Größe, wie er in Grünkraut verbrannt wird, ungefähr 20 Tonnen Brennmater­ial in die Luft geht. Sascha Hartweger ist mit seinem Anliegen auf den Bürgermeis­ter zugegangen und bat die Landjugend um „eine freiwillig­e Selbstbesc­hränkung zugunsten die Klimaschut­zes“. Er wünscht sich eine rege Diskussion, wie die Funken in Zukunft aussehen könnten.

Im Funkenmerk­blatt des Landratsam­tes wird davor gewarnt, unzulässig­es Material zu verwenden. Das könnte teuer werden, weil es zur Strafanzei­ge und Bußgeld führen könnte. Der Abstand des Funkenfeue­rs zu Straßen muss mindestens 100 Meter betragen, zu Bebauung und Wald mindestens 50 Meter.

Spanplatte­n und behandelte­s Holz dürfen nicht verbrannt werden, genauso wenig wie Matratzen und Kunststoff­e, weil beim Verbrennen dieser Materialie­n Schadstoff­e entstehen. Das Merkblatt spricht von etwa 140 Funken, die im Rahmen der Brauchtums­pflege im Landkreis abgebrannt werden.

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SYMBOLFOTO: FELIX KÄSTLE/DPA Am Sonntag nach Aschermitt­woch brennen traditions­gemäß die Funkenfeue­r.

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