Zwischen Brauchtum und Klimaschutz
Sind Funkenfeuer noch zeitgemäß? Vorschriften gibt es bislang nur in Sicherheitsfragen
- Sascha Hartweger wohnt seit vielen Jahren am Ortsrand von Grünkraut. Etwa 70 Meter von seinem Haus entfernt wird immer am Sonntag nach Aschermittwoch das Funkenfeuer abgebrannt. Vergangenes Jahr sei das Feuer bislang am größten gewesen, sagt Hartweger. Viel gutes Holz sei dabei draufgegangen.
Funkenfeuer sind schön und fördern die Dorfgemeinschaft. In vielen Dörfern, so wie in Grünkraut, ist es die Landjugend, die die Christbäume einsammelt und Unternehmen und Gehöfte um Holzspenden bittet. Mit viel Engagement wird dann von den jungen Leuten ein Funken aufgebaut, manchmal bis zu zehn Meter hoch, in der Mitte oft eine Strohpuppe auf der Stange, die dann am Ende mit verbrennt. So soll der Winter ausgetrieben oder das Frühjahr begrüßt werden, da gibt es unterschiedliche Theorien.
Bei Oliver Surbeck, Kreisbrandmeister des Landkreises Ravensburg, wurden bislang 27 Funkenfeuer
angemeldet. „In der Regel kommen bis kurz vor knapp Meldungen hinzu. Ich gehe von rund 50 Brauchtumsfeuern im Landkreis Ravensburg aus“, sagt Surbeck. Ungefähr so viele Funken seien es auch in den vergangenen Jahren gewesen.
Für Surbeck ist die Sache vor allem eine Frage der Sicherheit. Er habe festgestellt, dass sich die Veranstalter vor Ort mit großer Sensibilität dem Sicherheitsthema widmen. „Aufgrund der guten Vorbereitungen haben wir sehr wenige kritische Schadensfälle.“Dafür sei man im Landratsamt sehr dankbar.
Bei größeren Funken werde oft direkt mit den örtlichen Feuerwehren oder Hilfsorganisationen wie dem DRK Kontakt aufgenommen. Deren Leute seien dann teilweise vor Ort. „Bei Problemen, wenn das Feuer sich unkontrolliert ausbreitet oder ein medizinischer Notfall vorliegt, scheuen Sie sich nicht, über 112 Hilfe anzufordern“, empfiehlt Surbeck. Wichtig sei, das Funkenfeuer rechtzeitig bei der jeweiligen Gemeinde
anmelden. Für Sascha Hartweger ist die Sicherheit nur die eine Seite, er macht sich mehr Gedanken um die Verschwendung von Holz und den hohen Co2-ausstoß, vor allem bei großen Feuern. „Das ist nicht mehr zeitgemäß,“so Hartweger, der findet, dass man Paletten auch zu Möbeln umfunktionieren könnte. Diese seien aktuell sehr im Trend. Auch zum Beheizen von Wohnungen oder Häusern wäre das Holz besser genutzt.
„Man könnte die Höhe der Funken einschränken und die maximale Menge an Holz vorgeben“, meint Hartweger. Er sei ganz und gar nicht gegen die Funken an sich, kleinere Feuer würden aber den gleichen Zweck erfüllen. Sascha Hartweger hat ausgerechnet, dass mit einem Funken in der Größe, wie er in Grünkraut verbrannt wird, ungefähr 20 Tonnen Brennmaterial in die Luft geht. Sascha Hartweger ist mit seinem Anliegen auf den Bürgermeister zugegangen und bat die Landjugend um „eine freiwillige Selbstbeschränkung zugunsten die Klimaschutzes“. Er wünscht sich eine rege Diskussion, wie die Funken in Zukunft aussehen könnten.
Im Funkenmerkblatt des Landratsamtes wird davor gewarnt, unzulässiges Material zu verwenden. Das könnte teuer werden, weil es zur Strafanzeige und Bußgeld führen könnte. Der Abstand des Funkenfeuers zu Straßen muss mindestens 100 Meter betragen, zu Bebauung und Wald mindestens 50 Meter.
Spanplatten und behandeltes Holz dürfen nicht verbrannt werden, genauso wenig wie Matratzen und Kunststoffe, weil beim Verbrennen dieser Materialien Schadstoffe entstehen. Das Merkblatt spricht von etwa 140 Funken, die im Rahmen der Brauchtumspflege im Landkreis abgebrannt werden.