Café Martin beklagt fehlende Unterstützung
Warum die Inhaber Gisela und Stefan Martin in Memmingen das Gefühl haben, als „wolle uns die Stadt nicht“
- „Das Fingerspitzengefühl für die Geschäftsleute fehlt“, sagt Stefan Martin (58), der mit seiner Frau Gisela (49) das Café Martin in Memmingen führt. Seine Aussage adressiert er an die Stadt. „Ich tue und schaffe und bekomme noch Steine in den Weg gelegt“, zeigt Martin seinen Unmut auf. Es gehe ihm um mehrere Punkte, bei denen er die Unterstützung der Stadt vermisse.
Gisela und Stefan Martin – beide gebürtig aus Memmingen – führen das Café Martin seit 13 Jahren am Standort am Roßmarkt. Sie beschäftigen 25 Angestellte, bieten mit Außenbestuhlung etwa 200 Gästen Platz. Die Backstube liegt zur Rotergasse raus. Dort lagern auch die anfallenden Kartonagen. Zweimal in der Woche bringt Stefan Martin diese in seinem Kombi weg. „Das heißt, ich stehe untertags zweimal in der Woche fünf bis zehn Minuten dort, um zu laden.“Bisher sei das auch immer geduldet worden, obwohl es sich um eine Feuerwehranfahrtszone handelt. Jetzt aber kam ein Bußgeldbescheid an. Es sei ihm bewusst, dass sich dort eine Feuerwehranfahrtszone befindet: „Ich bin aber immer vor Ort in diesen fünf bis zehn Minuten.“
Stefan Martin hat sich also an die Stadt gewandt. Von dort sei der Vorschlag gekommen, dass er „den Müll durch das Café tragen soll“. „Das geht doch nicht“, wirft seine Frau Gisela mit einem Kopfschütteln ein. Klar sei, dass die Arbeit verrichtet werden müsse. „Uns das nach 13 Jahren so zu sagen, das ist, als wolle uns die Stadt nicht. Dann kann man das Geschäft auch zumachen.“
Gisela Martin: „Es geht doch eigentlich alles, wenn man sich unterhält und wenn man will. Aber es ist so frustrierend. Die Menschen kommen doch auch wegen uns nach Memmingen.“Die Mahnung wolle man ausgleichen, doch für das Ehepaar sei klar:
„Spenden für Kinderfest und Co., also für solche sozialen Zwecke, die auch von der Stadt angefragt werden, werden wir überlegen, einzustellen.“
Zudem bemängeln die Café-inhaber: „Vor der Tür ist ein Baum mit Läusen. Ich habe schon zwei Mal bei der Stadt dazu nachgefragt, weil die Läuse auf die Bestuhlung und die Tische fallen. Aber es passiert einfach nichts.“Aufreger sei bei den beiden zudem das Thema Weinmarktschließung: „Die Geschäftsleute finden das schrecklich. Ich bin mir sicher, dass die Schließung für den Individualverkehr allen schaden wird“, sagt Stefan Martin. Auch dort bemängelt er: „Es fehlt einfach das Fingerspitzengefühl für Geschäftsleute.“Seine Frau stimmt ihm zu: „Die Arbeit an sich macht uns Spaß und Freude,
aber es sind solche Probleme, die nicht sein müssten und die einfach frustrieren. Es scheint aber der Stadt egal, ob wir da sind oder nicht.“
Die „Memminger Zeitung“hat dazu bei der Stadt Memmingen nachgefragt. Zum Bußgeldbescheid sowie dem Auslöser dafür heißt es: „Herrn Martin steht wie jedem anderen Betroffenen der Rechtsweg bis zum Ende der Rechtsbehelfsfrist frei. Allgemein sind Feuerwehranfahrtszonen zu jeder Zeit freizuhalten. Dort darf nach den gesetzlichen Vorschriften nicht gehalten oder geparkt werden. Dies gilt auch für Anlieger.“
Auf Veranlassung des Amts für Brand- und Katastrophenschutz wurde die Rotergasse im Jahr 2018 auf nahezu ihrer gesamten Länge als Feuerwehranfahrtszone
ausgewiesen und mit einem absoluten Haltverbot beschildert, da sie als Aufstellfläche für die Drehleiter bei Notfällen in der Wohnanlage Kronenareal dient. Diese Wohnanlage verfügt laut Stadt über keinen zweiten baulichen Rettungsweg.
„In der Rotergasse und Unteren Bachgasse sind Lademöglichkeiten vorhanden, die allerdings etwas weiter entfernt liegen. In der Rotergasse endet rund 15 Meter östlich der Stelle, an der ordnungswidrig entladen wurde, die Haltverbotsbeschilderung. Dort gibt es drei eingezeichnete gebührenfreie Parkplätze, die auch für Ladetätigkeit genutzt werden können, wenn sie frei sind.“
Das Be- und Entladen sei im dortigen verkehrsberuhigten Bereich Rotergasse und um die Ecke in der Oberen Bachgasse auch außerhalb
markierter Flächen zulässig. „Immer vorausgesetzt, dass nicht behindernd gehalten wird und eine Restdurchfahrtsbreite von 3,50 Metern noch gegeben ist“, informiert die Stadt. Seitens der Kommune steht fest: „Die Sicherheit aller, für die das Freihalten der Feuerwehranfahrtszonen unabdingbar ist, hat höchste Priorität.“
Bezüglich des Baumes erklärt die Stadt: „Gegen Läuse an Bäumen ist nicht viel auszurichten. Um Abhilfe zu schaffen, würden Insektizide, die aus Selbstverpf lichtung der Stadt Memmingen nicht ausgebracht werden dürfen, benötigt werden.“
Der Vorschlag der Stadt: „Ein Positionieren der Tische unter einem Sonnenschirm wäre eine schnelle und naturfreundliche Lösung.“