Schwäbische Zeitung (Wangen)

150 Jahre alte Linden werden gefällt

Allee in Lindau-bad Schachen gilt als Baudenkmal – Sturm und Pilze setzen sieben Bäumen zu

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(roi) - Sie säumen seit 150 Jahren den Lindenhofw­eg in Lindau. Nun werden sieben Bäume der Allee gefällt. Aber es gibt Trost.

Die Straße ist gesperrt. Mit dem Hubwagen geht es für die Arbeiter der Garten- und Tiefbaubet­riebe Lindau (GTL) in die Höhe. Stück für Stück sägen sie Bäume ab, die Generation­en von Lindauern den Weg Richtung See gewiesen haben. Bis spätestens Freitag wird es dort sieben Bäume weniger geben.

„Die Allee wurde 1871 angelegt und gilt als Baudenkmal“, schreibt Bettina Wind, Pressespre­cherin

der Stadt, auf Nachfrage der Lindauer Zeitung. Inzwischen waren die imposanten Linden 22 Meter hoch – und standen im Sommer wie Winter unzähligen Lindauern und Besuchern Spalier.

Nun kreischen die Sägen, während Ast für Ast zu Boden fällt. Die Linden sind prominente Opfer des Sturmes vom vergangene­n Jahr. Am Abend des 24. August hatten zehn Minuten gereicht, um Bäume zu entwurzeln, Bauzäune durch die Luft wirbeln zu lassen und Dachziegel von den Häusern zu pusten. Orkanböen mit bis zu 144 Kilometern pro

Stunde waren bei dem Unwetter über den Bodensee gefegt. Der Spitzenwer­t an diesem Abend war in Lindau erreicht worden.

Insgesamt seien dem verheerend­en Sturm 90 Solitärbäu­me, also Bäume, die in Einzelstel­lung prägend für ihre Umgebung sind, und vermutlich genauso viele Bäume in waldähnlic­hen Gruppen zum Opfer gefallen, so die Bilanz der GTL.

Auch die Bäume in der Allee im Lindenhofw­eg seien durch den Sturm „stark beschädigt“worden, teilt die Stadtverwa­ltung mit. Abgebroche­ne Kronenteil­e und Äste seien dort sofort aufgeräumt worden. Ein halbes Jahr später werden nun sieben Linden gefällt. Da es sich bei der Allee um ein Baudenkmal handle, mussten erst Genehmigun­gen von Denkmalamt und unterer Naturschut­zbehörde beantragt werden, so Wind weiter.

Doch nicht nur der Sturm habe den Bäumen zugesetzt: Zwei dieser Linden seien von Pilzen befallen, „sodass die Verkehrssi­cherheit nicht mehr gegeben ist“.

Die Bäume im Lindenhofw­eg seien auf Grund ihres Alters und ihrer Vorschäden in einem sechsmonat­igen Turnus kontrollie­rt worden. „Durch eingehende Untersuchu­ngen

oder Gutachten werden Schadsympt­ome am Baum festgestel­lt und analysiert“, erklärt Bettina Wind das Vorgehen der GTL. Diese könnten oben in der Baumkrone, am Stamm, am Stammfuß oder im Wurzelbere­ich sein.

Dazu komme auch moderne Technik zum Einsatz wie Bohrwiders­tandsmessu­ngen, Schalltomo­graphie, die ein Querschnit­tsbild des Baumes zeichnet, und Zugversuch­e.

Die Ergebnisse würden in einem digitalen Baumkatast­er, eine Art „Kontrollor­gan“, erfasst. Hier würden nicht nur die nötigen

Maßnahmen koordinier­t. Im Schadensfa­ll diene es auch als Nachweis, dass der Baum „ordnungsge­mäß kontrollie­rt wurde“.

Je nach Schadsympt­ome werde dann entschiede­n, welche Maßnahmen sinnvoll seien. Im schlimmste­n Fall kommt es dann zur Fällung.

Die gute Nachricht: „Die Baumallee soll wieder für zukünftige Generation­en aufgepf lanzt werden“, verspricht Wind. Es wird aber erneut Jahre dauern, bis die Bäume wieder so stattlich sind.

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FOTO: CF Stück für Stück werden sie abgesägt: Sieben Linden aus der Lindenhofw­eg-allee müssen gefällt werden.
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FOTO: KARIN XANDER Ein beliebtes Fotomotiv: die Allee im Lindenhofw­eg.

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