Sinkende Religiosität und Mitgliederschwund im Fokus
Deutsche Bischöfe wollen in Augsburg den zunehmenden Bedeutungsverlust der Kirche diskutieren
(dpa) - Wie steht es um die Demokratie, konkret angesichts der Wahlen in diesem Jahr? Und welche Schlussfolgerungen lassen sich ziehen aus einer Untersuchung, die schonungslos offenlegte, dass nicht nur die Mitgliederzahlen der beiden großen Kirchen sinken, sondern auch die Religiosität massiv zurückgeht? Wenn sich die deutschen katholischen Bischöfe zu ihrer Frühjahrsvollversammlung in Augsburg treffen, liegen wahrlich keine allzu erfreulichen Themen auf dem Tisch. Dass es auch um die Planungen für das Heilige Jahr gehen wird, das Papst Franziskus für 2025 ausgerufen hat, ist sicherlich eine willkommene Abwechslung angesichts anderer Programmpunkte.
Unter dem Vorsitz des Limburger Bischofs Georg Bätzing kommt die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) von Montag bis Donnerstag zusammen.
Im November 2023 hatte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ihre sechste Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) in Ulm vorgestellt, die katholische Kirche in Deutschland war erstmals an der Studie beteiligt. Das Ergebnis aus kirchlicher Sicht: dramatisch. Nicht nur Kirchenbindung und religiöse Praxis, sondern auch Religiosität und christliche Glaubensvorstellungen seien deutlichen Erosionsprozessen unterworfen, sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf damals laut Dbk-mitteilung: „Wir treten damit in die Situation einer säkularen Mehrheitsgesellschaft ein. Was bedeutet das für unser
Verständnis und unseren Auftrag als Kirche?“Die Kirchen lebten aber in einer Gesellschaft, in der insgesamt die Bindungskräfte an große Institutionen nachlassen, sagte Kohlgraf weiter. „Ich glaube, dass wir uns nun in unserem Land insgesamt darüber Gedanken machen müssen, wie gemeinsame Werte und Grundhaltungen gestärkt und weiterentwickelt werden können.“
In seiner Silvesterpredigt hatte Bätzing auch die Studie thematisiert – und schonungslos analysiert: „Der Mitgliederverlust ist rasant, die gesellschaftliche Bedeutung schwindet.“
Die Mehrheit der Bevölkerung sei „kaum noch religiös ansprechbar“. Bätzing gilt als reformbereit, wenn es zum Beispiel um Fragen nach einer besseren Einbindung von Frauen geht. Längst ist bekannt, dass ihm nicht alle aus der Bischofskonferenz bereitwillig folgen. In Augsburg soll es auch um den Synodalen Weg gehen, der gemeinsam mit Laien als Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal installiert wurde – und um die Weltsynode in Rom, die im Oktober fortgesetzt werden soll.
Und: Die Bischöfe wollen ein neues Friedenswort vorstellen. Es stehe in der Tradition der friedensethischen Grundlagentexte „Gerechtigkeit schafft Frieden“von 1983 und „Gerechter Friede“aus dem Jahr 2000, teilte die DBK vorab mit. Das aktuelle Dokument mit dem Titel „Friede diesem Haus“sei ein Versuch, die Friedensbotschaft des Evangeliums angesichts der aktuellen weltpolitischen Situation zur Sprache zu bringen.