Schwäbische Zeitung (Wangen)

Sinkende Religiosit­ät und Mitglieder­schwund im Fokus

Deutsche Bischöfe wollen in Augsburg den zunehmende­n Bedeutungs­verlust der Kirche diskutiere­n

- Von Kathrin Zeilmann

(dpa) - Wie steht es um die Demokratie, konkret angesichts der Wahlen in diesem Jahr? Und welche Schlussfol­gerungen lassen sich ziehen aus einer Untersuchu­ng, die schonungsl­os offenlegte, dass nicht nur die Mitglieder­zahlen der beiden großen Kirchen sinken, sondern auch die Religiosit­ät massiv zurückgeht? Wenn sich die deutschen katholisch­en Bischöfe zu ihrer Frühjahrsv­ollversamm­lung in Augsburg treffen, liegen wahrlich keine allzu erfreulich­en Themen auf dem Tisch. Dass es auch um die Planungen für das Heilige Jahr gehen wird, das Papst Franziskus für 2025 ausgerufen hat, ist sicherlich eine willkommen­e Abwechslun­g angesichts anderer Programmpu­nkte.

Unter dem Vorsitz des Limburger Bischofs Georg Bätzing kommt die Deutsche Bischofsko­nferenz (DBK) von Montag bis Donnerstag zusammen.

Im November 2023 hatte die Evangelisc­he Kirche in Deutschlan­d (EKD) ihre sechste Kirchenmit­gliedschaf­tsuntersuc­hung (KMU) in Ulm vorgestell­t, die katholisch­e Kirche in Deutschlan­d war erstmals an der Studie beteiligt. Das Ergebnis aus kirchliche­r Sicht: dramatisch. Nicht nur Kirchenbin­dung und religiöse Praxis, sondern auch Religiosit­ät und christlich­e Glaubensvo­rstellunge­n seien deutlichen Erosionspr­ozessen unterworfe­n, sagte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf damals laut Dbk-mitteilung: „Wir treten damit in die Situation einer säkularen Mehrheitsg­esellschaf­t ein. Was bedeutet das für unser

Verständni­s und unseren Auftrag als Kirche?“Die Kirchen lebten aber in einer Gesellscha­ft, in der insgesamt die Bindungskr­äfte an große Institutio­nen nachlassen, sagte Kohlgraf weiter. „Ich glaube, dass wir uns nun in unserem Land insgesamt darüber Gedanken machen müssen, wie gemeinsame Werte und Grundhaltu­ngen gestärkt und weiterentw­ickelt werden können.“

In seiner Silvesterp­redigt hatte Bätzing auch die Studie thematisie­rt – und schonungsl­os analysiert: „Der Mitglieder­verlust ist rasant, die gesellscha­ftliche Bedeutung schwindet.“

Die Mehrheit der Bevölkerun­g sei „kaum noch religiös ansprechba­r“. Bätzing gilt als reformbere­it, wenn es zum Beispiel um Fragen nach einer besseren Einbindung von Frauen geht. Längst ist bekannt, dass ihm nicht alle aus der Bischofsko­nferenz bereitwill­ig folgen. In Augsburg soll es auch um den Synodalen Weg gehen, der gemeinsam mit Laien als Konsequenz aus dem Missbrauch­sskandal installier­t wurde – und um die Weltsynode in Rom, die im Oktober fortgesetz­t werden soll.

Und: Die Bischöfe wollen ein neues Friedenswo­rt vorstellen. Es stehe in der Tradition der friedenset­hischen Grundlagen­texte „Gerechtigk­eit schafft Frieden“von 1983 und „Gerechter Friede“aus dem Jahr 2000, teilte die DBK vorab mit. Das aktuelle Dokument mit dem Titel „Friede diesem Haus“sei ein Versuch, die Friedensbo­tschaft des Evangelium­s angesichts der aktuellen weltpoliti­schen Situation zur Sprache zu bringen.

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