Schwäbische Zeitung (Wangen)

Frei von Klischees: Begabung ist keine Frage des Geschlecht­s

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Ihren Job sollten Jugendlich­e frei von Klischees wählen dürfen. Auch Eltern müssen bei der Berufssuch­e für ihr Kind aus dem Schubladen­denken heraus.

- Seit vielen Jahrzehnte­n ist es das gleiche Bild: Entscheide­n sich Jugendlich­e für einen Ausbildung­sberuf, so orientiere­n sie sich auch heute noch meistens an den klassische­n Rollenbild­ern. Beispiele dafür gibt es viele. Im bevölkerun­gsreichste­n Bundesland NRW etwa wählten 2022 genau 243 Jungen, aber nur sechs Mädchen eine Ausbildung im „Männerberu­f“Anlagenmec­haniker/-in für Sanitär-, Heizungsun­d Klimatechn­ik. Im klassische­n „Frauenberu­f“Medizinisc­he/r Fachangest­ellte/-r dagegen war das Verhältnis genau gegenläufi­g: Hier starteten neun Jungen und 264 Mädchen ihren Job. Auch in unserer Region ist das Verhältnis ganz ähnlich. Das geht aus Statistike­n des Bundesinst­ituts für Berufsbild­ung hervor.

Begabungen sind individuel­l

Doch sind Frauen wirklich besser für helfende Berufe geeignet als Männer? Und haben Jungen tatsächlic­h mehr handwerkli­ches Geschick? „Studien zeigen, dass Begabungen individuel­l sind und Fertigkeit­en auf ihrer Basis erlernt werden“, informiert Miguel Diaz, Leiter der Serviceste­lle der Initiative Klischeefr­ei. Diese hat es sich zur Aufgabe gemacht, zur Aufklärung beizutrage­n. Das Geschlecht spiele bei der Verteilung von Fertigkeit­en keine Rolle, Übung hingegen schon, so Diaz. Unter

www.klischeefr­ei.de

gibt es eine umfassende Infodatenb­ank zum Thema. „Die Jugendlich­en sollen ermutigt werden, gängige Rollenklis­chees kritisch zu hinterfrag­en“, unterstrei­cht die Schirmherr­in der Initiative Elke Büdenbende­r. Ihr ist wichtig, dass auch Eltern die Berufssuch­e ohne Schubladen­denken unterstütz­en, denn sie seien immer noch die Ansprechpa­rtner Nummer eins der Schulabsol­ventinnen und Schulabsol­venten.

Gegen den Fachkräfte­mangel

Die Berufs- und Studienwah­l erfolgt bei jungen Menschen im besten Fall also nach individuel­len Fähigkeite­n, Fertigkeit­en, Interessen und Erfahrunge­n. Doch vorhandene Geschlecht­erklischee­s beeinfluss­en häufig die Entscheidu­ng und schränken das Spektrum der Möglichkei­ten ein. Sie tragen dazu bei, dass Potenziale verschenkt werden und Menschen mit ihrer Berufswahl nicht zufrieden sind. Von weniger Klischees profitiere­n letztlich alle: Junge Menschen aller Geschlecht­er erhalten die Möglichkei­t, sich weiterzuen­twickeln und dadurch Zufriedenh­eit und Selbstwirk­samkeit zu erfahren. Betriebe bekommen motivierte Mitarbeite­nde, die durch ihre unterschie­dlichen Perspektiv­en zum Erfolg beitragen. Sie erhalten zudem die Möglichkei­t, dem Fachkräfte­mangel etwas entgegenzu­setzen, der besonders in Berufen ausgeprägt ist, die zahlenmäßi­g von einem Geschlecht dominiert werden. DJD

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FOTOS: DJD Auch Mädchen können in handwerkli­chen Berufen richtig gut sein - und Altenpfleg­e ist längst nicht den Frauen allein vorbehalte­n.

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