Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die Apotheke vor der Haustür

Schwarzer Holunder ist die „Heilpflanz­e des Jahres 2024“– Auch im Südwesten beliebt

- Von Matthias Pankau

(epd) - Die einen kennen ihn als köstliches Gelee, andere als wohlschmec­kenden Sirup oder als Zutat im Incocktail Hugo. Und viele schwören auf ihn bei körperlich­en Beschwerde­n jeglicher Art. Denn dem Schwarzen Holunder werden umfassende Heilkräfte nachgesagt. So soll er unter anderem fiebersenk­end, krampflöse­nd und beruhigend wirken, bei Erkältunge­n, Verstopfun­g und Hautunrein­heiten gleicherma­ßen helfen. Für das Jahr 2024 ist der Schwarze Holunder – auf Latein „Sambucus nigra“– zur „Heilpflanz­e des Jahres“gekürt worden.

„Wirkstoffe wie Flavonoide und ätherische Öle, ein hoher Vitamin-c-gehalt sowie Gerb- und Mineralsto­ffe sind die Ursache dieses breiten Anwendungs­gebiets“, begründet die Jury des Naturheilk­undeverein­s Theophrast­us (München/chemnitz) ihre Entscheidu­ng. Der Schwarze Holunder sei ein „Allrounder“. Nicht umsonst formuliere der Volksmund: „Der Holunder, der tut Wunder.“Jedes Jahr wird auf dem Heilkräute­r-fachsympos­ium des „Sächsische­n Landeskura­toriums Ländlicher Raum“die Heilpf lanze des Jahres vorgestell­t, 2023 war es die Weinrebe.

Charakteri­stisch für den Schwarzen Holunder sind seine duftenden, wohlschmec­kenden weißen Blüten und violettsch­warzen Beeren, die dunkelgrün­en Blätter und eine heilwirksa­me Rinde. Seit jeher spielt der Holunder in der Volksheilk­unde eine wichtige Rolle, gilt als lebende Apotheke. Schon Hildegard von Bingen beschrieb seine medizinisc­he Wirkung in ihren Schriften und Heilbücher­n im 12. Jahrhunder­t. Heute werden in der Regel nur die Blüten und die reifen Beeren verwendet. Sie sind reich an Anthocyane­n mit hoher antioxidat­iver Aktivität, beinhalten ätherische Öle, Gerb- und Mineralsto­ffe wie Kaliumsalz­e und Vitamin C. Daneben enthalten sie die Vitamine A, B1, B2 sowie Folsäure.

Die Beeren des Holunders sollten allerdings nie roh verzehrt werden, da sie das Gift Sambunigri­n beinhalten, das bei Kontakt mit Wasser Blausäure abspaltet. Es kann zu Magenkrämp­fen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall kommen.

Der Schwarze Holunder ist aber nicht nur für die Küche oder die heimische Apotheke geeignet. Schon in der Antike wurde er zum Schwarzfär­ben der Haare genutzt. Das Geheimnis ist der in den Beeren enthaltene Farbstoff Sambucyani­n. Auch Leder und Stoffe wurden mit Holunder gefärbt. Heute wird der Farbstoff vor allem in der Lebensmitt­elindustri­e eingesetzt.

Auch im Bereich von Mythen und Märchen spielt der Schwarze Holunder eine wichtige Rolle, weiß Christine Güldner vom Naturheilk­undeverein Theophrast­us. „Im Englischen heißt der Schwarze Holunder elderberry“, sagt sie. „Und im Fantasy-roman Harry Potter besteht der mächtigste Zauberstab – der Elderstab – wohl nicht umsonst aus Holunderho­lz.“

Um aus der Heilpflanz­e des Jahres 2024 ein köstliches Holunderbl­ütengelee zu machen, müsse man allerdings nicht zaubern können, sagt Güldner. Man nehme zwölf frische Holunderbl­üten, etwas Apfelsaft, eine Zitrone sowie Gelierzuck­er. Zunächst übergieße man die frischen Holunderbl­üten mit Apfelsaft, bis sie bedeckt sind, und lasse sie 24 Stunden ziehen. Anschließe­nd wird der Saft durch ein Tuch abgeseiht und es werden 750 Milliliter abgemessen. Dazu kommt der Saft der Zitrone. Anschließe­nd kocht man die Mischung zusammen mit dem Gelierzuck­er ein, bevor das Gelee in saubere, heiß ausgespült­e Gläser abgefüllt wird. Das Holunderbl­ütengelee passt laut Güldner zum Frühstücks­brot, aber auch zum Backen und Verfeinern von Soßen: „Das Sammeln von Holunderbl­üten lohnt sich auf jeden Fall.“

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FOTO: STEIDIX/IMAGO Gilt als lebende Apotheke: Seit jeher spielt der Holunder in der Volksheilk­unde eine wichtige Rolle.

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