Er öffnete die Bildung für Frauen und Mädchen
Faustin Mennel ist einer der größten Söhne von Roggenzell – Zum 200. Geburtstag gibt es einen Festakt
- Der Burg- und Heimatverein in Vertretung der Ortschaft Neuravensburg und insbesondere die Kirchengemeinde St. Gallus in Roggenzell haben ihren berühmten Vorfahren nicht vergessen. Und sie fühlen sich noch heute dem Kloster Bonlanden bei Berkheim verbunden. Hier hat der 1824 in Hüttenweiler geborene Faustin Mennel den Orden und das Kloster der Franziskanerinnen von der Unbefleckten Empfängnis Mariens gegründet. Ihm zu Ehren und anlässlich seines 200. Geburtags gibt es am 25. Februar einen Festakt.
Der sogenannte Metzgerhof in Hüttenweiler 1 bei Roggenzell ist die Stammadresse aller Mennel aus Neuravensburg. Ihre Familiengeschichte lässt sich lückenlos bis zum Dreißigjährigen Krieg zurückverfolgen. Auf diesem Hof wird am 21. Februar 1824 auch Faustinius Maritius Mennel als achtes Kind der Eheleute Johannes Aloisius und Anna Maria Mennel geboren. Der Vater ist laut Eintrag im Taufregister Metzgermeister, Vieharzt und Bauer.
Noch im selben Jahr stirbt er an den Folgen des Nervenfiebers (Typhus) und einer Luftröhrenentzündung, wenige Wochen später folgt ihm seine Frau Anna. So werden die Kinder zu Vollwaisen und bei Verwandten untergebracht. Faustin kommt zu seiner Tante Franziska Behler nach Dabetsweiler, deren Ehemann Gebhard Trauzeuge bei den Eltern war.
Da die Behlers keine Kinder haben, soll Faustin Landwirt werden und den Hof übernehmen. Doch es kommt anders: Auf Betreiben von Johann Georg Behler, einem Bruder von Gebhard Behler und Lehrer in Roggenzell, darf der damals Elfjährige die Lateinschule in Wangen besuchen. „Er will wie sein großer Bruder Johann Georg Mennel Pfarrer werden“, ist in der Neuravensburger Chronik zu lesen.
Als die Pflegeeltern 1836 und 1837 sterben, wird aus dem Wunsch mehr und mehr Wirklichkeit. Nach dem Besuch des
Untergymnasiums Rottweil, dem Konvikt in Ehingen und den Studienjahren in Tübingen wird Faustin Mennel am 6. September von Erzbischof Hermann von Vicari im Freiburger Münster zum Priester geweiht. Verschiedene Stationen folgen, bis man ihn 1853 zum Pfarrverweser in Erolzheim ernennt.
Ab diesem Zeitpunkt gibt es für den jungen Geistlichen nur noch eines: die Verwirklichung seines Lebenstraums. Er will Frauen und Mädchen den Zugang zur Bildung eröffnen. Er gründet das Kloster Bonlanden, in das im November 1855 die ersten Kandidatinnen einziehen. Bemerkenswert ist, dass zu deren Einführung ins Ordensleben zwei Franziskanerinnen aus Oggelsbeuren (heute Sießen bei Saulgau) angereist kommen.
Im April 1856 wird die Erziehungstätigkeit im Institut Bonlanden aufgenommen, im September 1881 das 25-jährige Jubiläum gefeiert. Dazwischen begibt sich Mennel zur Papstaudienz nach Rom. Faustin Mennel stirbt am 17. Juni 1889 im Alter von 65 Jahren. Seine letzte Ruhe findet er in der Krypta unter dem Hochaltar der Klosterkirche.
Es ist ohne Zweifel das Verdienst des Burg- und Heimatvereins Neuravensburg, dass die Bewohner der Faustin-mennel-straße in Roggenzell auf Nachfrage alle wissen, wem sie ihre Adresse zu verdanken haben. Der Verein setzte sich im Sommer 2022 verstärkt dafür ein, die Straßenschilder in Schwarzenbach und Roggenzell durch „Legendenschilder“zu ergänzen. Die Besonderheit dabei war, Paten für die einzelnen Schilder zu suchen und sehr schnell zu finden.
Um genügend Informationen unterzubringen, einigte man sich auf ein größeres Schilderformat. Wolfgang Roth und Felix Hartmann entwarfen die Texte. Und so ist auf dem Zusatzschild zur Faustin-mennel-straße zu lesen, dass das Kloster der Franziskanerinnen in Bonlanden heute drei Niederlassungen in Deutschland und 37 Niederlassungen im Ausland, darunter Argentinien, Brasilien und Paraguay hat.