Schlamm überschwemmt streng geschütztes Gebiet
Vermutlich beim Ablassen eines Weihers im Oberallgäu gelangt Sediment in die Rottach – Staatsanwaltschaft ermittelt
- Es soll passiert sein, als das Wasser eines Weihers abgelassen wurde: Schlamm spülte bei Oy-mittelberg (Kreis Oberallgäu) in den kleinen Fluss Rottach und überflutete eine große Fläche des Ufers. Der Fall beschäftigt jetzt Landratsamt und Staatsanwaltschaft. Denn laut Kreisbehörde führte der Schlamm „vermutlich auch zu massiven Veränderungen“im Ffh-gebiet. Die Abkürzung steht für Flora-faunahabitat, es ist der Lebensraum streng geschützter Arten.
5000 Quadratmeter Streuwiese sollen rund um die Rottach vom Schlamm überschwemmt worden sein. Laut Behörde soll er stellenweise bis zu 40 Zentimeter hoch auf dem Gelände stehen. Auch der Fluss selbst soll „stark verschlammt“sein. Welche Auswirkungen
der Schlamm auf Tiere und Pflanzen hat, werde derzeit ermittelt, sagt eine Sprecherin des Landratsamtes. Bisher sei „von einer massiven Veränderung
des Ffh-gebiets und verschiedener Lebensraumtypen“auszugehen.
Bei dem Gewässer handelt es sich um den Schwarzenberger
Weiher, der nördlich von Oy-mittelberg liegt. Im vergangenen Jahr sollen dessen Pächter beim Landratsamt beantragt haben, das Gewässer ablassen zu dürfen. Laut
Behörde kann das etwa alle vier bis sechs Jahre gemacht werden, damit sich kein Faulschlamm am Seegrund bildet. Dieser kann das Ökosystem eines Gewässers belasten. Das Landratsamt genehmigte die Aktion im Herbst. Allerdings unter Auflagen, wie die Behörde mitteilt: Darunter auch der Hinweis, dass „weder schädliche Mengen Schlamm noch ein schädlicher Wasserschwall“das nachfolgende Gewässer belasten dürfen.
Wie der Schlamm in den Fluss gelangte, ist laut Landratsamt noch unklar. Das müsse nun ermittelt werden. „Weil hierbei auch mögliche Straftatbestände im Raum stehen, wurde die Staatsanwaltschaft in Kempten über den Vorgang in Kenntnis gesetzt. Auch erste Gespräche zum weiteren Vorgehen fanden mit den Pächtern des Weihers bereits statt“.
Die Behörde hatte nach eigenen Angaben auch angeordnet, dass der Weiher bis März wieder aufgestaut sein muss – etwa dann beginne die Zeit, in der Amphibien in Gewässern laichen.
Im Januar hatte das Wasserwirtschaftsamt aber entdeckt, dass der Weiher noch nicht wieder volllaufe. Es schaltete das Landratsamt ein. Im Februar, als der Schnee geschmolzen war, wurde das ganze Ausmaß sichtbar: nämlich dass eine Fläche von 5000 Quadratmetern mit Sedimenten bedeckt ist.
Das zuständige Landratsamt prüfe derzeit, wie der Lebensraum in der Rottach und auf der benachbarten Fläche wieder hergestellt werden kann. Technisch sei es wohl nicht leicht, den Schlamm aus dem Fluss zu holen und die Streuwiese davon zu befreien.