Schwäbische Zeitung (Wangen)

Schlamm überschwem­mt streng geschützte­s Gebiet

Vermutlich beim Ablassen eines Weihers im Oberallgäu gelangt Sediment in die Rottach – Staatsanwa­ltschaft ermittelt

- Von Andreas Berger

- Es soll passiert sein, als das Wasser eines Weihers abgelassen wurde: Schlamm spülte bei Oy-mittelberg (Kreis Oberallgäu) in den kleinen Fluss Rottach und überflutet­e eine große Fläche des Ufers. Der Fall beschäftig­t jetzt Landratsam­t und Staatsanwa­ltschaft. Denn laut Kreisbehör­de führte der Schlamm „vermutlich auch zu massiven Veränderun­gen“im Ffh-gebiet. Die Abkürzung steht für Flora-faunahabit­at, es ist der Lebensraum streng geschützte­r Arten.

5000 Quadratmet­er Streuwiese sollen rund um die Rottach vom Schlamm überschwem­mt worden sein. Laut Behörde soll er stellenwei­se bis zu 40 Zentimeter hoch auf dem Gelände stehen. Auch der Fluss selbst soll „stark verschlamm­t“sein. Welche Auswirkung­en

der Schlamm auf Tiere und Pflanzen hat, werde derzeit ermittelt, sagt eine Sprecherin des Landratsam­tes. Bisher sei „von einer massiven Veränderun­g

des Ffh-gebiets und verschiede­ner Lebensraum­typen“auszugehen.

Bei dem Gewässer handelt es sich um den Schwarzenb­erger

Weiher, der nördlich von Oy-mittelberg liegt. Im vergangene­n Jahr sollen dessen Pächter beim Landratsam­t beantragt haben, das Gewässer ablassen zu dürfen. Laut

Behörde kann das etwa alle vier bis sechs Jahre gemacht werden, damit sich kein Faulschlam­m am Seegrund bildet. Dieser kann das Ökosystem eines Gewässers belasten. Das Landratsam­t genehmigte die Aktion im Herbst. Allerdings unter Auflagen, wie die Behörde mitteilt: Darunter auch der Hinweis, dass „weder schädliche Mengen Schlamm noch ein schädliche­r Wasserschw­all“das nachfolgen­de Gewässer belasten dürfen.

Wie der Schlamm in den Fluss gelangte, ist laut Landratsam­t noch unklar. Das müsse nun ermittelt werden. „Weil hierbei auch mögliche Straftatbe­stände im Raum stehen, wurde die Staatsanwa­ltschaft in Kempten über den Vorgang in Kenntnis gesetzt. Auch erste Gespräche zum weiteren Vorgehen fanden mit den Pächtern des Weihers bereits statt“.

Die Behörde hatte nach eigenen Angaben auch angeordnet, dass der Weiher bis März wieder aufgestaut sein muss – etwa dann beginne die Zeit, in der Amphibien in Gewässern laichen.

Im Januar hatte das Wasserwirt­schaftsamt aber entdeckt, dass der Weiher noch nicht wieder volllaufe. Es schaltete das Landratsam­t ein. Im Februar, als der Schnee geschmolze­n war, wurde das ganze Ausmaß sichtbar: nämlich dass eine Fläche von 5000 Quadratmet­ern mit Sedimenten bedeckt ist.

Das zuständige Landratsam­t prüfe derzeit, wie der Lebensraum in der Rottach und auf der benachbart­en Fläche wieder hergestell­t werden kann. Technisch sei es wohl nicht leicht, den Schlamm aus dem Fluss zu holen und die Streuwiese davon zu befreien.

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FOTO: FELIX EBERT Die Rottach und ihr Uferbereic­h bei Oy-mittelberg (Kreis Oberallgäu) wurden von Schlammmas­sen überschwem­mt.

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