Tuchel-aus zum Saisonende
Bayern München kündigt vorzeitig den Vertrag – Alonso als Wunschkandidat für die neue Spielzeit
- Es ist vorbei. Aus Thomas Tuchel, der nach den jüngsten drei Pleiten in neun Tagen nur noch ein angeschlagener Trainer auf Abruf war, ist nun ein Trainer auf Zeit geworden. Am Mittwochvormittag verkündete der FC Bayern München, dass man sich trotz des Vertrages bis Sommer 2025 am Saisonende vorzeitig trennt. Wie der Vorstandsvorsitzende Jan-christian Dreesen mitteilte, sei es das Ziel des Klubs, „mit der Saison 2024/25 eine sportliche Neuausrichtung mit einem neuen Trainer vorzunehmen.“
Doch was für ein Signal geht vom laut Dreesen „offenen, guten Gespräch“aus, bei dem man mit Tuchel zum Entschluss gekommen ist, „unsere Zusammenarbeit zum Sommer einvernehmlich zu beenden“? Nimmt dieser Schritt der Mannschaft nun die Verkrampfung, ja das „Verkopfte“im Spiel wie es Thomas Müller nannte? Kann man sich trotz der sportlichen Misere und der atmosphärischen Störungen (zuletzt in Bochum zwischen Tuchels Cotrainer Zsolt Löw und Joshua Kimmich) für rund drei Monate zusammenreißen? Oder wird aus Tuchel, der in der Pressemitteilung
kurz und knapp versprach, er werde mit seinem Trainerteam „selbstverständlich weiter alles für den maximalen Erfolg geben“, eine „lame duck“, ein Entscheider, dessen Einf luss und Autorität schwindet?
Tanzen die Spieler ihrem scheidenden Trainer nun (endgültig) auf der Nase herum, weil er bald ohnehin weg ist? Die Bosse wollen und werden genau hinsehen. „Jeder Einzelne im Klub“, sei laut Dreesen „ausdrücklich gefordert, um in der Champions League und in der Bundesliga das maximal Mögliche zu erreichen. Hierbei nehme ich auch explizit die Mannschaft in die Pf licht.“Weitere Fragen und Antworten zur Tuchel-entscheidung:
Warum musste es so kommen?
Mit seiner direkten, offenen und (zu?) ehrlichen Art kam Tuchel nicht bei allem im Klub an. Zu seinem Arbeitgeber und den Fans baute er keinerlei Nähe auf, blieb distanziert wie ein Projektleiter, der mit seinem Stab von Job zu Job zieht. Der 50-Jährige pochte auf einen totalen Umbruch im Kader, vor allem in Bezug auf die Führungsspieler, drängte auf kostspielige Wunschspieler wie Joao Palhinha – und scheiterte.
War der Zeitpunkt richtig? Nach elf Pleiten in 44 Pf lichtspielen schien die Trennung im Sommer alternativlos. Die Operation „reiner Tisch“könnte – beidseitig – befreiende Wirkung haben. Nach dem 2:3 in Bochum, Pleite Nummer
vier in 2024, noch dazu bei einem Abstiegskandidaten, wirkte Tuchel verwunderlich aufgeräumt. Argumentierte milde, rein analytisch, ohne Groll und Wut. Womöglich hatte er da schon tief in sich hineingehorcht.
Nun kann er ohne jeglichen Planungsballast (Kader, Transfers, Sommervorbereitung) in die letzten Spiele gehen.
Wen wollen die Bosse als Nachfolger?
Der absolute Wunschkandidat ist Xabi Alonso, der aktuell Bayer Leverkusen zum ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte (womöglich zum Double) coacht. Doch auch der FC Liverpool ist auf Trainersuche, braucht einen Nachfolger für Jürgen Klopp. Wem gibt Alonso, der für beide Vereine spielte, sein Jawort? Vielleicht bleibt er gar am Rhein.
Plan B ist Sebastian Hoeneß, der den VFB Stuttgart wachgeküsst und vom Relegationsteilnehmer zum Champions-league-aspiranten gemacht hat. Er hätte ebenso Mia-san-mia-charakter, dazu als Neffe von Ehrenpräsident Uli Hoeneß familiären Hintergrund. Internationale Kandidaten wie Zinedine Zidane, Jose Mourinho und Antonio Conte wären raus, wenn man weiter auf deutschsprachige Trainer besteht. Da Dreesen von einer „Neuausrichtung“sprach, kommt eine Interimslösung mit dem ehemaligen Erfolgscoach Hansi Flick wahrscheinlich nicht mehr in Betracht.