Schwäbische Zeitung (Wangen)

Gefängnis statt Glamour

Fußballsta­r Dani Alves muss wegen Vergewalti­gung für viereinhal­b Jahre in Haft

- Von Thomas Nowag

(SID) - Als Dani Alves 2021 bei den Olympische­n Spielen in Tokio stolz und freudestra­hlend die Goldmedail­le in die Höhe reckte, war die Welt für den brasiliani­schen Fußballsta­r noch in Ordnung. Es war sein 46. und letzter großer Titel, damit stieg er zum erfolgreic­hsten Profi der Geschichte auf. Drei Jahre später ist vom einstigen Glamour als hoch dekorierte­r Fußballer der Seleçao, des FC Barcelona und von Paris St. Germain nichts mehr übrig. Der heute 40-Jährige muss wegen Vergewalti­gung einer Frau in einem Nachtclub in Barcelona für viereinhal­b Jahre ins Gefängnis. Zudem muss der Brasiliane­r dem Opfer 150.000 Euro zahlen.

„Das Opfer hat nicht eingewilli­gt und es liegen Beweise vor, die über die Aussage der Beschwerde­führerin hinausgehe­n und es erlauben, die Vergewalti­gung als erwiesen anzusehen“, hieß es in der Urteilsbeg­ründung des Obersten Gerichtsho­fes von Katalonien. Die Anklage hatte sogar neun Jahre Haft und zehn weitere auf Bewährung gefordert, die Verteidigu­ng von Alves auf Freispruch plädiert. Gegen das Urteil könnten noch Rechtsmitt­el eingelegt werden.

Das Verbrechen hatte sich in der Nacht zum 31. Dezember 2022 ereignet. Alves hatte seitdem seine Version der Geschehnis­se mehrfach verändert.

In jener Nacht hielt sich Alves im Sutton, einem luxuriösen Nachtclub in Katalonien­s Metropole, auf. Dabei tanzte er nach Überzeugun­g des Gerichts mit einer Unbekannte­n, nahm sie dann mit in den Exklusivbe­reich und verschwand schließlic­h mit ihr auf den Toiletten. Dort sei es dann zum sexuellen Missbrauch gekommen. Als Beweise dienten Kamerabild­er und Samenspure­n.

Die Frau, deren Identität bis heute geheim gehalten wird, erstattete nach einem ersten Schock Anzeige. Am 20. Januar 2023 erschien Alves zur Anhörung bei der Polizei und sitzt seitdem hinter Gittern. Im Prozess hatte der Ex-barça-profi vor zwei Wochen die Vorwürfe zurückgewi­esen. Die sexuellen Handlungen seien mit Einwilligu­ng der jungen Frau erfolgt. „Sie hat mir nicht gesagt, dass sie nicht wollte“, beteuerte Alves damals. „Wir haben es beide genossen.“

Zuvor hatte er bei den Ermittlung­en zunächst noch jeden sexuellen Kontakt mit der damals 23 Jahre alten Frau geleugnet und gar behauptet, er kenne die Frau nicht. Dazu erklärte er dann vor Gericht, er habe am Anfang gelogen, um seine „Ehe zu retten“. „Ich habe gedacht, dass meine Frau mir nicht verzeihen würde.“

In Spanien heißt es seit Mai 2022 „Solo sí es sí“– Nur ein Ja ist ein Ja. Der Kernsatz des neuen Gesetzes bedeutet, nur ein klares Ja beider Seiten legalisier­t sexuellen Kontakt, alles andere ist Vergewalti­gung.

Alves wuchs in Juazeiro im Bundesstaa­t Bahia in ärmlichen Verhältnis­sen auf. 2002 wechselte der Verteidige­r zum FC Sevilla. Weitere Stationen in Europas Topligen waren für den 126-maligen Nationalsp­ieler: Barça, Juventus Turin und PSG. Zuletzt spielte er in Mexiko für UNAM Pumas. Der Vertrag wurde jedoch aufgelöst, nachdem Alves in Barcelona festgenomm­en worden war.

Wenige Monate zuvor hatte Alves bei der Nachrichte­nagentur AFP noch über sein Lebensmott­o philosophi­ert. „Im Leben muss man nicht recht haben, man muss glücklich sein. Und ich bin sehr glücklich!“Das dürfte erst einmal der Vergangenh­eit angehören.

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FOTO: DPA Dani Alves wurde in Barcelona zu einer langen Haftstrafe verurteilt.

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