Mit einem Sieg zu den Sommerspielen
Dfb-frauen wollen sich das Olympia-ticket mit einem Erfolg über Frankreich sichern
(SID) - Merle Frohms stolzierte wie ein Supermodel durch die Hotel-drehtür, Lena Oberdorf alberte am Bus mit Lea Schüller herum. Mit allerbester Laune flogen die deutschen Fußballerinnen wenig später aus Frankfurt zu ihrem Olympiashowdown – doch spätestens mit der Landung im windigen Lyon erwartete Horst Hrubesch die volle Konzentration auf den Matchball für Paris. „Vor drei oder vier Monaten hätte keiner gedacht, dass wir da stehen, wo wir jetzt sind“, sagte der Interims-bundestrainer mit ernster Stimme: „Wir können es selbst entscheiden. Wir glauben an unsere Möglichkeiten.“Mit einem Sieg gegen Frankreich im Nations-leaguehalbfinale am Freitag (21 Uhr/ ARD) im Groupama Stadion wird der Traum von den Sommerspielen wahr – und selbst im Falle einer Niederlage besteht noch Hoffnung.
Nach dem turbulenten Wmkrisenjahr zählt nur der kurzfristige Erfolg. Daher ist auch Unterstützung aus der Dfb-chefetage gewiss, Präsident Bernd Neuendorf und Geschäftsführer Andreas Rettig werden auf der Tribüne mitfiebern. „Nach der enttäuschenden WM wäre es ein ganz wichtiges Signal in Richtung Frauenfußball, wenn wir diese Hürde nehmen würden und uns für Paris qualifizieren“, sagte Neuendorf jüngst und erinnerte an die Begeisterung bei der EM 2022 in England: „Daran wollen wir wieder anknüpfen. Deswegen hoffe ich sehr, dass wir wieder erfolgreich sein werden.“
Als Favorit gehen die im Vorsommer in Australien so kläglich gescheiterten Vize-europameisterinnen nicht ins Rennen, Mutmacher gibt es dennoch vor der hohen Hürde. Da wäre zum einen die Doppelchance, da der Gastgeber Frankreich für Olympia gesetzt ist. Wird der erste Matchball für eines der beiden Paris-tickets vergeben, gibt es im Spiel um Platz drei am Mittwoch noch eine zweite Möglichkeit. Dort ginge es auswärts gegen den Verlierer des zweiten Halbfinals, also die Niederlande (in Heerenveen) oder Weltmeister Spanien (in Sevilla). So oder so: Das DFB-TEAM muss ein Topteam schlagen.
Vorangehen soll auch diesmal „Frankreich-schreck“Alexandra Popp. Die Kapitänin erzielte gegen die Französinnen sowohl im Em-halbfinale 2022 als auch wenige Monate später beim Testspiel in Dresden einen Doppelpack zum 2:1-Sieg. Laut der Frankreich-expertin Sara Däbritz sehen Les Bleues die Deutschen durchaus als Angstgegner, bei großen Turnieren unterlagen sie dem DFB-TEAM mehrfach. „Genau mit dem Selbstvertrauen gehen wir auch in das Spiel“, versicherte die Mittelfeldspielerin von Olympique Lyon, warnte aber vor Frankreich: „Es ist eine starke Mannschaft. Sie haben individuelle Klasse und hohes Tempo.“
Däbritz gehört wie Popp zu den Spielerinnen, die bei der bislang letzten Olympia-teilnahme 2016 dabei waren – der Goldcoup von Rio unter der damaligen Bundestrainerin Silvia Neid sei schlicht „unvergesslich“. Dieses „ganz besondere Gefühl“bei Olympischen Spielen will die 29-Jährige unbedingt noch einmal erleben – genau wie Hrubesch. Der 72-Jährige wird nicht müde zu betonen, wie „faszinierend“er die Sommerspiele vor acht Jahren empfunden hat. Er weiß, wie Olympia geht: Damals holte Hrubesch Silber mit der Dfb-männerauswahl. Nun wäre es sein letztes Hurra als Trainer.
Geht seine Mission in den kommenden Tagen schief, dürften die Dfb-frauen ohne Hrubesch im April in die Qualifikation für die EM 2025 starten. Der Verband ist laut der neuen Sportdirektorin Nia Künzer „auf alles vorbereitet“und „handlungsfähig“, falls in Kürze eine Nachfolgelösung benötigt wird.