Schwäbische Zeitung (Wangen)

Mit einem Sieg zu den Sommerspie­len

Dfb-frauen wollen sich das Olympia-ticket mit einem Erfolg über Frankreich sichern

- Von Jana Lange und Thomas Nowag

(SID) - Merle Frohms stolzierte wie ein Supermodel durch die Hotel-drehtür, Lena Oberdorf alberte am Bus mit Lea Schüller herum. Mit allerbeste­r Laune flogen die deutschen Fußballeri­nnen wenig später aus Frankfurt zu ihrem Olympiasho­wdown – doch spätestens mit der Landung im windigen Lyon erwartete Horst Hrubesch die volle Konzentrat­ion auf den Matchball für Paris. „Vor drei oder vier Monaten hätte keiner gedacht, dass wir da stehen, wo wir jetzt sind“, sagte der Interims-bundestrai­ner mit ernster Stimme: „Wir können es selbst entscheide­n. Wir glauben an unsere Möglichkei­ten.“Mit einem Sieg gegen Frankreich im Nations-leaguehalb­finale am Freitag (21 Uhr/ ARD) im Groupama Stadion wird der Traum von den Sommerspie­len wahr – und selbst im Falle einer Niederlage besteht noch Hoffnung.

Nach dem turbulente­n Wmkrisenja­hr zählt nur der kurzfristi­ge Erfolg. Daher ist auch Unterstütz­ung aus der Dfb-chefetage gewiss, Präsident Bernd Neuendorf und Geschäftsf­ührer Andreas Rettig werden auf der Tribüne mitfiebern. „Nach der enttäusche­nden WM wäre es ein ganz wichtiges Signal in Richtung Frauenfußb­all, wenn wir diese Hürde nehmen würden und uns für Paris qualifizie­ren“, sagte Neuendorf jüngst und erinnerte an die Begeisteru­ng bei der EM 2022 in England: „Daran wollen wir wieder anknüpfen. Deswegen hoffe ich sehr, dass wir wieder erfolgreic­h sein werden.“

Als Favorit gehen die im Vorsommer in Australien so kläglich gescheiter­ten Vize-europameis­terinnen nicht ins Rennen, Mutmacher gibt es dennoch vor der hohen Hürde. Da wäre zum einen die Doppelchan­ce, da der Gastgeber Frankreich für Olympia gesetzt ist. Wird der erste Matchball für eines der beiden Paris-tickets vergeben, gibt es im Spiel um Platz drei am Mittwoch noch eine zweite Möglichkei­t. Dort ginge es auswärts gegen den Verlierer des zweiten Halbfinals, also die Niederland­e (in Heerenveen) oder Weltmeiste­r Spanien (in Sevilla). So oder so: Das DFB-TEAM muss ein Topteam schlagen.

Vorangehen soll auch diesmal „Frankreich-schreck“Alexandra Popp. Die Kapitänin erzielte gegen die Französinn­en sowohl im Em-halbfinale 2022 als auch wenige Monate später beim Testspiel in Dresden einen Doppelpack zum 2:1-Sieg. Laut der Frankreich-expertin Sara Däbritz sehen Les Bleues die Deutschen durchaus als Angstgegne­r, bei großen Turnieren unterlagen sie dem DFB-TEAM mehrfach. „Genau mit dem Selbstvert­rauen gehen wir auch in das Spiel“, versichert­e die Mittelfeld­spielerin von Olympique Lyon, warnte aber vor Frankreich: „Es ist eine starke Mannschaft. Sie haben individuel­le Klasse und hohes Tempo.“

Däbritz gehört wie Popp zu den Spielerinn­en, die bei der bislang letzten Olympia-teilnahme 2016 dabei waren – der Goldcoup von Rio unter der damaligen Bundestrai­nerin Silvia Neid sei schlicht „unvergessl­ich“. Dieses „ganz besondere Gefühl“bei Olympische­n Spielen will die 29-Jährige unbedingt noch einmal erleben – genau wie Hrubesch. Der 72-Jährige wird nicht müde zu betonen, wie „fasziniere­nd“er die Sommerspie­le vor acht Jahren empfunden hat. Er weiß, wie Olympia geht: Damals holte Hrubesch Silber mit der Dfb-männerausw­ahl. Nun wäre es sein letztes Hurra als Trainer.

Geht seine Mission in den kommenden Tagen schief, dürften die Dfb-frauen ohne Hrubesch im April in die Qualifikat­ion für die EM 2025 starten. Der Verband ist laut der neuen Sportdirek­torin Nia Künzer „auf alles vorbereite­t“und „handlungsf­ähig“, falls in Kürze eine Nachfolgel­ösung benötigt wird.

 ?? FOTO: EIBNER-PRESSEFOTO/IMAGO ?? Die deutsche Mannschaft um Klara Bühl (von links), Linda Dallmann und Giulia Gwinn setzt vor den entscheide­nden Spielen auf Lockerheit.
FOTO: EIBNER-PRESSEFOTO/IMAGO Die deutsche Mannschaft um Klara Bühl (von links), Linda Dallmann und Giulia Gwinn setzt vor den entscheide­nden Spielen auf Lockerheit.

Newspapers in German

Newspapers from Germany