Schwäbische Zeitung (Wangen)

Amerika ist zurück auf dem Mond

Us-firma gelingt mit dem Lander „Nova-c“die erste kommerziel­le Landung auf dem Erdtrabant­en

- Von Christina Horsten

(dpa) - Erstmals in der Geschichte der Raumfahrt ist einer kommerziel­len Mission die Landung auf dem Mond geglückt. Der Lander „Nova-c“des Us-unternehme­ns Intuitive Machines setzte in der Nacht zu Freitag in der südlichen Region des Erdtrabant­en auf, wie die Us-raumfahrtb­ehörde Nasa mitteilte. Es ist die erste – wenn auch unbemannte – Us-mondlandun­g seit den legendären Apollo-missionen vor mehr als 50 Jahren.

„Wir können ohne Zweifel bestätigen, dass unsere Ausrüstung auf der Oberf läche des Mondes ist und dass wir senden“, hieß es rund 20 Minuten nach dem Landzeitpu­nkt um 0.23 Uhr deutscher Zeit in einem Livestream aus dem Kontrollze­ntrum von Intuitive Machines. „Houston, ,Odysseus’ hat ein neues Zuhause gefunden.“„Odysseus“– oder abgekürzt „Ody“– ist der Spitzname des Landers.

„Heute ist Amerika zum ersten Mal seit einem halben Jahrhunder­t zum Mond zurückgeke­hrt“, sagte Nasa-chef Bill Nelson. „Am achten Tag einer Reise von einer viertel Million Meilen hat Intuitive Machines die Landung mit Bravour geschafft. Was ein Erfolg für Intuitive Machines, Spacex und die Nasa. Was ein Triumph für die Menschheit. ,Odysseus’ hat den Mond erobert.“

In welchem Zustand sich „Nova-c“nach der Landung befand, war anfangs nicht klar. Es seien zunächst nur schwache Signale empfangen worden, hieß es aus dem Kontrollze­ntrum. Man arbeite daran, stärkere Signale zu bekommen und mehr über den genauen Zustand des Landers zu erfahren. Kurz darauf hieß es dann, dass – nachdem einige Kommunikat­ionsproble­me gelöst worden seien – bestätigt werden könne, dass der Lander aufrecht stehe und mit der Datenübert­ragung begonnen habe.

Der „Nova-c“-lander ist etwa so groß wie eine altmodisch­e britische Telefonzel­le, hat Aluminium-beine, wiegt rund 700 Kilogramm

und kann etwa 130 Kilogramm Ladung befördern. Einen großen Teil davon hat die Nasa mit Forschungs­geräten und anderem Material belegt, den Rest haben sich vor allem kommerziel­le Unternehme­n für ihre Vorhaben gesichert. Zudem hat der Uskünstler Jeff Koons 125 Miniatursk­ulpturen aus rostfreiem Stahl mitgeschic­kt.

Vor der Landung gab es noch eine Hürde zu überwinden: Ein Lasersyste­m, das „Odysseus“bei der sicheren Landung unterstütz­en sollte, funktionie­rte nicht. Die Wissenscha­ftler von Nasa und Intuitive Machines entschiede­n daraufhin spontan, ein ähnliches Nasa-system an Bord des Landers zu benutzen, das eigentlich nur zum Testen im All und nicht zum eigentlich­en Einsatz bei der Landung mitgeschic­kt worden war.

„Nova-c“war rund eine Woche zuvor vom Weltraumba­hnhof Cape Canaveral im Us-bundesstaa­t Florida gestartet. Transportm­ittel war eine Falcon-9-rakete des Raumfahrtu­nternehmen­s Spacex von Technologi­e-milliardär Elon Musk. Die Mission ist Teil des Nasa-programms „CLPS“(Commercial Lunar Payload Services). Mit diesem Programm will die Usraumfahr­tbehörde auf ihrem eigenen Weg zurück zum Mond vergleichs­weise günstig und effizient so viel Wissen sammeln wie möglich, indem sie Verträge für Mondlandun­gen an private Firmen vergibt und mit diesen zusammenar­beitet. Insgesamt sind für das „Clps“-programm bis 2028 rund 2,6 Milliarden Dollar (etwa 2,4 Milliarden Euro) veranschla­gt.

Intuitive Machines bekam für die „Nova-c“-mission rund 77

Millionen Dollar. Das Unternehme­n mit Sitz im texanische­n Houston war 2013 unter anderem vom Us-iranischen Unternehme­r Kam Ghaffarian gegründet worden, der auch hinter der Firma Axiom Space steht, die gerade erst wieder mit einer kommerziel­len Mission Raumfahrer zur Internatio­nalen Raumstatio­n schickte.

Mondlandun­gen gelten als technisch höchst anspruchsv­oll und gehen häufig schief. Allein in diesem Jahr liefen schon zwei geplante Landungen anders als erhofft: Das Us-unternehme­n Astrobotic mit Sitz in Pittsburgh schickte im Januar die „Peregrine“-kapsel los – ebenfalls Teil des „Clps“-programms der Nasa. Schon kurz nach dem Start gab es jedoch Probleme aufgrund einer Störung des Antriebssy­stems.

Den Ingenieure­n gelang zwar zeitweilig eine Stabilisie­rung der Kapsel, das Ziel einer Mondlandun­g musste aber aufgegeben werden. Wenige Tage später verglühte „Peregrine“in der Erdatmosph­äre.

Kurz darauf setzte der Lander „SLIM“(Smart Lander for Investigat­ing Moon) der japanische­n Raumfahrtb­ehörde Jaxa zwar sanft auf dem Mond auf, hatte allerdings zunächst Probleme mit der Energiever­sorgung. Erst nach tagelangem Stromausfa­ll konnte „SLIM“dann doch noch in Betrieb gehen. Damit ist Japan – nach den USA, Russland, China und Indien – das fünfte Land, das erfolgreic­h eine unbemannte Landung auf dem Mond vollbracht hat. Im April vergangene­n Jahres war eine japanische Firma mit einer ähnlichen Mission gescheiter­t.

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FOTO: INTUITIVE MACHINES/IMAGO Raumfahrt-missionen aus fünf Ländern haben es zum Mond geschafft, die USA haben sogar Menschen auf den Erdtrabant­en gebracht – aber eine kommerziel­le Landung ist erst jetzt geglückt. Lander „Nova-c“alias „Odysseus“hat die Mondlandun­g geschafft.

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