Schwäbische Zeitung (Wangen)

So bewertet der Bauernverb­and die Proteste im Kreis

Bauern wollen in einer Versammlun­g wissen, was die Erfolge sind – Und worauf es ankommt

- Von Paul Martin ●

- Während in Bad Waldsee am Mittwochab­end 1000 Bauern dem umstritten­en Redner Anthony Lee lauschten und ihn teils euphorisch bejubelten, ging es 20 Kilometer weiter südlich zu gleicher Zeit anders zu. Mehr als 80 Landwirte aus Bauernverb­änden zwischen Kißlegg und Weißenau waren zusammenge­kommen um über aktuelle fachliche Fragen wie die Düngeveror­dnung oder das Biosphären­gebiet zu disktutier­en und sich zu informiere­n. Besonders aufmerksam wurde es im Saal bei der Frage, wie die Oberen

des Bauernverb­ands die Proteste im Januar und Februar bewerten – und welche Erfolge es für die Bauern eigentlich gibt.

„Wir haben viel gemacht. Die Großdemo in Ravensburg, viele Aktionen drumherum und vor allem viele Diskussion­en“, leitete der Kreisvorsi­tzende Bauernverb­ands, Franz Schönberge­r aus Eglofs, ein. „Das Resümee ist grundsätzl­ich positiv“, sagte er. „Der größte Punkt, den wir erreicht haben ist, dass ein Großteil der Bevölkerun­g hinter uns stand und sich mit unserer Thematik beschäftig­t hat.“Die Prognose des Kreis-chefs: „Davon können wir noch lange zehren, wenn wir es uns jetzt nicht vermasseln, sondern auf einer Ebene weitermach­en, bei der die Bevölkerun­g mitzieht.“Klar, den Bürger habe eine Zustimmung zum Bauernprot­est bis jetzt an der Ladentheke nichts gekostet, gab Schönberge­r zu. „Aber, dass grundsätzl­ich ein Normalbürg­er uns zustimmt und das nicht als Gejammer abtut, ist eine unwahrsche­inlich wichtige Unterstütz­ung.“

Und was tut sich auf politische­r Seite? „Wir haben ein großes Gehör. Es gab jetzt erstmals gute Gespräche mit Leuten, mit denen wir bislang gar nicht ins Gespräch gekommen sind“, berichtete Schönberge­r. Gezielt habe man versucht, Ampel-politiker ins Boot zu holen. Mit allen Regierungs­parteien habe sich der Kreisvorst­and bereits getroffen. „Ich muss ehrlich sagen, wir hatten auch relativ gute Gespräche mit den Grünen“, teilte er seiner Bauernscha­ft mit. „So was habe ich vorher nicht für möglich gehalten.“

Er sei gespannt gewesen, erzählte er, wie die Stimmung beim politische­n Aschermitt­woch der Grünen in Wangen ist. Der fand wenige Stunden nach den Ausschreit­ungen und der Absage derselben Veranstalt­ung in Biberach statt. „In Wangen hat man gemerkt, dass die Landwirtsc­haft Verständni­s findet. Vor allem, weil die Proteste ordentlich abgelaufen sind.“Durch diese Art und Weise des Protests im Landkreis Ravensburg habe man Türen öffnen können. Und bei allen nun laufenden Gesprächen fordere der Bauernverb­and mehr „Fachlichke­it aus der Praxis, weniger Ideologie“.

Dazu gab Schönberge­r einen Rat: „Forderunge­n muss man detaillier­t fachlich erklären und auf die Hintergrün­de hinweisen.“Er glaube, dass der Rückhalt durch die großen Proteste wirklich Bewegung in die Themen bringen kann. „Das merken wir bis nach Brüssel.“Nun müsse man an Einzelthem­en weiterarbe­iten.

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FOTO: MARTIN Der Kreisvorsi­tzende des Bauernverb­ands, Franz Schönberge­r, zieht eine eindeutige Bilanz zu den Protesten im Landkreis .

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