So bewertet der Bauernverband die Proteste im Kreis
Bauern wollen in einer Versammlung wissen, was die Erfolge sind – Und worauf es ankommt
- Während in Bad Waldsee am Mittwochabend 1000 Bauern dem umstrittenen Redner Anthony Lee lauschten und ihn teils euphorisch bejubelten, ging es 20 Kilometer weiter südlich zu gleicher Zeit anders zu. Mehr als 80 Landwirte aus Bauernverbänden zwischen Kißlegg und Weißenau waren zusammengekommen um über aktuelle fachliche Fragen wie die Düngeverordnung oder das Biosphärengebiet zu disktutieren und sich zu informieren. Besonders aufmerksam wurde es im Saal bei der Frage, wie die Oberen
des Bauernverbands die Proteste im Januar und Februar bewerten – und welche Erfolge es für die Bauern eigentlich gibt.
„Wir haben viel gemacht. Die Großdemo in Ravensburg, viele Aktionen drumherum und vor allem viele Diskussionen“, leitete der Kreisvorsitzende Bauernverbands, Franz Schönberger aus Eglofs, ein. „Das Resümee ist grundsätzlich positiv“, sagte er. „Der größte Punkt, den wir erreicht haben ist, dass ein Großteil der Bevölkerung hinter uns stand und sich mit unserer Thematik beschäftigt hat.“Die Prognose des Kreis-chefs: „Davon können wir noch lange zehren, wenn wir es uns jetzt nicht vermasseln, sondern auf einer Ebene weitermachen, bei der die Bevölkerung mitzieht.“Klar, den Bürger habe eine Zustimmung zum Bauernprotest bis jetzt an der Ladentheke nichts gekostet, gab Schönberger zu. „Aber, dass grundsätzlich ein Normalbürger uns zustimmt und das nicht als Gejammer abtut, ist eine unwahrscheinlich wichtige Unterstützung.“
Und was tut sich auf politischer Seite? „Wir haben ein großes Gehör. Es gab jetzt erstmals gute Gespräche mit Leuten, mit denen wir bislang gar nicht ins Gespräch gekommen sind“, berichtete Schönberger. Gezielt habe man versucht, Ampel-politiker ins Boot zu holen. Mit allen Regierungsparteien habe sich der Kreisvorstand bereits getroffen. „Ich muss ehrlich sagen, wir hatten auch relativ gute Gespräche mit den Grünen“, teilte er seiner Bauernschaft mit. „So was habe ich vorher nicht für möglich gehalten.“
Er sei gespannt gewesen, erzählte er, wie die Stimmung beim politischen Aschermittwoch der Grünen in Wangen ist. Der fand wenige Stunden nach den Ausschreitungen und der Absage derselben Veranstaltung in Biberach statt. „In Wangen hat man gemerkt, dass die Landwirtschaft Verständnis findet. Vor allem, weil die Proteste ordentlich abgelaufen sind.“Durch diese Art und Weise des Protests im Landkreis Ravensburg habe man Türen öffnen können. Und bei allen nun laufenden Gesprächen fordere der Bauernverband mehr „Fachlichkeit aus der Praxis, weniger Ideologie“.
Dazu gab Schönberger einen Rat: „Forderungen muss man detailliert fachlich erklären und auf die Hintergründe hinweisen.“Er glaube, dass der Rückhalt durch die großen Proteste wirklich Bewegung in die Themen bringen kann. „Das merken wir bis nach Brüssel.“Nun müsse man an Einzelthemen weiterarbeiten.