Nicht nur im Fernsehen eine Küchenkönner
Die Sendung „The Taste“auf Sat.1 hat die Zuschauer inzwischen mit zwölf Staffeln beglückt, in denen talentierte Laien und Profis unter die Fittiche von Koch-stars wie Tim Raue oder Alexander Hermann genommen werden. Es gilt, zu kochen, was das Zeug hält – und Juroren zu überzeugen. Dann besteht die Chance, 50.000 Euro zu gewinnen.
Im Jahr 2022 gelang dieses Kunststück Jari Dochat, der als Profi in Konstanz kocht. Und zwar im Restaurant Anglerstuben, das direkt am Seerhein liegt. Dem schlichten Gebäude sieht man nicht an, was sich oben auf den Tellern abspielt. Denn das hat mit allem Möglichen zu tun, außer mit Schlichtheit.
Auf einem rustikalen Steinboden steht Mobiliar aus grobem
Holz, Stühle sind petrolfarben gepolstert. Es ist gut gelungen, die Innengestaltung in die Moderne zu holen. Das kulinarische Konzept trägt den Untertitel „regional & echt“und offenbart sich in zwei Menüs mit jeweils fünf und sechs Gängen. Sämtliche Positionen können auch einzeln und in beliebiger Kombination bestellt werden, wie die bestens geschulte Dame im Service erklärt. Auch ihr Kollege, als Sommelier eine ebenso sachkundige wie unterhaltsame Erscheinung, hat offenbar genau den richtigen Beruf gewählt. Und Küchenchef Jari Dochat? Diese Frage beantwortet der kreative Speisereigen. Was alle Gänge verbindet, ist eine ästhetische Präsentation und die Betonung jeweils einer Hauptzutat. Während beim wächsernen Ei auf Kartoffelpüree mit Spinat und Trüffel ausgerechnet der teure Edelpilz aromatisch schwächelt und kaum nach Trüffel schmeckt, gelingt es dem Küchenchef gerade beim Fisch, besonders viel Aroma unter den Schuppen hervorzulocken. Egal ob Skrei oder Bodenseehecht – der Fisch präsentiert sich vollendet in seiner Konsistenz. Immer so abgeschmeckt, dass er für sich steht. Was ihn jeweils umspielt, folgt dann asiatischen oder französischen Spuren. Exzellent gelungen: Die Kombination aus Skrei, herber Quitte und zu Bandnudeln geschnittene Schwarzwurzeln. Und damit’s am Gaumen kracht, kommt noch gepoppter Buchweizen dazu.
Die vegetarische Ente entpuppt sich erst nach genauerem Hinschmecken als f leischfrei – es ist raff iniert bearbeiteter Sellerie! Und egal ob Maispoularde oder Variationen vom Linggeringer Reh: Die fehlerfreie Zubereitung jeder Komponente macht große Freude. Auch wenn sich die Kreativität manchmal etwas verläuft – wie beim Dessert „Pina Colada“: Ananas, Rum und Kokos liegen in unterschiedlichen Texturen unter Zuckerwatte – der grobe Szechuanpfeffer darüber ist dabei ein geschmacklicher Irrläufer. Umso überzeugender: Eis aus Blaukraut zum Käse.
Fazit: Dochat ist aus gutem Grund Sieger bei „The Taste“geworden – und dementsprechend ist das Menü in den Anglerstuben unbedingt ein Gewinn.