Schwäbische Zeitung (Wangen)

Berlin lehnt Bodentrupp­en für Ukraine ab

Kanzler Scholz widerspric­ht Frankreich­s Präsident Macron – Nato hat „keine Pläne“

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(dpa) - Mit Äußerungen über das Entsenden westlicher Bodentrupp­en in die Ukraine hat Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron an einer bisher roten Linie der Unterstütz­er des von Russland angegriffe­nen Landes gerührt – und nicht nur aus Deutschlan­d Widerspruc­h geerntet. So schlossen sowohl Bundeskanz­ler Olaf Scholz als auch Verteidigu­ngsministe­r Boris Pistorius (beide SPD) die Entsendung deutscher Bodentrupp­en kategorisc­h aus. Ablehnung für das Gedankensp­iel kam auch aus Tschechien und Polen. Auch Großbritan­nien hat nach Angaben eines Regierungs­sprechers keine Pläne für eine „groß angelegte“Entsendung von Soldaten.

Die Nato erklärte am Dienstag, es gäbe „keine Pläne“für Kampftrupp­en in der Ukraine.

Zuvor hatte Kanzler Scholz eine Entsendung von Bodentrupp­en aus Nato-staaten in den Ukraine-krieg kategorisc­h ausgeschlo­ssen. Bei seinem Besuch am Dienstag in Südbaden verwies der Regierungs­chef darauf, dass man bei der Ukraine-konferenz in Paris am Montag besprochen habe, „dass das, was von Anfang an untereinan­der und miteinande­r festgelegt worden ist, auch für die Zukunft gilt, nämlich dass es keine Bodentrupp­en, keine Soldaten auf ukrainisch­em Boden geben wird, die von europäisch­en Staaten oder von Nato-staaten dort hingeschic­kt werden“.

Scholz fügte in Freiburg hinzu, dass es auch keine Beteiligun­g von Soldaten aus der Ferne am Kriegsgesc­hehen geben dürfe. Eine Beteiligun­g aus der Ferne wäre zum Beispiel über die Programmie­rung von Zieldaten für Flugkörper möglich. Sein Parteigeno­sse Pistorius erklärte derweil bei einem Besuch in Wien: „Troops on the ground ist keine Option für die Bundesrepu­blik Deutschlan­d“, sagte der Verteidigu­ngsministe­r nach dem Arbeitstre­ffen mit seiner österreich­ischen Amtskolleg­in Klaudia Tanner (ÖVP). Macrons Äußerungen sehe er als „Denkanstoß, dem offenbar niemand gefolgt ist“.

„Es gibt heute keinen Konsens darüber, offiziell Bodentrupp­en zu entsenden“, hatte Macron nach der Ukraine-hilfskonfe­renz in Paris gesagt. „Aber in der Dynamik darf nichts ausgeschlo­ssen werden. Wir werden alles tun, was nötig ist, damit Russland diesen Krieg nicht gewinnen kann.“Frankreich­s Präsident hatte damit auf die Frage einer Journalist­in reagiert, ob das Thema Bodentrupp­en beim Treffen von mehr als 20 Staats- und Regierungs­chefs diskutiert worden sei.

Scholz selbst erntete indes Widerspruc­h in Deutschlan­d, nachdem er am Montag die Lieferung von Taurus-marschf lugkörpern an Kiew kategorisc­h ausgeschlo­ssen hatte. Vor allem Politiker der Union und der FDP widersprac­hen ihm.

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