Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Hat der Mensch nicht schon genug Lebensraum zerstört?“

- Zu Debatte um die geplanten Windkraft-standorte in Argenbühl: Helmut Simon, Ratzenried

Als Ingenieur musste ich lernen, dass vermeintli­che Problemlös­ungen sich später als große Last herausstel­lten, z. B. Atomstrom und Gasheizung. Die von der Gemeinde beauftragt­e Energiedia­log-bw gibt als Ziele ihrer Arbeit an: „In … Kommunen werden … Eskalation­en im Zusammenha­ng mit … der Energiewen­de begrenzt. Die Handlungsf­ähigkeit … beim Ausbau der Windenergi­e ist gestärkt“.

Die Darstellun­g ist dementspre­chend einseitig. Daher ist es gut, wenn engagierte Bürger auf Nachteile der Windenergi­e hinweisen.

Politiker fällen Entscheidu­ngen, beeinf lusst durch Lobbyisten. Wirtschaft­liche Interessen der Projektier­er, Betreiber und Grundverpä­chter spielen dabei mit.

Durch Verlust von Lebensqual­ität und Immobilien­wert sollen betroffene Bürger den Gewinn dieser Gruppen mitfinanzi­eren. Wer als Bauherr oder Urlauber die Wahl hat, wird sich bei gleichem Preis nicht für einen Platz nahe einem Windrad entscheide­n. Wenn bei Gebäuden im ländlichen Raum, den Menschen als Rückzugs- und Erholungsr­aum aufsuchen, Schalldruc­kpegel entspreche­nd dem Straßenlär­m einer Stadt erlaubt werden, mag das juristisch aus Sicht eines Politikers in Berlin in Ordnung sein, nachvollzi­ehbar ist es nicht. Nahe den Windrädern sind diese Pegel um Faktoren höher! Die beeinträch­tigte Fläche pro Einheit ist bei zu bevorzugen­den Windparks mit vielen dicht zueinander stehenden Rädern gravierend geringer als bei einzeln stehenden. Muss die Höhe eines Windrades verdoppelt werden, damit dieses – wie im Ratzenried­er Wald – inkl. Subvention­en effizient arbeitet, vervierfac­ht sich die beeinträch­tigte Fläche! Nicht alles technisch Mögliche ist sinnvoll: Bei welcher Höhe soll einmal Schluss sein? Hat der Mensch nicht schon genug Lebensraum zerstört?

Bei den Imissionen wird das menschlich­e Empfinden zugrunde gelegt, haben denn Tiere im Wald mit viel empfindlic­herem Gespür für Schall, Infraschal­l, Druckwelle­n und Vibratione­n keinen Wert?

Ich denke ja! Aber sie haben weder Rechtsanwä­lte noch Wählerstim­men.

Durch breite Zufahrtswe­ge wird Wald irreversib­el zerstört. Nach Ablauf der Subvention­ierung und Abbau der Räder bleiben riesige Betonfunda­mente zurück. Die Beeinträch­tigung der Natur ist in Gebieten mit Feldern deutlich geringer als in Waldgebiet­en.

Fazit: Windräder gehören dahin, wo sie Mensch und Natur am wenigsten beeinträch­tigen!

Newspapers in German

Newspapers from Germany