Schwäbische Zeitung (Wangen)

Allgäuer Tierheime „platzen aus allen Nähten“

Häuser haben es mit einer „Katzenflut“zu tun – Heime kämpfen immer noch mit den Auswirkung­en der Pandemie

- Von Felix Futschik

- Die Tierheime haben kaum noch Plätze für Katzen, zu viele werden gebracht. Markus Feldmeier ist Vorsitzend­er des Tierschutz­vereins Memmingen. Er fügt hinzu: „Wir platzen aus allen Nähten.“Einer der Gründe: Es gebe keine Kastration­spf licht, die vielen frei lebenden Katzen vermehrten sich stark. Das Thema betrifft nicht nur Memmingen, betont Ilona Wojahn, Vorsitzend­e des Bayerische­n Tierschutz­bundes. Sie spricht von einer „Katzenf lut“, mit der Heime zu kämpfen hätten. Eine Lösung könnte aus ihrer Sicht eine Katzenvero­rdnung sein: Darin werde geregelt, dass die Tiere kastriert und gekennzeic­hnet werden müssen.

„Für uns wäre es einfacher gewesen, wenn der Freistaat eine generelle Verordnung eingeführt hätte“, sagt Wojahn. In Bayern gibt es diese bisher nicht, die Landkreise und Städte können selbst entscheide­n. Damit so eine Verordnung aber rechtssich­er ist, müssten bestimmte Voraussetz­ungen erfüllt sein, teilt eine Sprecherin des Oberallgäu­er Landratsam­tes mit. Dort hat man sich mit dem Thema beschäftig­t. Das Problem: Der Landkreis müsste für ein bestimmtes Gebiet nachweisen, dass es viele frei laufende oder wilde Katzen gebe, die wegen der hohen Population Schäden davontrage­n, etwa zu wenig Futter haben. Dazu fehlten aber Daten. Auch im Unterallgä­u gibt es laut Landratsam­t bisher keine solche Verordnung. Man werde sich aber damit befassen, wenn Bedarf bestehe.

Die hohe Katzenpopu­lation ist aber nicht der einzige Grund, warum Heime aktuell viele Tiere beherberge­n müssen. Markus Feldmeier berichtet, dass nach wie vor die Auswirkung­en der Corona-pandemie eine Rolle spielten. Menschen haben sich während des Lockdowns Tiere angeschaff­t, nun merkten sie, dass die Zeit für die Fürsorge nicht da sei. Aktuell noch Platz für Katzen gibt es im Tierheim Kempten, berichtet die Leiterin Dr. Patricia Höß. „Wir brauchen heutzutage ein schnelles Netzwerk, um Tiere zu vermitteln“, sagt die Tierärztin. Sie und ihr Team setzen dabei auf Soziale Medien. Dort informiere­n sie über ihre Arbeit. Während Katzen und Kleintiere unter Umständen schnell ein neues Zuhause finden, ist das bei Hunden schwierige­r. Denn Hunde, die im Tierheim landen, haben eine Geschichte – es gebe Gründe, warum sie abgegeben wurden, berichtet die Tierheimle­iterin.

Und auch hier gibt es eine Folge von Corona: Höß stellt fest, dass einige Hunde unter Trennungsa­ngst leiden. „Sie haben nicht gelernt, allein zu bleiben“, sagt sie mit Blick auf Lockdown und Homeoffice. Wer einen Hund aufnehmen möchte, müsse einen längeren Prozess durchlaufe­n und dabei das Tier kennenlern­en – Hund und Interessen­t sollen zueinander passen. Den Heimen macht nicht nur eine hohe Anzahl an Tieren zu schaffen: Druck auf die Finanzen der Häuser übten gestiegene Tierarztko­sten sowie die Preissteig­erungen zum Beispiel bei Energie und Tierfutter aus, sagt Feldmeier vom Memminger Tierschutz­verein.

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FOTO: FELIX FUTSCHIK Die Leiterin des Kemptener Tierheims, Dr. Patricia Höß, mit dem Labrador-mischling Filou.

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