Allgäuer Tierheime „platzen aus allen Nähten“
Häuser haben es mit einer „Katzenflut“zu tun – Heime kämpfen immer noch mit den Auswirkungen der Pandemie
- Die Tierheime haben kaum noch Plätze für Katzen, zu viele werden gebracht. Markus Feldmeier ist Vorsitzender des Tierschutzvereins Memmingen. Er fügt hinzu: „Wir platzen aus allen Nähten.“Einer der Gründe: Es gebe keine Kastrationspf licht, die vielen frei lebenden Katzen vermehrten sich stark. Das Thema betrifft nicht nur Memmingen, betont Ilona Wojahn, Vorsitzende des Bayerischen Tierschutzbundes. Sie spricht von einer „Katzenf lut“, mit der Heime zu kämpfen hätten. Eine Lösung könnte aus ihrer Sicht eine Katzenverordnung sein: Darin werde geregelt, dass die Tiere kastriert und gekennzeichnet werden müssen.
„Für uns wäre es einfacher gewesen, wenn der Freistaat eine generelle Verordnung eingeführt hätte“, sagt Wojahn. In Bayern gibt es diese bisher nicht, die Landkreise und Städte können selbst entscheiden. Damit so eine Verordnung aber rechtssicher ist, müssten bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, teilt eine Sprecherin des Oberallgäuer Landratsamtes mit. Dort hat man sich mit dem Thema beschäftigt. Das Problem: Der Landkreis müsste für ein bestimmtes Gebiet nachweisen, dass es viele frei laufende oder wilde Katzen gebe, die wegen der hohen Population Schäden davontragen, etwa zu wenig Futter haben. Dazu fehlten aber Daten. Auch im Unterallgäu gibt es laut Landratsamt bisher keine solche Verordnung. Man werde sich aber damit befassen, wenn Bedarf bestehe.
Die hohe Katzenpopulation ist aber nicht der einzige Grund, warum Heime aktuell viele Tiere beherbergen müssen. Markus Feldmeier berichtet, dass nach wie vor die Auswirkungen der Corona-pandemie eine Rolle spielten. Menschen haben sich während des Lockdowns Tiere angeschafft, nun merkten sie, dass die Zeit für die Fürsorge nicht da sei. Aktuell noch Platz für Katzen gibt es im Tierheim Kempten, berichtet die Leiterin Dr. Patricia Höß. „Wir brauchen heutzutage ein schnelles Netzwerk, um Tiere zu vermitteln“, sagt die Tierärztin. Sie und ihr Team setzen dabei auf Soziale Medien. Dort informieren sie über ihre Arbeit. Während Katzen und Kleintiere unter Umständen schnell ein neues Zuhause finden, ist das bei Hunden schwieriger. Denn Hunde, die im Tierheim landen, haben eine Geschichte – es gebe Gründe, warum sie abgegeben wurden, berichtet die Tierheimleiterin.
Und auch hier gibt es eine Folge von Corona: Höß stellt fest, dass einige Hunde unter Trennungsangst leiden. „Sie haben nicht gelernt, allein zu bleiben“, sagt sie mit Blick auf Lockdown und Homeoffice. Wer einen Hund aufnehmen möchte, müsse einen längeren Prozess durchlaufen und dabei das Tier kennenlernen – Hund und Interessent sollen zueinander passen. Den Heimen macht nicht nur eine hohe Anzahl an Tieren zu schaffen: Druck auf die Finanzen der Häuser übten gestiegene Tierarztkosten sowie die Preissteigerungen zum Beispiel bei Energie und Tierfutter aus, sagt Feldmeier vom Memminger Tierschutzverein.