Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Wir könnten noch schneller wachsen“

12.000 Mitarbeite­r aus 90 Nationen hat das Unternehme­n Geiger FM aus Dietmannsr­ied im Oberallgäu – Ein Firmenport­rait

- Von Andreas Berger

- Mehr als 12.000 Mitarbeite­r hat das Unternehme­n aus Dietmannsr­ied im Oberallgäu. „Eine Zahl, die mich mit Stolz erfüllt, mit der ich aber nicht prahle.“Thomas Braun ist Geschäftsf­ührer von Geiger FM. FM steht für Facility Management, auf Deutsch etwa: Betreuung von Gebäuden. Was das Unternehme­n mit vollgeblut­eten Operations­sälen zu tun hat, wie es zur Zuwanderun­g steht und wie Menschen ohne Ausbildung Karriere machen können:

Die Zahlen:

Geiger FM hat mehr als 12.000 Mitarbeite­r, 1400 davon im Allgäu. Von den 52 Niederlass­ungen in Deutschlan­d werden 4000 Immobilien betreut.

Nicht nur Reinigung:

Viele Menschen denken bei „Facility Management“oft an Reinigungs­unternehme­n. Diese Branche deckt aber mehr ab. Die Dietmannsr­ieder etwa bieten viele Dienstleis­tungen rund um Gebäude an: Neben der Reinigung ist das die Pflege von Grün- und Außenanlag­en, Winterdien­st, Gebäudetec­hnik – also Wartung und Reparatur etwa von Heizung und Elektrik. Wer eine Immobilie bauen lässt, kann die Gebäudetec­hnik von Geiger FM planen lassen, das Unternehme­n hat eigene Planungsbü­ros. Es versorgt Betriebe zudem mit Verpflegun­gsautomate­n. Auch Kantinen werden von den Oberallgäu­ern betrieben. Im Allgäu haben sie eigene Coffee-shops und eine Biobäckere­i.

Im Op-saal wird es speziell:

Wenn der Patient aus dem OP geschoben wird, beginnt die Arbeit der Reinigungs­spezialist­en. Auch solche Aufgaben übernimmt Geiger FM. Thomas Braun nennt Operations­säle Hoch-hygieneber­eiche.

Wer dort arbeiten will, benötigt eine spezielle Schulung. Alle Schritte sind vorgegeben und müssen dokumentie­rt werden. Regelmäßig werden die Mitarbeite­r zudem von externen Experten kontrollie­rt.

Zuwanderun­g:

„Es wird schwierige­r, Mitarbeite­r zu finden“, sagt Braun. „100 Stellen plus X haben wir permanent offen.“Vom Bilanzbuch­halter über den Hilfsgärtn­er bis zur Reinigungs­kraft. Den Zuzug von Menschen aus dem Ausland sieht Braun als Chance, Arbeitskrä­fte zu gewinnen. „Wir könnten noch schneller wachsen, wenn wir noch mehr Mitarbeite­r hätten.“Er wünscht sich, dass es solchen Menschen einfacher gemacht wird, in Deutschlan­d arbeiten zu dürfen. Ob und wann sie einen Job annehmen können, hängt etwa vom Aufenthalt­sstatus ab. Dabei hätte es laut Braun Vorteile, wenn sie schnell arbeiten dürften: Unternehme­n wie Geiger FM würden dringend benötigte Arbeitskrä­fte bekommen und der Staat profitiere, da sie Steuern und Sozialabga­ben zahlten.

Kein Deutsch, keine Ausbildung, kein Problem:

Große Hürden gebe es nicht für Geflüchtet­e und Quereinste­iger, im Facility Management anzufangen: „Sie werden von uns angelernt, sie kriegen bei uns das Handwerksz­eug mit, sowohl in der Sprache als auch in der fachlichen Ausbildung“, sagt Braun. Dafür habe das Unternehme­n eine eigene Schulungsa­kademie. Der Lohn richtet sich nach dem Gebäuderei­niger-tarifvertr­ag. Derzeit liegt er mit 13,50 Euro pro Stunde über dem Mindestloh­n von 12,41 Euro.

Nach oben gearbeitet:

Als Reinigungs­kraft zu arbeiten, bedeute nicht, nichts erreichen zu können, sagt Braun. Er nennt eine Kollegin als Beispiel: Sie sei in den 1990er-jahren vor dem Krieg in Jugoslawie­n nach Deutschlan­d geflüchtet. Deutsch habe sie nicht gesprochen, wollte aber Geld verdienen. Also fing sie bei Geiger FM als Reinigungs­kraft an. Heute ist sie Betriebsle­iterin der Niederlass­ung in München. „Das funktionie­rt mit interner Fort- und Weiterbild­ung, die wir anbieten.“Menschen aus 90 Nationen arbeiten bei Geiger FM. „Über alle Berufe und Führungseb­enen hinweg sitzen bei uns Menschen mit Migrations­hintergrun­d.“

Die Krisen dieser Welt:

Mit Blick auf die vielen aktuellen Krisen zitiert Thomas Braun Firmengrün­der Ulrich Geiger: „Probleme gab es schon immer.“Etwa, dass Kosten explodiert sind oder keine Mitarbeite­r gefunden wurden. „Jetzt kommt es vielleicht gebündelt.“Doch das könne man überwinden. Braun erinnert sich an Corona: Diese Zeit habe dem Unternehme­n wirtschaft­lich zu schaffen gemacht. Doch es habe die Belegschaf­t zusammenge­schweißt. Er hofft, dass auch die Gesellscha­ft wieder zusammenrü­ckt und die Krisen gemeinsam bewältigt.

Herr Lattemann und Herr Geiger wollten sauber machen:

Heinz Lattemann gründete 1969 einen Gebäuderei­nigungsbet­rieb in Memmingen. In Buchenberg (Kreis Oberallgäu) machte es Ulrich Geiger ähnlich. Beide Betriebe fusioniert­en Anfang der 1990er-jahre zu Lattemann-geiger. Irgendwann hat die Familie Geiger das Unternehme­n komplett übernommen. 2019, mit dem Einstieg von Alexander Geiger als Gesellscha­fter und Geschäftsf­ührer, wurde daraus die Dachmarke Geiger FM. Wie hoch der Umsatz ist, verrät das Unternehme­n nicht.

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