„Wir könnten noch schneller wachsen“
12.000 Mitarbeiter aus 90 Nationen hat das Unternehmen Geiger FM aus Dietmannsried im Oberallgäu – Ein Firmenportrait
- Mehr als 12.000 Mitarbeiter hat das Unternehmen aus Dietmannsried im Oberallgäu. „Eine Zahl, die mich mit Stolz erfüllt, mit der ich aber nicht prahle.“Thomas Braun ist Geschäftsführer von Geiger FM. FM steht für Facility Management, auf Deutsch etwa: Betreuung von Gebäuden. Was das Unternehmen mit vollgebluteten Operationssälen zu tun hat, wie es zur Zuwanderung steht und wie Menschen ohne Ausbildung Karriere machen können:
Die Zahlen:
Geiger FM hat mehr als 12.000 Mitarbeiter, 1400 davon im Allgäu. Von den 52 Niederlassungen in Deutschland werden 4000 Immobilien betreut.
Nicht nur Reinigung:
Viele Menschen denken bei „Facility Management“oft an Reinigungsunternehmen. Diese Branche deckt aber mehr ab. Die Dietmannsrieder etwa bieten viele Dienstleistungen rund um Gebäude an: Neben der Reinigung ist das die Pflege von Grün- und Außenanlagen, Winterdienst, Gebäudetechnik – also Wartung und Reparatur etwa von Heizung und Elektrik. Wer eine Immobilie bauen lässt, kann die Gebäudetechnik von Geiger FM planen lassen, das Unternehmen hat eigene Planungsbüros. Es versorgt Betriebe zudem mit Verpflegungsautomaten. Auch Kantinen werden von den Oberallgäuern betrieben. Im Allgäu haben sie eigene Coffee-shops und eine Biobäckerei.
Im Op-saal wird es speziell:
Wenn der Patient aus dem OP geschoben wird, beginnt die Arbeit der Reinigungsspezialisten. Auch solche Aufgaben übernimmt Geiger FM. Thomas Braun nennt Operationssäle Hoch-hygienebereiche.
Wer dort arbeiten will, benötigt eine spezielle Schulung. Alle Schritte sind vorgegeben und müssen dokumentiert werden. Regelmäßig werden die Mitarbeiter zudem von externen Experten kontrolliert.
Zuwanderung:
„Es wird schwieriger, Mitarbeiter zu finden“, sagt Braun. „100 Stellen plus X haben wir permanent offen.“Vom Bilanzbuchhalter über den Hilfsgärtner bis zur Reinigungskraft. Den Zuzug von Menschen aus dem Ausland sieht Braun als Chance, Arbeitskräfte zu gewinnen. „Wir könnten noch schneller wachsen, wenn wir noch mehr Mitarbeiter hätten.“Er wünscht sich, dass es solchen Menschen einfacher gemacht wird, in Deutschland arbeiten zu dürfen. Ob und wann sie einen Job annehmen können, hängt etwa vom Aufenthaltsstatus ab. Dabei hätte es laut Braun Vorteile, wenn sie schnell arbeiten dürften: Unternehmen wie Geiger FM würden dringend benötigte Arbeitskräfte bekommen und der Staat profitiere, da sie Steuern und Sozialabgaben zahlten.
Kein Deutsch, keine Ausbildung, kein Problem:
Große Hürden gebe es nicht für Geflüchtete und Quereinsteiger, im Facility Management anzufangen: „Sie werden von uns angelernt, sie kriegen bei uns das Handwerkszeug mit, sowohl in der Sprache als auch in der fachlichen Ausbildung“, sagt Braun. Dafür habe das Unternehmen eine eigene Schulungsakademie. Der Lohn richtet sich nach dem Gebäudereiniger-tarifvertrag. Derzeit liegt er mit 13,50 Euro pro Stunde über dem Mindestlohn von 12,41 Euro.
Nach oben gearbeitet:
Als Reinigungskraft zu arbeiten, bedeute nicht, nichts erreichen zu können, sagt Braun. Er nennt eine Kollegin als Beispiel: Sie sei in den 1990er-jahren vor dem Krieg in Jugoslawien nach Deutschland geflüchtet. Deutsch habe sie nicht gesprochen, wollte aber Geld verdienen. Also fing sie bei Geiger FM als Reinigungskraft an. Heute ist sie Betriebsleiterin der Niederlassung in München. „Das funktioniert mit interner Fort- und Weiterbildung, die wir anbieten.“Menschen aus 90 Nationen arbeiten bei Geiger FM. „Über alle Berufe und Führungsebenen hinweg sitzen bei uns Menschen mit Migrationshintergrund.“
Die Krisen dieser Welt:
Mit Blick auf die vielen aktuellen Krisen zitiert Thomas Braun Firmengründer Ulrich Geiger: „Probleme gab es schon immer.“Etwa, dass Kosten explodiert sind oder keine Mitarbeiter gefunden wurden. „Jetzt kommt es vielleicht gebündelt.“Doch das könne man überwinden. Braun erinnert sich an Corona: Diese Zeit habe dem Unternehmen wirtschaftlich zu schaffen gemacht. Doch es habe die Belegschaft zusammengeschweißt. Er hofft, dass auch die Gesellschaft wieder zusammenrückt und die Krisen gemeinsam bewältigt.
Herr Lattemann und Herr Geiger wollten sauber machen:
Heinz Lattemann gründete 1969 einen Gebäudereinigungsbetrieb in Memmingen. In Buchenberg (Kreis Oberallgäu) machte es Ulrich Geiger ähnlich. Beide Betriebe fusionierten Anfang der 1990er-jahre zu Lattemann-geiger. Irgendwann hat die Familie Geiger das Unternehmen komplett übernommen. 2019, mit dem Einstieg von Alexander Geiger als Gesellschafter und Geschäftsführer, wurde daraus die Dachmarke Geiger FM. Wie hoch der Umsatz ist, verrät das Unternehmen nicht.