Noch gibt’s Geld vom Kreis für Stoffwindeln
Ist die Abfallvermeidungsstrategie sinnvoll? Uneinigkeit im Kreis-ausschuss
- Für den Müll ist der Landkreis zuständig. Das wissen die meisten. Doch auch zur Abfallvermeidung hat der Kreis einen gesetzlichen Auftrag. Darum gibt es Förderungen fürs Wickeln mit Stoffwindeln, Mehrweg-geschirr und einiges mehr. Doch wie steht’s um den Kostennutzen-effekt dieser Subventionen?
„Abfallvermeidung ist sinnvoll. Als Landkreis können wir aber nur positive Nadelstiche setzen“, sagte Matthias Weber vom Amt für Kreislaufwirtschaft jüngst im Kreistagsausschuss für Umwelt und Mobilität. Er erklärte, was man von der 2020 erstellten „Abfallvermeidungsstrategie“umgesetzt hat. Ein kreisweit einheitliches Mehrwegsystem für die Gastronomie stand auf der Agenda. Für 30 Wirte hätte es eine Förderung von 250 Euro gegeben. Gemeldet haben sich nur 21. Mehr als 2.500 Euro hat der Kreis ausgegeben, um an seinen Schulen Mehrweg-becher von „Recup“einzuführen. Außerdem wurde der BUND für mehr als 10.000 Euro beauftragt, an Schulen Ökotipps zu vermitteln.
Der größte Posten ist die Förderung von Mehrwegwindeln. Hier kann jede Familie 100 bis 150 Euro fürs Wickeln mit Stoffwindeln abrufen. 17.900 Euro hat das 2023 gekostet. Die Förderung ist gewissermaßen auch eine Kompensation des abgeschafften Windelsacks, mit dem Eltern früher kostenlos Windeln zum Restmüll stellen und abholen lassen konnten.
„Unsere oberste Pf licht ist nicht, den Müll von den Bürgern einzusammeln, sondern Abfall zu
vermeiden“, sagte im Ausschuss der Grünen-kreisrat Bruno Sing aus Aulendorf. Er mahnte, dass die Abfallvermeidungsstrategie von 2020 nicht weit genug umgesetzt wurde. Das sieht der Cduler Dieter Krattenmacher anders. „Man erkennt hier viel guten Willen aber was ist denn der messbare Effekt davon?“, fragte der Bürgermeister von Kißlegg. „Wir müssen als Kreis doch nicht isoliert an Kleinigkeiten, sondern an den großen Lösungen arbeiten.“Bei mancher Abfallvermeidung sieht Krattenmacher Geld und vor allem Personalkapazitäten beim Landratsamt verschwendet. „Bei den Haushaltsgesprächen müssen wir das alles auf den Prüfstand stellen, außer dem wirksamsten nämlich den Recyclingbaustoffen.“Dem schloss sich Roland Dieterich von der FDP an.
„Wir können uns der Abfallvermeidung nicht entziehen“, erklärte Amtsleiter Matthias Weber. Der gesetzliche Auftrag zur Abfallvermeidung sei schließlich da, außerdem sei es sinnvoll, wenn wenig Müll anfällt. Und was der Kreis Ravensburg bei dem Thema unternehme, sei „eher Unterkante“, gab Kreiskämmerer Franz Baur zu. Außerdem würden die Maßnahmen nicht aus dem Kreishaushalt, sondern über die Müllgebühren – etwa 4 Cent pro Gebührenzahler – gedeckt. „So oder so“, es geht um das Geld der Bürger, sagte Franz Baur. Er kündigte mit Blick auf das Sparen an, bald im Kreistag die „großen Fragen“beim Müllentsorgung klären zu müssen. Dazu gehörten etwa die Tonnen-vielfalt, gratis Sperrmüll-abholung und vieles mehr, was der Kreis im Moment anbietet.