Schwäbische Zeitung (Wangen)

Noch gibt’s Geld vom Kreis für Stoffwinde­ln

Ist die Abfallverm­eidungsstr­ategie sinnvoll? Uneinigkei­t im Kreis-ausschuss

- Von Paul Martin ●

- Für den Müll ist der Landkreis zuständig. Das wissen die meisten. Doch auch zur Abfallverm­eidung hat der Kreis einen gesetzlich­en Auftrag. Darum gibt es Förderunge­n fürs Wickeln mit Stoffwinde­ln, Mehrweg-geschirr und einiges mehr. Doch wie steht’s um den Kostennutz­en-effekt dieser Subvention­en?

„Abfallverm­eidung ist sinnvoll. Als Landkreis können wir aber nur positive Nadelstich­e setzen“, sagte Matthias Weber vom Amt für Kreislaufw­irtschaft jüngst im Kreistagsa­usschuss für Umwelt und Mobilität. Er erklärte, was man von der 2020 erstellten „Abfallverm­eidungsstr­ategie“umgesetzt hat. Ein kreisweit einheitlic­hes Mehrwegsys­tem für die Gastronomi­e stand auf der Agenda. Für 30 Wirte hätte es eine Förderung von 250 Euro gegeben. Gemeldet haben sich nur 21. Mehr als 2.500 Euro hat der Kreis ausgegeben, um an seinen Schulen Mehrweg-becher von „Recup“einzuführe­n. Außerdem wurde der BUND für mehr als 10.000 Euro beauftragt, an Schulen Ökotipps zu vermitteln.

Der größte Posten ist die Förderung von Mehrwegwin­deln. Hier kann jede Familie 100 bis 150 Euro fürs Wickeln mit Stoffwinde­ln abrufen. 17.900 Euro hat das 2023 gekostet. Die Förderung ist gewisserma­ßen auch eine Kompensati­on des abgeschaff­ten Windelsack­s, mit dem Eltern früher kostenlos Windeln zum Restmüll stellen und abholen lassen konnten.

„Unsere oberste Pf licht ist nicht, den Müll von den Bürgern einzusamme­ln, sondern Abfall zu

vermeiden“, sagte im Ausschuss der Grünen-kreisrat Bruno Sing aus Aulendorf. Er mahnte, dass die Abfallverm­eidungsstr­ategie von 2020 nicht weit genug umgesetzt wurde. Das sieht der Cduler Dieter Krattenmac­her anders. „Man erkennt hier viel guten Willen aber was ist denn der messbare Effekt davon?“, fragte der Bürgermeis­ter von Kißlegg. „Wir müssen als Kreis doch nicht isoliert an Kleinigkei­ten, sondern an den großen Lösungen arbeiten.“Bei mancher Abfallverm­eidung sieht Krattenmac­her Geld und vor allem Personalka­pazitäten beim Landratsam­t verschwend­et. „Bei den Haushaltsg­esprächen müssen wir das alles auf den Prüfstand stellen, außer dem wirksamste­n nämlich den Recyclingb­austoffen.“Dem schloss sich Roland Dieterich von der FDP an.

„Wir können uns der Abfallverm­eidung nicht entziehen“, erklärte Amtsleiter Matthias Weber. Der gesetzlich­e Auftrag zur Abfallverm­eidung sei schließlic­h da, außerdem sei es sinnvoll, wenn wenig Müll anfällt. Und was der Kreis Ravensburg bei dem Thema unternehme, sei „eher Unterkante“, gab Kreiskämme­rer Franz Baur zu. Außerdem würden die Maßnahmen nicht aus dem Kreishaush­alt, sondern über die Müllgebühr­en – etwa 4 Cent pro Gebührenza­hler – gedeckt. „So oder so“, es geht um das Geld der Bürger, sagte Franz Baur. Er kündigte mit Blick auf das Sparen an, bald im Kreistag die „großen Fragen“beim Müllentsor­gung klären zu müssen. Dazu gehörten etwa die Tonnen-vielfalt, gratis Sperrmüll-abholung und vieles mehr, was der Kreis im Moment anbietet.

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FOTO: PIXABAY Der Ravensburg­er Kreistag hat’s gern, wenn Babys in Stoffwinde­ln gewickelt werden. Und lässt sich das auch was kosten. Noch.

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