Amtzell und Caritas verlängern Wohnrauminitiative
Projekt soll Bedürftigen helfen – Bisher konnten 35 Geflüchtete untergebracht werden
- „Die gemeinsame Wohnraumoffensive von Gemeinde Amtzell und Caritas war in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich. Deshalb freuen wir uns sehr, dass wir diese erfolgreiche Kooperation um drei Jahre bis Ende 2026 verlängern können.“Mit diesen Worten bat Bürgermeisterin Manuela Oswald in der jüngsten Gemeinderatssitzung um Zustimmung zur Fortsetzung des Projekts, das der Gemeinderat einstimmig beschloss.
Welche Ziele hat die Wohnraumoffensive?
Idee dieser Kooperation ist es, Vermietern Sicherheit bei der Vermietung an Bedürftige zu geben, indem die Caritas als Zwischenmieter auftritt und die Gemeinde eine Risikorücklage bereitstellt. Oswald erläuterte: „Gemeinde und Caritas wollen damit zusätzlichen Wohnraum für Menschen schaffen, die auf dem Wohnungsmarkt benachteiligt oder von Obdachlosigkeit bedroht sind.“Es sollen zunächst nicht mehr als zehn der Wohnungen in der Vertragslaufzeit von drei Jahren gleichzeitig angemietet und betreut werden. Sollten mehr Wohnungen gefunden werden, so wollen die Partner sich erneut abstimmen.
Grund für die jetzt möglich gewordene Verlängerung der Offensive ist die Zusage der Diözese Rottenburg Stuttgart, das Projekt durch den Förderfonds „ Bezahlbarer Wohnraum“zumindest bis Ende 2026 weiter zu fördern.
Wie verlief der erste Projektabschnitt?
Christian Mayer von der Caritas Bodensee-oberschwaben, der im Gemeinderat Amtzell einen Zwischenbericht über die letzten Jahre gab, bewertete die bisherigen Ergebnisse als sehr erfreulich: „In den letzten knapp anderthalb Jahren konnten wir elf Wohnungen anmieten. Davon wurden sechs inzwischen wieder an die Eigentümer übergeben, so dass wir aktuell fünf Wohnungen in Amtzell angemietet haben.“Ziel sei es, künftig wieder auf zehn Wohnungen zu kommen.
Eine Besonderheit in Amtzell, so Mayer weiter, sei die hohe Fluktuation im Projekt: „Das liegt insbesondere daran, dass wir in den Amtzeller Wohnungen nur Ukrainer untergebracht haben – viele Frauen mit ihren Kindern, die schon innerhalb des Kennenlernjahres wieder in ihre Heimat zurückgekehrt sind.“So waren es bisher 35 geflüchtete Menschen, die in den angemieteten Wohnungen zumindest eine zeitweise Bleibe gefunden haben.
Warum vermieten Eigentümer über die Caritas?
„Die Eigentümer wollen und können durch uns Gutes tun“, so Mayer und hätten doch die Sicherheit, dass sie ihre Miete erhalten. In Amtzell konnten wir bisher vorwiegend Einliegerwohnungen vermieten. Das liege in der Wohnstruktur des Ortes begründet. Im gesamten Projektgebiet habe man vom Aussiedlerhof bis zur 1 Zimmer Wohnung alles im Portfolio.
Was geschieht, wenn sich Eigentümer und Mieter auf keine Fortsetzung einigen?
Auf Nachfrage aus dem Gemeinderat betonte Mayer, dass für den Wohnungseigentümer kein Risiko besteht: „Zwar streben wir in jedem Fall ein Dauermietverhältnis an – aber wenn nach dem Kennenlernjahr kein Folgemietverhältnis zustande kommt, dann endet das Mietverhältnis nach dem ersten Jahr automatisch.“
Darüber hinaus bietet die Gemeinde den Vermietern mit einer Risikorücklage eine zusätzliche Sicherheit, die insbesondere bei eventuellen Mietausfällen oder nicht beizutreibenden Schadensersatzansprüche des Vermieters greift.
Welches finanzielle Risiko trägt die Gemeinde?
Die Gemeinde stellt eine Risikorücklage von 12.000 Euro bereit und beteiligt sich mit jährlich 1800 Euro an den Projektkosten. Darüber hinaus trägt die Gemeinde die Kosten für die Wohnungsverwaltung mit derzeit 32,12 Euro brutto je Wohnung und Monat (Stand Oktober 2021) – aber nur, solange ein Mietverhältnis besteht.
Wie läuft das Projekt in anderen Gemeinden?
Das Projekt der Diözese Rottenburg-stuttgart existiert in der Region Allgäu-oberschwaben und Friedrichshafen bereits seit acht Jahren. Mayer weiter: „Aktuell haben wir 50 Wohnungen und es profitieren momentan 150 Personen von dem Projekt. Über die gesamte Laufzeit haben bisher knapp 400 Menschen eine Wohnung bekommen und es wurden rund 150 Wohnungen/häuser angemietet oder direkt vermittelt.“Finanziert werde das Projekt zu 80 Prozent über die Diözese, zu 20 Prozent durch die Caritas, die dafür Gelder generieren muss.