Schwäbische Zeitung (Wangen)

Enteignung bei Eglofstal rückt näher

Bald soll Verfahren starten, um in Besitz des noch fehlenden Grundstück­s zu gelangen – Arbeiten an B12 laufen derweil bereits

- Von Bernd Treffler

- Seit rund einer Woche laufen die Arbeiten an der B12 bei Eglofstal, wo für das Gewerbegeb­iet und die dortige Kreisstraß­e Linksabbie­gerspuren und breitere Fahrbahnen entstehen. Für den neuen Anschluss der K 8011 an die Bundesstra­ße fehlt aber noch immer ein Grundstück. Dessen Eigentümer sollen zwar in absehbarer Zeit enteignet werden. Damit der Straßenbau aber zügig weitergeht und bis Mitte April abgeschlos­sen ist, hatte das Regierungs­präsidium als zuständige Behörde für den 5. März im Ravensburg­er Rathaus eine mündliche Verhandlun­g anberaumt. Mit dem Ziel, die gut 1000 Quadratmet­er große Wiesenfläc­he vorzeitig in Besitz zu nehmen. Der Termin wurde nun aber verschoben.

Die neue Grenzbrück­e über die Obere Argen bei Eglofstal ist beinahe fertig, sie soll im Herbst das marode alte Bauwerk rund 50 Meter weiter f lussabwärt­s ersetzen, das schon seit längerem auf 3,5 Tonnen beschränkt ist. Seit Ende Februar laufen dazu die Arbeiten für die zweite, damit verbundene Maßnahme: Den Bau der Kreisstraß­e auf baden-württember­gischer Seite, die wegen des geänderten Verlaufs nicht mehr wie bisher an der Hofstelle, sondern rund 75 Meter weiter Richtung Wangen in die B12 münden soll.

Die künftige K8011 wird dabei für den Schwerlast­verkehr auf eine Breite von sechs Metern ausgebaut sein. Der Neubau der Brücke war deshalb vor allem auf bayerische­r Seite umstritten, weil Anlieger befürchten, dass damit auch ein Vollausbau der Kreisstraß­e LI 12 vorprogram­miert ist und so mehr schwere Laster durch das idyllische Tal rauschen. Aber auch auf baden-württember­gischer Seite gibt es Stimmen, die den Bau von Brücke und Kreisstraß­e als überdimens­ioniert bezeichnen. Eine davon gehört Christoph Maier.

Ihm und seinen beiden Geschwiste­rn gehört eine etwa sieben Hektar große, bewirtscha­ftete Wiese an der B 12. Für die neue Einmündung der K 8011 benötigt der Kreis dauerhaft gut tausend Quadratmet­er an der nordöstlic­hen Ecke des Grundstück­s. Diese Fläche will die Familie Maier jedoch nicht hergeben, eine drohende Enteignung steht bereits seit einigen Monaten im Raum (die SZ berichtete). Im aktuellen Fall hat der Landkreis Ravensburg als Bauherr hierfür nun den ersten Verfahrens­schritt gemacht und eine sogenannte „vorzeitige Besitzeinw­eisung“beim zuständige­n Regierungs­präsidium (RP) beantragt.

Die dafür am 5. März anberaumte, mündliche Verhandlun­g im Ravensburg­er Rathaus findet nun jedoch nicht statt – laut Christoph Maier aus „organisato­rischen Gründen“, wie es in der an ihn adressiert­en Mail stehe. Der Grundstück­seigentüme­r erwartet jedoch, dass ein Ersatzterm­in „wahrschein­lich nicht in allzu weiter Zukunft liegen wird“. Zudem sei es unsicher, ob er oder seine Geschwiste­r daran teilnehmen können, da alle berufstäti­g sind.

Eine Entscheidu­ng über den Antrag auf Besitzeinw­eisung kann aber auch bei „Nichtersch­einen“der Eigentümer getroffen werden, wie es in dem Rp-schreiben steht, das der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt. Für Christoph Maier aber „dürfte das Ergebnis auch bereits feststehen, die mündliche Verhandlun­g dient lediglich dazu, die formal notwendige rechtliche Form zu wahren“: „Die Einwendung­en werden abgetan und dem Antrag des Landratsam­ts Ravensburg wird stattgegeb­en.“Dennoch bleibe man „als Eigentümer zusammen mit dem Pächter“dabei, „dieses Vorgehen abzulehnen“.

Gestört hat den Grundstück­seigentüme­r auch die Art und Weise der Kommunikat­ion durch den Kreis, der von Anfang

an mit Enteignung gedroht habe. Er und sein Bruder sprechen dem Landkreis zudem „das ernsthafte Bemühen“um eine Einigung ab. Laut „Westallgäu­er“hat Julian Maier in einem Brief an das Regierungs­präsidium den Kreis auch für dessen aktuelles Vorgehen kritisiert: Dass noch vor Entscheidu­ng über die vorzeitige Besitzeinw­eisung mit den Baumaßnahm­en begonnen und damit Fakten geschaffen würden. In dem oben erwähnten Rp-schreiben wird die Besitzeinw­eisung zum 1. März beantragt, die

mündliche Verhandlun­g war ursprüngli­ch auf den 5. März terminiert.

Wenige Wochen nach dem neuen Termin und vorbehaltl­ich einer Entscheidu­ng für den Landkreis dürfte der Familie Maier der betreffend­e Teil ihres Grundstück­s entzogen werden, damit dies für den Bau der neuen Trasse zur Verfügung steht. Geplant ist, dass die K8011 deswegen bis Ende Oktober gesperrt bleibt. Die derzeitige­n Arbeiten an der B12 sollen dagegen schon bis Mitte April abgeschlos­sen sein – laut Plan

dann auch in dem Bereich, der noch der Familie Maier gehört.

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ARCHIVFOTO: BEE In diesem Bereich soll die neue Kreisstraß­e 8011 in die B12 (links) einmünden. Rechts des Schilds befindet sich das noch fehlende Grundstück der Familie Maier.

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